Peter-Michael Kolbe © picture alliance/dpa
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AUDIO: Peter-Michael Kolbe gestorben (1 Min)

Ruder-Ikone Peter-Michael Kolbe gestorben

Stand: 09.12.2023 16:36 Uhr

Im Alter von 70 Jahren ist Peter-Michael Kolbe gestorben. Er war einer der erfolgreichsten Ruderer Deutschlands. Der große Triumph bei Olympia blieb ihm jedoch verwehrt.

Der Deutsche Ruderverband bestätigte Kolbes Tod am Sonnabend. Kolbe starb in einem Pflegeheim in Lübeck. Zuletzt litt er an Demenz und war nach einem Fahrradunfall im vergangenen Jahr auf Hilfe angewiesen.

Kolbe wurde am 2. August 1953 in Holzminden (Niedersachsen) geboren, wuchs in Hamburg auf und gehört zu den bekanntesten und erfolgreichsten Ruderern Deutschlands.

Angstgegner Pertti Karppinen

13 internationale Medaillen in 15 Jahren gewann er und bewies in den 1970er- und 1980er-Jahren seine Ausnahmestellung als zeitweise bester Skuller. Mit gerade einmal 22 Jahren gewann er am 30. August 1975 im englischen Nottingham seinen ersten von insgesamt fünf Weltmeistertiteln.

In die Sportgeschichte gingen aber vor allem seine Duelle mit dem Finnen Pertti Karppinen ein. Immer wieder versuchte Kolbe bei Olympischen Spielen die Goldmedaille zu holen - vergebens.

Beim Finale 1976 in Montreal und 1984 in Los Angeles verlor er jeweils das Finale gegen Karppinen. Vor allem die Bilder aus Montreal dürften nicht nur bei Kolbe für immer präsent bleiben. Im 2.000-m-Finale hatte er schon einen respektablen Vorsprung herausgerudert, als der bis dato nur einem kleinen Kreis von Experten bekannte Karppinen auf den letzten hundert Metern Schlag um Schlag aufholte - und gewann.

Großer Ärger wegen der "Kolbe-Spritze"

Die Niederlage blieb rätselhaft. Und auch deshalb wurde eine vor dem Finale verabreichte Spritze als Erklärung genommen. Mit Doping habe diese Injektion aber nichts zu tun gehabt, ereifert sich Kolbe später. Es seien nur Vitamine gewesen - und nicht verboten. "Doping ist das, was auf der Dopingliste steht."

Niemand beschuldigte Kolbe oder bestrafte ihn gar, und trotzdem fühlte er sich schlecht behandelt. Denn die Spritze, die ihn stärker machen sollte, wurde zum sportlichen Reinfall für den Favoriten - und ging wegen der leistunghemmenden Nebenwirkungen als "Kolbe-Spritze" in den Wortschatz ein.

Bei den Spielen in Seoul 1988 ereilte Kolbe ein ähnliches Schicksal wie zuvor mit Karppinen - diesmal schnappte ihm der DDR-Ruderer Thomas Lange das erhoffte Gold weg. Trotz seiner fünf Weltmeistertitel galt der zehnfache deutsche Meister im Einer bei einigen Beobachtern als "der ewige Zweite".

Sportdirektor mit Hindernissen

Ein Jahr später zog sich der "Sportler des Jahres 1975" vom Hochleistungssport zurück. Bis 1994 war er als Sportdirektor im Deutschen Ruderverband (DRV) tätig. Eine nervenaufreibende, aber auch spannende Aufgabe, wie Kolbe rückblickend versicherte.

Doch in der Funktionärsriege wehte dem Norddeutschen jahrelang ein harter Wind entgegen. Seine hanseatisch unterkühlte Art wurde bei den Verbandsherren oft falsch verstanden, ihm bisweilen persönlich übelgenommen.

Zudem strich er ein Jahr nach der Wiedervereinigung den Übungsleiterstab im Osten von 200 hauptamtlichen Trainern auf ein "gesundes, wirtschaftlich tragbares Maß" zurück, wie Kolbe es damals formulierte. Am Ende der "Rasur" gab es nur noch 15 Berufstrainer im Osten - sehr zum Ärger der Landesverbände.

Rückkehr nach 25 Jahren

Der gelernte Industriekaufmann heiratete 1980 Aina Moberg, eine ehemalige norwegische Eisschnelllauf-Meisterin und Sportjournalistin, die er bei einem Interview kennengelernt hatte. Anfang 1982 zog der Ausnahmeathlet mit seiner Familie in die norwegische Hauptstadt Oslo. Dort arbeitete er zunächst im Verkaufsbüro der norwegischen Niederlassung eines deutschen Kugellagerherstellers, anschließend war er Exportleiter für eine Klimaanlagen-Firma.

Doch den Hamburger zog es zurück in seine Heimat. 2004 trennte er sich von seiner Frau. 2007 kehrte er zurück nach Norddeutschland und heiratete 2011 in Lübeck seine ehemalige Nationalmannschafts-Ruderkollegin Karin Kaschke. 2016 wurde Kolbe als "Skuller-Phänomen" als vierter Ruderer in die "Hall of Fame" des deutschen Sports aufgenommen.

Dieses Thema im Programm:

Hamburg Journal | 09.12.2023 | 19:30 Uhr

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