Terror der Hamas - Taten klar verurteilen
Der muslimischen Publizistin Canan Topçu ist es sehr wichtig, den Hamas-Terror eindeutig zu verurteilen. In ihrem Gastkommentar plädiert sie dafür, schon in den Schulen Hass und Fremdenfeindlichkeit entgegenzuwirken.
Wie so viele Menschen verfolge auch ich seit vergangenem Samstag die Nachrichten über Gewalttaten der Terrororganisation Hamas in Israel. Die Massenerschießungen, Folter, Entführungen und in Videos zur Schau gestellten Erniedrigungen erschüttern mich. Was mich aber auch erschüttert: dass es hierzulande empathielose Muslime gibt, die ohne Hemmung ihre Freude über die Ermordung von Juden kundtun - in sozialen Netzwerken und auf der Straße.
Minderheit trägt zu Muslimfeindlichkeit bei
Damit keine Missverständnisse entstehen: Es ist eine kleine Minderheit, die feiernd auf die Straße ging und wohl auch in den nächsten Tagen gehen wird, um ihre Sympathie für die Hamas auszudrücken - und damit auch ihre Freude über den Tod von so vielen Menschen in Israel. Eben diese Minderheit schadet aber dem Ansehen von Muslimen insgesamt in unserem Land. Und: Diese Minderheit, die ihren Antisemitismus öffentlich artikuliert, trägt wiederum auch zur Muslimfeindlichkeit bei!
Verstörend ist nicht nur die zur Schau gestellte Freude über die Ermordung von Zivilisten, sondern auch, dass bestimmte Islam-Verbände, Prediger und so manche Promis aus den muslimischen communities sich nicht in aller Deutlichkeit von der Hamas distanzierten, manche sogar den Terror relativierten. Nicht nachvollziehbar ist für mich zudem, dass viele muslimische Organisationen nicht zeitnah, sondern erst mit zwei, drei oder mehr Tagen Verzögerung Stellung bezogen haben. Ehrlich gesagt: Ich vermute sogar, dass nicht wenige Verbände ihre Stellungnahmen nur deshalb verschickt haben, weil es von ihnen erwartet wurde.
Hamas handelt nicht im Interesse der Palästinenser
Man muss gar kein Experte für den Israel-Palästina-Konflikt sein, um einordnen zu können, was am Wochenende passiert ist: Terror gegen Zivilisten! Wem es nicht gelingt, die Gräuel der Hamas zu verurteilen, dem scheint es an Empathie und Moral zu mangeln.
Was so manche muslimische "Lautsprecher", die sich über den Terror der Hamas in Israel freuen, offensichtlich nicht verstehen: Die Terror-Organisation Hamas handelt nicht im Interesse der Palästinenser.
Die Leidtragenden und Opfer dieser Gewalt sind auch wieder die Palästinenser, denn das israelische Militär schlägt im Gaza-Streifen zurück.
Nicht neu ist, dass sich der "Nahost-Konflikt" auch hierzulande auswirkt. Die Frage, mit der wir uns ernsthafter als bisher beschäftigen müssen: Wie können Eskalationen in der Öffentlichkeit, wie Anfang dieser Woche etwa in Berlin, verhindert werden? Das Verbot von Vereinen, die die Gewalt der Hamas verherrlichen und unterstützen, ist wohl nur eine der notwendigen Lösungen.
In den Schulen ansetzen
Was vor allem passieren muss: In die Bildung investieren - sowohl in die Ausbildung von Lehrkräften und Pädagogen als auch in schulische und außerschulische Lernorte. Sehr viele Lehrkräfte fühlen sich überfordert, wie ich gerade auf einer Tagung zum Thema "Umgang mit religiösen Stereotypen und Markierungen im Schulalltag" erfahren habe. Manche Lehrkräfte vermeiden es aus Angst vor Eskalationen, den Nahost-Konflikt im Unterricht zu thematisieren; sie sind verunsichert und fühlen sich überfordert, weil sie so gut wie keine Kenntnisse im Konfliktmanagement haben. Anderen mangelt es an Zeit, um mit Schülern zu sprechen.
Laut Kultusministerkonferenz soll politische Bildung in der Schule stattfinden und Werte der Demokratie und Menschenrechte vermitteln. Wenn aber Pädagogen und Lehrkräfte für bestimmte Konfliktfelder nur unzureichend geschult sind, verwundert es nicht, dass sie einen Bogen um diese Konflikte machen. Was wir brauchen sind klare Konzepte und Bekenntnisse gegen Terror und Gewalt. Und wir brauchen bestens ausgebildete Fachkräfte, die in der Lage sind, Ideologien aufzudecken, Konflikte zu entschärfen und Schüler dabei angemessen zu begleiten.
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