Stand: 10.09.2013 09:32 Uhr

Hansa Rostock und das "rote Wunder"

Schiedsrichter Heribert Fandel zeigt am 10. September 1999 einem Ulmer die Rote Karte. © Imago Foto: Imago
Schiedsrichter Heribert Fandel zeigt Ulm die Rote Karte.

Am 10. September 1999 empfing Hansa Rostock in der Bundesliga Aufsteiger SSV Ulm. Der Tabellen-13. gegen den Vorletzten - nichts deutete darauf hin, dass Geschichte geschrieben werden sollte. Für Hansa lief es nach Plan: In der fünften Minute traf Kai Oswald zur Führung und bei den Ulmern brannten mit zunehmender Spieldauer die Sicherungen durch: "Wir hatten das Gefühl, dass mit Publikum, Schiedsrichter und gegnerischer Mannschaft eine Übermacht gegen uns kämpft", erinnerte sich Sascha Rösler, damals für Ulm am Ball, später in einem Interview. Die Kartenflut begann in der 45. Minute: Der bereits gelbverwarnte Hans van de Haar grätschte an der Mittellinie übermotiviert einen Gegenspieler um - Gelb-Rot. Auch Uwe Grauer war bereits vorbelastet, als er nach einer Stunde des Feldes verwiesen wurde. Ulms Trainer Martin Andermatt und Manager Erich Steer wurden wegen Meckerns von Schiedsrichter Herbert Fandel auf die Tribüne geschickt - von dort mussten sie mitansehen, wie SSV-Spieler Evans Wise, erst seit zehn Minuten auf dem Platz, Rot sah (77.). Elf Rostockern standen nur noch acht Ulmer gegenüber.

Drei Mann weniger, aber Ulm schafft das 1:1

Kurios: Ulm steckte trotz der dreifachen Unterzahl nicht auf. "Wir hatten ja auch nichts mehr zu verlieren", sagte Rösler, "wir schlugen die Bälle lang nach vorne und hofften auf einen Freistoß." Der kam: Aus 25 Metern drosch Janusz Gora den Ball an der Rostocker Mauer zum 1:1 ins Netz. Hansa-Keeper Martin Pieckenhagen sah dabei nicht gut aus. Doch das Spiel war noch nicht gelaufen. In der 90. Minute setzte sich Peter Wibran durch und bediente mit etwas Glück Victor Agali, der zum 2:1 vollendete. Und auch das war noch nicht der Schlusspunkt: Janos Radoki leistete sich eine "Notbremse" gegen Radwan Yasser und sah die vierte Rote Karte gegen seine Mannschaft (93.). Trotz des Sieges war Rostocks Trainer Andreas Zachhuber nach der Partie bedient: "Wir haben es nicht verstanden, mit einem Mann mehr, mit zwei Mann mehr, mit drei Mann mehr, mit vier Mann mehr, den Ball in den eigenen Reihen zu halten und Fußball zu spielen. Ich bin maßlos enttäuscht." Das waren die Ulmer ebenso, auch wenn Rösler in der Rückschau zugab: "Wenn du dir das Spiel heute anschaust - die Roten Karten kannst du allesamt geben."

Die Kartenflut im Stenogramm:

Hansa Rostock - SSV Ulm 2:1 (1:0)
Tore: 1:0 Oswald (5.), 1:1 Gora (79.), 2:1 Agali (90.)
Zuschauer: 20.000
Gelb-Rot: van de Haar (45./Ulm), Grauer (60./Ulm)
Rot: Wise (77./Ulm), Radoki (90.+3/Ulm)

Rostock: Pieckenhagen - Oswald, Weilandt, Gansauge, Lange (75. Thielemann) - Wibran, Yasser, Emara - Breitkreutz (58. Ahanfouf) - Kovacec (63. Arvidsson), Agali
Ulm: Laux - Grauer, Unsöld, Stadler, Radoki - Otto, Van de Haar, Gora, Rösler - Zdrilic (67. Wise), Trkulja (46. Scharinger)

Dieses Thema im Programm:

Sportclub | 01.03.2015 | 23:35 Uhr

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