Der Hamburger Uli Stein mit dem DFB-Pokal © Witters Foto: Witters

HSV-Pokalsieg 1987: Der Beginn des langen Wartens

Stand: 19.04.2022 16:16 Uhr

Der Hamburger SV sammelt in den 1980er-Jahren Titel um Titel. 1987 gewinnen die Norddeutschen in Berlin zum dritten Mal in ihrer Vereinsgeschichte den DFB-Pokal. Gegen den Zweitligisten Stuttgarter Kickers setzt sich der HSV mit 3:1 durch.

von Sebastian Ragoß

Manfred Kaltz ist der Mann, der die "Bananenflanke" berühmt gemacht hat. Deshalb rechnen fast alle an diesem 20. Juni 1987 im Berliner Olympiastadion damit, dass der HSV-Außenverteidiger den Ball bei einem Freistoß aus knapp 25 Metern in den Strafraum schießen wird. Doch Kaltz sieht, dass die Abwehrmauer der Stuttgarter Kickers schlecht steht, schlenzt den Ball rechts um sie herum und überrascht damit Schlussmann Armin Jäger.

Es ist das 2:1 in der 88. Minute des Pokalendspiels, das die Hamburger schließlich mit 3:1 gegen den aufmüpfigen Zweitligisten gewinnen - und gleichzeitig das Ende einer Erfolgsära. Seither wartet der Traditionsclub von der Elbe auf den nächsten großen Titel. "Nie im Leben hätte ich mir das gedacht. Irgendein Titel war für uns beim HSV in dieser Zeit schließlich normal", sagte der damalige Kapitän Thomas von Heesen später dem "kicker".

Happels Abschied mit einem Triumph

Das Pokalfinale ist auch die letzte Partie von Ernst Happel als HSV-Coach. Der geniale Österreicher hat nach Rang sieben in der Saison 1985/1986 - "einem schlimmen Jahr", so der damals amtierende Präsident Wolfgang Klein - noch einmal eine erfolgreiche Mannschaft geformt, die in der Bundesliga Rang zwei hinter Meister Bayern München belegt.

Nie spielte der HSV einen besseren Fußball, nie war er derart erfolgreich wie in den sechs Jahren unter dem großen Grantler, dessen Abschied schon länger feststeht und maximal unglamourös ist. "Schönen Urlaub - feiert schön", sagt er zu seinen Spielern in der Kabine des Olympiastadions.

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Ernst Happel © Witters

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Nach der Ankunft in Hamburg verschwindet Happel ohne Kommentar zur wartenden Presse in der Dunkelheit - damit ist das Kapitel HSV für ihn abgeschlossen. Die Feier auf dem Rathausmarkt einen Tag nach dem Triumph findet ebenfalls ohne den Trainer statt. Und auch die erfolgsverwöhnten Hamburger Fußball-Fans nehmen den Pokalsieg eher geschäftsmäßig zur Kenntnis. Nur wenige Tausend Menschen haben sich auf dem Rathausmarkt versammelt. HSV-Titelfeiern sind in den 1980er-Jahren an der Tagesordnung.

Absturz und finanzielle Probleme

Mit Happels Abschied beginnt jedoch der Absturz des HSV, der im Mittelmaß versinkt und in finanzielle Schwierigkeiten gerät. Erst nach dem Stadionumbau Anfang der 2000er-Jahre etabliert sich der HSV wieder längerfristig in der Bundesliga-Spitze.

Die Sehnsucht nach einem Titel erfüllt sich allerdings nicht. 2009 scheitert der HSV im DFB-Pokal und UEFA-Cup dramatisch im Halbfinale an Werder Bremen, ein Jahr später hat er ein Europacup-Finale im eigenen Stadion vor Augen. Doch wieder ist im Semifinale Schluss, dieses Mal gegen den FC Fulham. Das Rückspiel in London ist gleichzeit der bis heute letzte Auftritt der Hamburger auf internationaler Bühne.

2018 ist auch der Status als "Bundesliga-Dino" dahin. Die Hamburger steigen erstmals in ihrer Vereinsgeschichte in die Zweite Liga ab.

Dieses Thema im Programm:

Hamburg Journal | 19.04.2022 | 19:30 Uhr

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