Blick auf die Werra bei Hann. Münden. © NDR Foto: Andreas Herrmann

Drei Flüsse - eine Stadt: Hann. Münden

Stand: 13.09.2022 14:57 Uhr

Gut 700 Fachwerkhäuser und Bauten der Weserrenaissance prägen die Altstadt von Hann. Münden. Bekannt ist das Städtchen auch, weil dort aus Fulda und Werra die Weser entsteht.

Wo Werra sich und Fulda küssen, ... - liegt Hann. Münden, die malerische Drei-Flüsse-Stadt. Nicht nur das Wasser macht sie für Besucher attraktiv, sondern auch viele gut erhaltene Fachwerkhäuser und die waldreiche Umgebung mit dem Naturpark Münden. Gleich mehrere Tourismus-Routen wie die Deutsche Märchenstraße, die Fachwerkstraße und die Straße der Weser-Renaissance treffen sich im südlichsten Zipfel Niedersachsens.

Für Radwanderer beginnt in Hann. Münden der Weser-Radweg, dem sie durch das Weserbergland bis nach Bremen folgen können sowie der Radfernweg Weser-Harz-Heide, der bis Lüneburg führt. An Fulda und Werra führen gut ausgebaute Strecken nach Hessen oder Thüringen. Der offizielle Name der Stadt, Hann. Münden, ist eine Abkürzung von Hannoversch Münden. Dieser Begriff, einst zur Unterscheidung vom ähnlich klingenden Minden eingeführt, erwies sich aber als zu lang.

Fachwerkhäuser und Weserrenaissance

Teilansicht des bunten Hauptportals des Rathauses von Hann. Münden © imago/imagebroker
Wie am Hauptportal des Rathauses lassen sich an vielen Fachwerkhäusern kunstvolle Details entdecken.

Schmuckstück Hann. Mündens ist die Altstadt mit mehr als 700 Fachwerkhäusern aus sechs Jahrhunderten. Viele der Gebäude wurden in den vergangenen Jahren renoviert und bilden mit historischen Verzierungen, Türen und Inschriften die Kulisse für einen historischen Stadtbummel. Zwischen den Fachwerkhäusern ragt ein typisches Bauwerk der Weser-Renaissance heraus: das Rathaus von 1608, in dem auch die Tourist-Information ihren Sitz hat. Seine Schmuckfassade gilt als eine der schönsten aus dieser Epoche. Über dem reich verzierten Hauptportal ist eine lateinische Inschrift eingeschnitzt. Dort steht: "Die schönste der Tugenden ist die Gerechtigkeit. Liebt die Gerechtigkeit, die ihr das Land regiert."

Welfenschloss und gotische Kirche

Ebenfalls im Stil der Weser-Renaissance wurde um 1570 das Schloss der Welfen nach einem Brand wieder aufgebaut. Das mächtige Gebäude am Werra-Ufer beherbergt das Städtische Museum, das Amtsgericht und die Stadtbücherei. Noch deutlich älter ist die Sankt-Blasius-Kirche im Zentrum. Ihre Ursprünge gehen auf das 13. Jahrhundert zurück, seit 1540 ist sie eine evangelische Kirche. In der gotischen Hallenkirche finden nicht nur Gottesdienste, sondern auch Konzerte und Feste statt. Zur Adventszeit ist sie Kulisse für den Weihnachtsmarkt.

Doktor Eisenbart treffen

Doktor-Eisenbart-Figur am Ortseingang von Hann. Münden © NDR / Axel Franz Foto: Axel Franz
Am Ortseingang begrüßt Doktor Eisenbart Münden-Besucher.

Dreimal am Tag - um 12, 15 und 17 Uhr - erklingt vom Giebel des Rathauses unter der Uhr ein Glocken- und Figurenspiel mit einem Spottlied auf Doktor Eisenbart. Der Wanderarzt aus der Barockzeit ist der berühmteste Mündener. Mit zahlreichen Angeboten hält die Stadt die Erinnerung an ihn wach: Er führt Stadtrundgänge an, posiert auf einer Fotowand im Rathaus, steht als Statue an seinem Sterbehaus in der Langen Straße 79 und ist im Sommerhalbjahr sonnabends um 13.30 Uhr Titelheld eines Bühnenspiels im Rathaus. Auch wenn der Doktor seit fast 300 Jahren tot ist, gibt es immer wieder Neues über ihn und seine unkonventionellen Heilmethoden zu erfahren.

Doktor Eisenbart

Johann Andreas Eisenbart kam am 27. März 1663 zur Welt. Wie sein Vater wurde er Arzt, zog durch den gesamten deutschsprachigen Raum und behandelte Patienten auf Märkten. Er erfand eine Nadel zur Behandlung des Grauen Stars und einen Haken, um Polypen zu entfernen, setzte mit Erfolg künstliche Augen ein. Zahlreiche Fürsten gestanden ihm Privilegien zu. Am 11. November 1727 starb der trinkfreudige Arzt in Hann. Münden.

Blick auf Hann. Münden

Blick von der Tillyschanze auf die Altstadt von Hann. Münden © Fotolia Foto: runzelkorn
Von der Tillyschanze bietet sich ein toller Blick auf die Altstadt.

Ein toller Blick auf Hann. Münden und das mittelalterliche Zentrum bietet sich von der Tillyschanze am Rand des Reinhardswaldes. Von einem 25 Meter hohen Aussichtsturm erkennt man die Struktur der Altstadt mit den Stadtmauern sowie die Lage an und zwischen den Flüssen. Der etwa halbstündige Aufstieg zur Tillyschanze ist eine von zahlreichen Spazier- und Wandermöglichkeiten, die der Naturpark Münden auf 45.000 Hektar Fläche bietet. Dazu gehören Wege am Wasser ebenso wie anstrengende Routen in die teils steil aufsteigenden Wälder der Umgebung.

"Deutsch bis zum Meer der Weserfluss"

Der Weserstein in Hann. Münden © imago/Hanke
"Wo Werra sich und Fulda küssen ..." steht der Weserstein.

Wasser spielt in Hann. Münden eine bedeutende Rolle - nicht nur, wenn die Flüsse über die Ufer treten. Viele Hochwasser-Marken, unter anderem am Rathaus, zeigen an, wie heftig die Stadt immer wieder überflutet wurde. Bei normalen Wasserständen lädt das Ausflugsschiff "MS Weserstein" zu einer Tour auf den drei Flüssen ein. Wer mit eigener Kraft aufs Wasser will, kann in einem gemieteten Kanu starten. Zu jedem Hann.-Münden-Besuch gehört auch ein Spaziergang zum Weserstein. Er steht seit gut 110 Jahren auf der Insel Tanzwerder und markiert den Beginn der Weser am Zusammenfluss von Fulda und Werra. Der Fabrikant Carl Natermann ließ den Stein 1899 aufstellen und den bekannten Vers eingravieren:


"Wo Werra sich und Fulda küssen
Sie ihre Namen büßen müssen.
Und hier entsteht durch diesen Kuss
Deutsch bis zum Meer der Weserfluss."

 

Karte: Hann. Münden

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