Hamburger Hafenkonzert
Sonntag, 27. Juni 2021, 19:00 bis
21:00 Uhr
Von Java nach Hamburg - Erinnerungen eines Seemanns
“Bei allen Widrigkeiten, allem Unglück, dem ich im Laufe meines langen Lebens ausgesetzt war, habe ich letztendlich immer sehr viel Glück gehabt.” (Jörn Mössler)
Der Bramfelder Jörn Mössler kommt 1940 auf der indonesischen Insel Java zur Welt, wo sein Vater als Inspektor auf einer deutschen Pflanzung arbeitet. Der 2. Weltkrieg beendet das behütete Leben im tropischen Paradies. Er verliert sein Zuhause und für lange Zeit den Vater. Der wird in Indien interniert, Mutter und Kinder werden nach China gebracht. Später bringt ein Truppentransporter sie nach Deutschland. Dort kommt nach acht Jahren Internierungshaft 1948 auch der Vater wieder an. Jörn Mössler hat in seiner neuen Heimat in der Oberpfalz wenig Lust auf Schule.
Von Diesel, Bratenfett und der ganz großen Liebe zur See
Mit 14 heuert Jörn Mössler in Bremerhaven an Bord eines Fischdampfers an - zunächst als Kochjunge. In der kleinen Kombüse direkt neben dem Maschinenaufgang riecht es nach Diesel und Bratenfett. Anderthalb Eimer Kartoffeln sind täglich zu schälen, geredet wird kaum. Die Fangreisen gehen in den Norden, nach Island, Norwegen und Grönland. Und die Seekrankheit ist auf den ersten beiden Reisen sein ständiger Begleiter. Sein nächstes Schiff ist ein Kümo (Küstenmotorschiff), das vor allem Stück- und Schüttgut von und nach Skandinavien transportiert. Später fährt er als Leichtmatrose auf einem Tramper. Das Meer ist seine große Liebe, die Freiheit, die er an Land immer vermisst hat.
Zurück an Land
Die Seemannskarriere findet ein jähes Ende, als er sich beim Baden in Sevilla mit Polio infiziert. Noch auf der Fahrt nach Colombo wird er krank. Im Krankenhaus auf Sri Lanka bewahrheitet sich die Diagnose: Kinderlähmung. Dass er noch lebt, sei ein Wunder, sagen die Ärzte. Viele Wochen später wird Jörn Mössler zurück nach Deutschland gebracht, er ist weitgehend gelähmt. Während seiner Rehabilitation in einem Krankenhaus der Rummelsberger Brüderschaft findet er seine neue Perspektive: Er macht zunächst ein freiwilliges diakonisches Jahr und später eine Ausbildung zum Krankenpfleger. In diesem Beruf findet er an Land seine neue Erfüllung.
Privates Glück in Bramfeld

Sein privates Glück hat er bei Schulfreundin Elke gefunden, die er nach vielen Jahren wiedertrifft. Nach neun Jahren Fernbeziehung zieht Jörn Mössler 1996 nach Hamburg-Bramfeld zu Elke. Jörn Mössler hat seine Erinnerungen der Biografiewerkstatt Farmsen- Berne erzählt. Hier werden Lebensgeschichten aufgeschrieben und der Nachwelt erhalten. Das 7. Buch in dieser Reihe mit den Erinnerungen von Jörn Mössler heisst “Wir sind durch Licht und Schatten gegangen”. Es ist ab Mitte Juli im Buchhandel und bei der evangelischen Kirchengemeinde Farmsen-Berne erhältlich und kostet 15 Euro.
Moderation: Kerstin von Stürmer
