Stand: 09.08.2011 17:00 Uhr

Großer Andrang in "Praxis ohne Grenzen": Bedarf für kostenlose Behandlung ohne Versicherung wächst

von Thorsten Kleine

"Praxis-Gründer" Dr. Uwe Denker im Interview des Schleswig-Holstein Magazins und der NDR 1 Welle Nord

Der Andrang der Patienten in der "Praxis ohne Grenzen" in Bad Segeberg wird immer größer. Damit ist nach Ansicht von "Praxis-Gründer" Dr. Uwe Denker der Bedarf für eine kostenlose Behandlung bedürftiger Patienten eineinhalb Jahre nach Start des Modells belegt. Im Exklusiv-Interview von Schleswig-Holstein Magazin und NDR 1 Welle Nord sagte Denker, dass mittlerweile Menschen aus Hamburg, Flensburg und dem gesamten Norden kämen, um sich kostenlos behandeln zu lassen. In Stockelsdorf im Kreis Ostholstein sei das Modell bereits übernommen worden, so Denker. Zudem zeigten Ärzte aus ganz Deutschland Interesse, das Projekt auch in anderen Regionen
umzusetzen.

Laut Denker hätten die Erfahrungen gezeigt, dass kostenlose Praxen ohne Krankenversicherungsnachweis überall benötigt würden. Erschreckend sei, dass vor allem Menschen aus dem Mittelstand das Angebot nutzten, zum Beispiel Handwerker oder
Ladenbesitzer, deren Geschäft nicht laufe. Mitverantwortlich dafür sind nach Auffassung von Denker die Krankenversicherungen, die keinen Versicherungsschutz gewährten, wenn Prämien vorübergehend nicht gezahlt werden könnten. Sie weigerten sich zudem, Mitglieder wieder aufzunehmen, wenn nicht sämtliche Prämien nachgezahlt würden.

Denker schätzt, dass etwa jeder hundertste Schleswig Holsteiner nicht ausreichend oder gar nicht krankenversichert ist. Er kritisiert in diesem Zusammenhang das Verbot, gespendete Medikamente an bedürftige Patienten verschenken zu dürfen. Allein der Wegezweckverband Segeberg entsorge jährlich 22 Tonnen Medikamente, so Denker. Der Arzt will sich deshalb weiter für eine Änderung der entsprechenden EU-Gesetzgebung einsetzen.



In der "Praxis ohne Grenzen" in Bad Segeberg arbeiten mehr als 40 Ärzte und
Krankenschwestern ehrenamtlich. In der zweistündigen Sprechstunde an jedem Mittwoch müssen Patienten keine Krankenversicherung nachweisen. Die Kosten für Behandlung, Geräte und Medikamente werden aus Spenden gedeckt.


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