Stand: 18.02.2016 11:21 Uhr

Kellermann: Erfolgscoach und Frauenversteher

von Ines Bellinger, NDR.de
Ralf Kellermann © picture alliance / CITYPRESS24
Ralf Kellermann, Frauen-Trainer des Jahres 2014.

Als Ralf Kellermann vor mehr als 30 Jahren in Duisburg-Meiderich mit Martina Voss in der Schulmannschaft Fußball spielte, da ahnte er nicht, dass er seine Mitspielerin eines Tages als Kollegin im Frauenfußball wiedertreffen würde. Martina Voss-Tecklenburg hat später 125 Länderspiele bestritten, inzwischen ist sie Nationaltrainerin in der Schweiz und hat die "Nati" der Frauen erstmals zu einer Weltmeisterschaft geführt. Kellermann dagegen ist zum derzeit erfolgreichsten Clubtrainer im Frauenfußball aufgestiegen. Als Coach und Sportlicher Leiter hat er die Kickerinnen des VfL Wolfsburg mittlerweile zu zwei Champions-League-Titeln, zwei deutschen Meisterschaften und zwei Erfolgen im DFB-Pokal geführt. 2014 wurde Kellermann zum "Frauen-Trainer des Jahres" gewählt. "Das ist ein überragender Moment. Das ist eine tolle Auszeichnung und macht mich stolz", sagte er.

Konstante Top-Leistungen in Wolfsburg

Mit Voss-Tecklenburg hat der 47-Jährige wieder viel Kontakt, denn in Noelle Maritz und Vanessa Bernauer hat er inzwischen zwei Schweizer Nationalspielerinnen an den Mittellandkanal gelotst. Sie gehören zu einem ganzen Starensemble aus Nationalspielerinnen, die Kellermann in den fast acht Jahren, die er diesen Job nun macht, zu einem Team formiert hat, das bemerkenswert konstant Top-Leistungen gebracht hat.

Strunz holte ihn, Magath ließ ihn ziehen

Kellermann, der als Spieler Torwart war und es beim MSV Duisburg auf elf Zweitliga-Einsätze gebracht hat, arbeitet seit 2005 für den VfL. Sein früherer Duisburger Kollege Thomas Strunz holte ihn damals in die Wolfsburger Scouting-Abteilung. 2008 kam dann das Angebot, die Frauenmannschaft zu übernehmen. Sein damaliger Chef Felix Magath zögerte zunächst, ließ Kellermann dann aber mit den Worten ziehen: "Ja, wenn Sie das denn unbedingt machen wollen ..."

Fortschritte im Frauenverstehen

Steckbrief Ralf Kellermann

Trainer VfL Wolfsburg
geboren am: 24.9.1968 in Duisburg
Erfolge als Spieler: elf Zweitliga-Einsätze für den MSV Duisburg; Aufstieg in die Bundesliga mit dem MSV Duisburg 1991; Aufstieg in die Zweite Liga mit dem FSV Frankfurt 1994
Erfolge als Trainer: Champions-League-Sieger 2013 und 2014, deutscher Meister 2013 und 2014, DFB-Pokalsieger 2013 und 2015
Auszeichungen: 2. Platz FIFA-Frauenfußballtrainer 2013, FIFA-Frauenfußballtrainer des Jahres 2014

Die Ziele waren schon damals klar: Der VfL sollte auch bei den Frauen eine Topadresse in Deutschland werden. Kellermann bekam Mittel und Möglichkeiten, diesen Plan umzusetzen. Doch das allein ist nicht das Geheimnis seines Erfolgs. Kellermann ist ein akribischer Arbeiter, ein detailversessener Fachmann. Mit seiner ruhigen, freundlichen, aber bestimmten Art können die Frauen zwischen 16 und 35 umgehen. Führungsspielerinnen wie Nadine Keßler, Nilla Fischer, Martina Müller oder Alexandra Popp bezieht er auch in Planungsprozesse ein. Für die Betreuung der Mannschaft hat der Sportchef inzwischen ein Team an seiner Seite, das auf allen Ebenen professionell arbeitet. Seine engste Mitarbeiterin ist Assistenztrainerin Britta Carlson. Sie hat selber Fußball gespielt und hört auch die bei Frauen manchmal entscheidenden Zwischentöne. "Ich mache zwar täglich Fortschritte im Frauenverstehen", sagt der Ehemann und Vater einer Tochter, "aber es ist doch unbezahlbar, eine Fußballlehrerin im Trainerteam zu haben. Es gibt einfach Situationen, die die Frauen besser mit Britta klären."

Zuletzt verstärkte er sein Team noch mit Weltmeisterin Ariane Hingst. "Die immer komplexeren Aufgaben in der täglichen Arbeit können wir somit noch gezielter auf mehrere Schultern verteilen", so Kellermann.

Vertrag als Sportlicher Leiter unbefristet

Seit seinem Amtsantritt hat Kellermann seinen Vertrag schon fünfmal verlängert, zuletzt im Februar 2016. Der aktuelle Kontrakt als Trainer ist nun bis 2019 datiert, als Sportlicher Leiter ist er seit 2010 unbefristet beim VfL beschäftigt. "Tempo und Athletik im Frauenfußball haben sich enorm entwickelt in den vergangenen Jahren, aber der Weg ist noch nicht zu Ende", sagt er. Eine Rückkehr in den Männerfußball würde er sich zwar zutrauen, "zur Zeit ist das aber völlig unrealistisch".

Dieses Thema im Programm:

Sport aktuell | 10.01.2015 | 14:25 Uhr

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