Stand: 19.08.2019 14:55 Uhr

Max Lorenz - Schabernack und Schwermut

Max Lorenz hat mehr als 300 Bundesliga Partien bestritten und großer Erfolge mit Werder Bremen gefeiert. Seine Karriere endete unrühmlich: Lorenz war in den Bundesliga-Skandal verwickelt und wurde für 15 Monate gesperrt.

Die Späße und Sprüche von Werder Bremens Fußball-Legende Max Lorenz sind nicht nur berühmt, sondern berüchtigt. Alte Weggefährten erinnern sich immer wieder gerne an seine Scherze - allen voran Franz Beckenbauer. "Er hat sich immer seine Spaßmacher wie Sepp Maier und Helmut Haller gesucht. Ich erinnere mich noch an die WM 1966, als die drei ihre Untriebe gemacht haben. Solche Spieler sind unheimlich wichtig für die Mannschaft, sie sorgen für die Stimmung und den Ausgleich. Deswegen war der Max auch so beliebt", weiß Beckenbauer. Lorenz war immer die gute Seele im Team. Egal, ob in der Nationalmannschaft oder im Verein bei Werder Bremen und Eintracht Braunschweig. Aber auch auf dem Rasen wusste der Rechtsfuß zu überzeugen.

Sein großer Vorteil: seine Vielseitigkeit

Seine Laufbahn ist gespickt mit Erfolgen: Vizeweltmeister (1966), WM-Dritter (1970), 19 Länderspiele, deutscher Meister (1965) und Pokalsieger (1961) mit Werder Bremen, über 300 Bundesligaspiele. "Das haben die Leute nie vergessen, darauf werde ich auch heute immer wieder angesprochen", freut sich Lorenz. Dass in der Vergangenheit einige Medien ihn eher als akribischen Arbeiter denn als talentierten Spieler bezeichnet haben, entgegnet das Nordlicht in seiner typisch humorvollen Art. "Von wegen kein Talent. Da fragen sie mal meine Ex-Mitspieler, die auch etwas vom Fußball verstehen. Ob das Seeler ist, der die Tore gemacht hat, oder Beckenbauer, der sein Fach ebenfalls gut beherrscht hat", meint Lorenz. Sein großer Vorteil sei seine Vielseitigkeit gewesen. Eigentlich war er Deckungsspieler, angefangen hatte er jedoch als Rechts- und wenig später als Linksaußen. In der Nationalmannschaft habe er sogar als hängender Linksaußen gespielt. "Ich konnte auch jemanden den Ball durch die Beine spielen", stellt das Werder-Idol klar.

Lorenz' Karriere in Zahlen

  • 19 Länderspiele (1 Tor)
  • 247 Bundesligaspiele (17 Tore)
  • 75 Oberligaspiele (11 Tore)
  • Vize-Weltmeister mit Deutschland 1966
  • WM-Dritter mit Deutschland 1970
  • Deutscher Pokalsieger mit Bremen 1961
  • Deutscher Meister mit Bremen 1965
  • Deutscher Vizemeister mit Bremen 1968
  • Bundesliga-Debüt: 24. August 1963 für Bremen gegen Dortmund (3:2)
  • Letztes Spiel: 30. Oktober 1971 für Braunschweig gegen Bremen (1:1)

Bundesliga-Skandal beendet Karriere

Dass Lorenz bei Bundestrainer Helmut Schön meist nur Ersatzspieler war, machte er mit dem ihm eigenen Charme und seiner mitreißenden und witzigen Art wieder wett, sodass Beckenbauer einmal feststellte: Lorenz sei das Kind im Manne geblieben. Anfang der 70er-Jahre wurde Lorenz in den Bundesliga-Bestechungsskandal als Spieler von Eintracht Braunschweig verwickelt und zu knapp 15 Monaten Sperre sowie 2.200 Mark Geldbuße verurteilt - das Ende seiner großen Karriere. Das ist die eine Seite jenes Mannes, der bis heute einer der besten Kumpel von Seeler ist.

2013 und 2018 in Lebensgefahr

Die andere Seite, das zweite Leben des Max Lorenz, beginnt mit dem 5. September 2008 nach einem Schlaganfall. Wenige Tage nach seinem 69. Geburtstag schwebte Lorenz in Lebensgefahr. Ein Blutgerinnsel in der Halsschlagader führte zu einer Sauerstoff-Unterversorgung in seinem Gehirn. Nur dank der schnellen Reaktion seiner Lebensgefährtin, der im Mai 2013 verstorbenen Schauspielerin Hildegard Krekel, wurde das Schlimmste verhindert. Es folgten Krankenhaus, Operation, Reha. Lorenz konnte nicht mehr sprechen. "Meine rechte Seite hatte Pause", sagt er. "Da war ich down." Nach der vollständigen Genesung sagte er dankbar: "Der liebe Gott weiß, dass ich noch ein paar Rechnungen zu bezahlen habe."

Eine weitere schwere Zeit durchlebte er im Herbst 2018. Nach einer Operation am Herzen gab es Komplikationen, zehn Tage lag Lorenz im Koma, drei Wochen auf der Intensivstation. Er habe den lieben Gott schon kennengelernt, merkte er an. Dennoch: An seinem Tipp an seine Generation hält er fest. Dieser lautet: "Nicht nur zu Hause aus dem Fenster schauen und auf Alt machen. Das kann ich keinem empfehlen. Geht raus, bei Schietwetter, bei schönem Wetter. Geht einfach raus und atmet die Luft ein. Dann kann das lange gutgehen."

Dieses Thema im Programm:

Sportclub | 24.05.2009 | 23:45 Uhr

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