Stand: 29.08.2017 13:40 Uhr

Hapag-Lloyd: Auf den Weltmeeren zu Hause

Die Zentrale von Hapag-Lloyd an der Hamburger Binnenalster © dpa-Bildfunk Foto: Sebastian Widmann
Die Zentrale von Hapag-Lloyd liegt an der Binnenalster in Hamburg.

Hapag-Lloyd ist mit jährlich rund 7,6 Millionen transportierten Containern die größte Reederei in Deutschland und rangiert im Jahr 2017 im weltweiten Vergleich auf Platz fünf. In 126 Ländern unterhält das Unternehmen Büros, die Zentrale sitzt an der Hamburger Binnenalster. Weltweit arbeiten 13.000 Menschen bei Hapag-Lloyd. Knapp 220 Containerschiffe sind für das Traditionsunternehmen auf den Weltmeeren unterwegs, seit die Fusion mit der United Arab Shipping Company (UASC) abgeschlossen wurde.

Haupt-Eigentümer: CSAV, Kühne und Stadt Hamburg

Die größten Anteilseigner der Reederei sind die chilenische Compañía Sud Americana de Vapores (CSAV) mit 22,6 Prozent, der Logistikunternehmer Klaus-Michael Kühne (17,6 Prozent), die Stadt Hamburg (14,9 Prozent) sowie Investoren-Gesellschaften aus Katar (14,4) und Saudi-Arabien (10,1 Prozent). Gut 20 Prozent der Anteile an Hapag-Lloyd sind im Streubesitz.

Das Containerschiff "Shanghai Express" im Hamburger Hafen © dpa Foto: Marcus Brandt
Rund 220 Containerschiffe fahren weltweit für Hapag-Lloyd.

Davor hielt der Konzern TUI aus Hannover lange Zeit die meisten Anteile an Hapag-Lloyd. Doch schon vor Jahren kündigte TUI an, sich aus dem Containergeschäft zurückzuziehen - ihre letzten Anteile an Hapag-Lloyd warfen die Hannoveraner Mitte 2017 auf den Markt.

Erfahrung in der Seefahrt seit 1847

Hapag-Lloyd blickt auf eine lange Geschichte zurück. Der Name verweist darauf, dass das Unternehmen aus den beiden traditionsreichen Reedereien Hapag und Norddeutscher Lloyd entstanden ist. Die Geschichte beginnt, als Hamburger Kaufleute und Reeder am 27. Mai 1847 die Hamburg-Amerikanische Packetfahrt-Actien-Gesellschaft gründen, kurz Hapag genannt. Zehn Jahre später wird in Bremen der Norddeutsche Lloyd (NDL) gegründet. Beide Reedereien prägen für Jahrzehnte die weltweite Schifffahrt.

Albert Ballin erfindet die Kreuzfahrt

Weitere Informationen
Historische Aufnahme des Dampfschiffs "Augusta Victoria" der Reederei Hapag auf See.

Luxus auf See: Vom Beginn der Kreuzfahrt

Die Vergnügungsreise der "Augusta Victoria" von Cuxhaven ins Mittelmeer 1891 geht später als erste Kreuzfahrt in die Geschichte ein. mehr

So nimmt als erster Schraubendampfer die "Bremen" 1858 für den Norddeutschen Lloyd den Linienverkehr nach New York auf. Einige Jahrzehnte später erfindet der damalige Direktor Albert Ballin für die Hapag die Kreuzfahrt und stößt damit in eine Marktlücke vor: Am 22. Januar 1891 dampft die "Augusta Victoria" von Cuxhaven zur ersten Vergnügungsreise ins Mittelmeer. Neue Wege geht die Hapag auch, als 1905 auf der Veddel in Hamburg mit der Auswandererstadt eine weltweit einmalige Anlage eröffnet. Die Liniennetze von Hapag und NDL umspannen kurz vor Beginn des Ersten Weltkriegs den gesamten Erdball.

Container-Boom verändert das Geschäft

Der Dampfer "Bremen" der Reederei Norddeutscher Lloyd, um 1935 © dpa / picture-alliance
Der Dampfer "Bremen" im Jahre 1935: Im Zweiten Weltkrieg verlor die Reederei ihre gesamte Flotte.

Im Ersten und im Zweiten Weltkrieg müssen beide Reedereien den Totalverlust ihrer Flotten verkraften - und bauen neue auf. 1954 nimmt der NDL den Passagier-Liniendienst nach New York wieder auf, die Hapag konzentriert sich in der Folgezeit auf das Frachtgeschäft. 1968 eröffnen Hapag und der NDL den ersten gemeinsamen Vollcontainerdienst über den Atlantik. Es zeichnet sich der Boom des Containerhandels ab, der die Schifffahrt und die Häfen grundlegend verändern sollte. 1970 fusionieren beide Reedereien: Es entsteht die Reederei Hapag-Lloyd.

Nach der Übernahme durch den TUI-Vorgänger Preussag im Jahr 1997 bauen die damaligen Hapag-Lloyd-Chefs Bernd Wrede und Michael Behrendt das Unternehmen zu einer effizienten und profitablen Container-Reederei um. 2005 übernimmt Hapag-Lloyd die britisch-kanadische Containerreederei CP Ships.

Schifffahrtskrise, Fusion und Börsengang

Wie die gesamte Schifffahrt leidet Hapag-Lloyd stark unter der Weltwirtschaftskrise ab 2010. Einige Jahre schreibt die Reederei Verluste. 2012 kauft die Stadt Hamburg weitere Anteile an dem Traditionsunternehmen. Im Frühjahr 2014 fusioniert der Konzern mit der chilenischen Compañía Sud Americana de Vapores (CSAV) und wächst dadurch enorm. Im November 2015 geht Hapag-Lloyd an die Börse. Der Börsengang ist wegen der Schwierigkeiten in der Schifffahrtsbranche und des eher schwachen Umfelds recht mühsam. Die Zeichnungsfrist für die Aktie muss um eine Woche verlängert und der Ausgabepreis deutlich herabgesetzt werden - auf 20 Euro. Dennoch fällt der Kurs damals zunächst unter den Ausgabepreis.

Wieder Verluste - und noch eine Fusion

2016 meldet das Unternehmen zwar zunächst, man sei wieder zurück in den schwarzen Zahlen - durch niedrigen Ölpreis und erfolgreiches Sparprogramm. Doch bei der endgültigen Jahresbilanz für 2016 zeigt sich: unterm Strich steht ein Millionen-Defizit. Abhilfe schaffen soll eine weitere Fusion. Der Zusammenschluss mit der arabischen Großreederei United Arab Shipping Company (UASC) wird im Mai 2017 vollzogen. Für die Mitarbeiter beider Unternehmen bedeutet die Fusion allerdings, dass einige um ihre Jobs bangen müssen. Offenbar aber nicht in Hamburg - dort werde der Standort eher gestärkt, teilt Hapag-Lloyd mit. Im zweiten Quartal 2017 deutet sich erneut eine Wende an: das Unternehmen schreibt wieder schwarze Zahlen.

Dieses Thema im Programm:

NDR 90,3 | NDR 90,3 Aktuell | 29.08.2017 | 12:00 Uhr

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