Zubereitung von Ostfriesentee mit Sahne. © fotolia Foto:  Esther Hildebrandt

Ostfriesentee: So gelingt die richtige Zubereitung

Stand: 10.01.2023 09:30 Uhr

Nirgendwo sonst auf der Welt wird so viel Tee getrunken wie in Ostfriesland. Serviert wird meist der spezielle Ostfriesentee - traditionell mit einem Schuss Sahne und Kluntje, weißem Kandis.

Die Weltmeister des Teekonsums leben nicht etwa in China oder Großbritannien, sondern im Nordwesten Deutschlands, in Ostfriesland. Rund 300 Liter Tee trinken die Menschen dort durchschnittlich pro Jahr. Kein Wunder also, dass sie sich eine eigene Mischung geschaffen haben, den Ostfriesentee. Er besteht aus zehn oder mehr Sorten schwarzen Tees, die Profis Jahr für Jahr aufs Neue sorgfältig zusammenstellen.

Ostfriesentee: Eine kräftige Mischung

In der Mischung steckt das Geheimnis und die Kunst des Ostfriesentees. Die Experten der Teehandelshäuser probieren mehrere Hundert Tees einer Ernte. Das Ergebnis ist eine kräftige und ergiebige Teemischung, meist aus den Sorten Assam, Ceylon, Java und Sumatra. Echter Ostfriesentee muss im Land hinter den Deichen gemischt worden sein - sonst ist es nur eine "ostfriesische Teemischung".

Sorgfältige Zubereitung

Traditionell wird Ostfriesentee in einer bauchigen Kanne zubereitet, die zunächst mit heißem Wasser ausgespült und damit gut vorgewärmt wird. Pro Liter Tee kommen acht bis zehn Gramm Teeblätter in die Kanne und werden mit kochendem Wasser bedeckt. Dieses Konzentrat muss rund vier Minuten ziehen, dann wird das restliche Wasser aufgegossen.

Um nicht auszukühlen, steht die Teekanne dabei auf einem Stövchen oder dem Wasserkessel. Wer mag, kann den fertigen Tee durch ein Sieb in eine zweite, vorgewärmte Kanne umfüllen. So kann der Tee nicht bitter werden, wenn er anschließend warm gehalten wird. Neben der speziellen Mischung trägt das weiche Wasser Ostfrieslands zum besonderen Aroma bei.

Ostfriesland und der Tee

Holländische Kaufleute brachten Tee Anfang des 17. Jahrhunderts nach Europa. Bald schätzten ihn auch die ostfriesischen Nachbarn. Johann Bünting mischte 1806 in seinem Kolonialwarenladen in Leer den ersten Echten Ostfriesentee - und legte damit das Fundament für seinen Tee-Konzern, der noch heute besteht. Im Zweiten Weltkrieg erhielten Ostfriesen neben den üblichen Lebensmittelkarten zusätzlich Teekarten.

Teetrinken als Zeremonie

Der Genuss des Tees ist in Ostfriesland eine kleine Zeremonie. Die Zutaten: dünnwandige Porzellan-Tassen - gern mit der roten "ostfriesischen Rose" oder blauem Dekor - Sahnekännchen, Sahnelöffel, die Zuckerdose "Kluntjepott" mit Zange, Stövchen und Teekanne.

Teetasse mit floralem Aufdruck. © fotolia Foto:  helgeheyen
Die "ostfriesische Rose" zählt zu den traditionellen Dekoren eines Teegeschirrs.

Zunächst kommt der Zucker, große Stücke weißer Kandis, in die Tasse. Die sogenannten Kluntje mit der meist zierlichen Zange sicher aus der Dose in die Tasse zu befördern, erfordert einige Fingerfertigkeit. Es folgt der heiße Tee. Die Kluntje sollen dabei hörbar knistern, sonst war der Tee zu kalt. Die Tasse bitte nicht bis zum Rand füllen. Nun geschieht, was für Teetrinker in manchen Teilen der Welt undenkbar wäre: Mit dem Sahnelöffel geben Ostfriesen einen Schuss Sahne an den Rand der Tasse - entgegen dem Uhrzeigersinn. Sie sinkt zunächst in den Tee und steigt wenig später als "Wulkje" wieder auf. Die Sahnewolke darf keinesfalls verrührt werden, sonst ginge die typische Geschmacksvielfalt verloren: ein Dreiklang aus milder, kühler Sahne, kräftigem, herbem Tee und süßem Zucker.

Dreimal ist Ostfriesen-Recht

Hat der Gast seinen Tee ausgetrunken, sollte er sich nicht wundern, wenn ungefragt nachgeschenkt wird. Drei Tassen müssen es mindestens sein, dann kann der Teelöffel zum Einsatz kommen. Liegt er in der leeren Tasse, signalisiert dies: Danke, ich habe genug.

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Wer mehr über die Teekultur Ostfrieslands erfahren und eine perfekte Teezeremonie erleben möchte, kann das Ostfriesische Teemuseum in Norden oder das Teemuseum in Leer besuchen. Auch die deutsche UNESCO-Kommission hat den Brauch schon gewürdigt: Die ostfriesische Teekultur gehört seit 2017 zum immateriellen Kulturerbe.

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