Stand: 08.09.2012 20:34 Uhr

DFB-Pokal 1976: Die "Krohnung"

von Utz Rehbein, NDR.de
Der HSV-Kader 1976: Manager Dr. Krohn, Peter Nogly, Vladimir Kovacic, Horst Blankenburg, Arno Steffenhagen, Detlef Spincke, Felix Magath, Uwe Mackensen, Ferdinand Keller, Rudi Kargus, Klaus Zaczyk, Caspar Memering, Manfred Kaltz, Georg Volkert, Trainer Kuno Klötzer (hinten, v.l.); Horst Bertl, Jürgen Sperlich, Kurt Eigl, Hans Ettmayer, Hans-Jürgen Ripp, Willi Reimann, Peter Hidien, Klaus Winkler, Ole Björnmose (vorne, v.l.). © picture alliance / dpa Foto: Lothar Heidtmann
1976 ließ Manager Peter Krohn den HSV in babyrosa auflaufen.

An einem heißen Juni-Tag endet in Frankfurt eine 13-jährige Misserfolgsserie: Mit beeindruckender Souveränität gewinnen die Hamburger das 33. DFB-Pokalfinale gegen den 1. FC Kaiserslautern. Es ist der erste Titel der Nach-Uwe-Seeler-Ära. Und nach Ansicht von HSV-Manager Dr. Peter Krohn in erster Linie einem Mann zu verdanken: Dr. Peter Krohn.

"Creation Pierre Krohn"

Der diplomierte Volkswirt hatte die Macht im Club 1973 übernommen, zunächst als Präsident, dann als hauptamtlicher Generalmanager. Die Mannschaft, die am 26. Juni ins Waldstadion einläuft, betrachtet er als sein Werk. Er hat ihr den angejahrten Ex-Ajax-Libero Horst Blankenburg und die spektakuläre österreichische Mittelfeld-Kugel "Buffy" Ettmayer hinzugekauft, er hält sie Woche für Woche mit neuen PR-Ideen in den Schlagzeilen ("Zirkus Krohn"). Er bestimmt ihren Look - um die Damenwelt ins Stadion zu locken, packt er seine erwachsenen Profis in selbst entworfene Trikots ("Creation Pierre Krohn"),  abwechselnd babyrosa und himmelblau. Heute ist himmelblau dran.

Schachzug mit Björnmose im Sturm

Pokaljubel bei den HSV-Spielern Peter Nogly, Willi Reimann und Ole Björnmose (v.l.n.r.). © imago / MKA Foto: MKA
Pokaljubel bei den HSV-Spielern Peter Nogly, Willi Reimann und Ole Björnmose (v.l.n.r.).

Die Aufstellung hat er seinem Trainer Kuno Klötzer, dem er günstigstenfalls mit Herablassung begegnet, gleich auch noch diktiert: Mittelstürmer spielt bitteschön der wuselige dänische Mittelfeldrenner Ole Björnmose. Wenn man sich nicht um alles selber kümmert... Der Schachzug mit dem offensiven Dänen erweist sich als einmaliger fußballerischer Genialitäts-Anfall. Das 1:0 durch den überragenden Vorstopper Peter Nogly bereitet Björnmose mit einem gefühlvollen Zuspiel vor, Tor Nummer zwei erzielt er selbst. Mit wenig Mühe und extrem offensiven Abwehrspielern stürzen die Norddeutschen ihren Gegner von einer Verlegenheit in die nächste. Schon zur Pause hat niemand im kochend heißen Stadion mehr das Gefühl, dass für den HSV hier noch irgend etwas schief gehen kann.

Dramatische Halbfinal-Spiele gegen München

Der "Pott" ist nur die Krönung der bislang erfolgreichsten HSV-Bundesliga-Spielzeit, die mit der Vizemeisterschaft zu Ende gegangen ist. Und von der Dramaturgie her kann sich das Endspiel nicht entfernt messen mit dem Halbfinale, in dem die Hamburger Bayern München aus dem Weg räumten. Nach einem 2:2 (0:0, 1:1 n. V.) in Hamburg musste das Krohn-Klötzer-Team zum Wiederholungsspiel ins Olympiastadion. In der Liga hatte sich der HSV gerade ein kleines Leistungstief geleistet, entsprechend gering war die Zuversicht. Der Pokalkrimi am 1. Juni fand aber ein Happy End für die Hamburger. Erst hielt Torwart Rudi Kargus Gerd Müllers Strafstoß (53.), dann erzielte der nur 1,68 Meter kleine HSV-Mittelfeldstratege Kurt Eigl Sekunden vor dem Abpfiff den Siegtreffer. Per Kopf.  

26. Juni 1976, Endspiel um den DFB-Pokal, Waldstadion Frankfurt:

HSV - 1. FC Kaiserslautern 2:0 (2:0)
Tore: 1:0 Nogly (22.), 2:0 Björnmose (37.)
Kargus - Kaltz, Blankenburg, Nogly, Hidien - Zaczyk (62. Sperlich), Memering, Eigl - Reimann, Björnmose, Volkert
Zuschauer: 61.000

Dieses Thema im Programm:

Sportclub | 29.09.2012 | 22:00 Uhr

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