Stadtansicht von Stralsund. © Colourbox Foto: Wolfgang Zwanzger1

Stralsund: Backsteingotik und Welterbe an der Ostsee

Stand: 17.02.2023 11:28 Uhr

Einst war sie eine mächtige Hansestadt, heute gehört Stralsund mit seinen prächtigen Backsteinbauten zum UNESCO-Welterbe. Auch das Ozeaneum und das Deutsche Meeresmuseum lohnen einen Besuch.

Welterbe - so dürfen die Stralsunder ihre Stadt seit 2002 nennen. Damals hat die UNESCO die historischen Altstädte von Stralsund und Wismar gemeinsam in die Welterbeliste aufgenommen. Der Titel lässt auf eine spannende Stadt schließen - und genau das ist Stralsund. Wer all die liebevoll restaurierten und imposanten Gebäude sieht, fühlt sich ins 14. und 15. Jahrhundert versetzt, als Stralsund eine der mächtigsten Hansestädte war.

In dieser Zeit wirtschaftlichen Aufschwungs entstanden zahlreiche Sakralbauten und Bürgerhäuser im Stil der Backsteingotik. Eine beschilderte Route "Wege zur Backsteingotik" führt Besucher zu den bedeutendsten Bauwerken. Dazu gehören unter anderem die Reste der Stadtmauer und die beiden erhaltenen Stadttore, mehrere schöne Giebelhäuser sowie das Rathaus mit seiner beeindruckenden Fassade.

Das Rathaus: Wunderschöne Backsteingotik

Die Backstein-Schmuckfassade des Rathauses in Stralsund. © picture-alliance / HB Verlag Foto: Sabine Lubenow
Backsteingotik der besonderen Art: Die Fenster in der Schmuckfassade des Rathauses geben den Blick in den Himmel frei.

"Dat Strolsunner Rothus is as sine Kinner: hoch hinaus un nix dorhinner!" So urteilten angeblich die Lübecker abfällig über das Stralsunder Rathaus. Warum? Weil das Stralsunder Rathaus zum Teil aus einer Schmuckfassade besteht. Durch die prachtvollen Fenster und Rosetten im oberen Teil schaut man direkt in den Himmel - und nicht etwa in dahinterliegende Räume. Das Gebäude, das zu den schönsten Bauten der norddeutschen Backsteingotik zählt, wurde nicht von Anfang an nur als Rathaus genutzt. Im Mittelalter diente das Erdgeschoss als Einkaufszentrum der Stadt: Es war gefüllt mit kleinen Läden und mobilen Händlern.

Seit seiner Entstehung im 13. Jahrhundert hat das Rathaus zahlreiche bauliche Veränderungen und Ergänzungen erfahren. Eine der interessantesten ist das Barockportal mit Wappenbekrönung aus dem Jahr 1743.

Barocke Architektur - Relikt der Schwedenzeit

Auch aus der Schwedenzeit (1648-1815) sind noch sehenswerte Bauten und Denkmäler erhalten, darunter das Commandantenhus am Alten Markt, das Regierungspalais in der Badenstraße sowie mehrere barocke Adelshäuser. Fast 900 Gebäude stehen in Stralsund unter Denkmalschutz, die meisten davon in der Altstadt. Viele sind bereits restauriert, erste Aktivitäten gab es bereits zu DDR-Zeiten. Nach dem Mauerfall begann in den 90er-Jahren eine umfassende Sanierung, die noch andauert.

St. Nikolai, St. Marien, St. Jakobi: Drei Kirchen dominieren Stralsund

Blick auf den Innenraum der St. Nikolaikirche Stralsund. © NDR Foto: Kathrin Weber
St. Nikolai beeindruckt durch ihre Größe und die reichhaltige Ausstattung mit vielen Kunstwerken.

Bekannt ist Stralsund auch für seine monumentalen Kirchen. Die Kirche St. Nikolai ist die älteste der drei mittelalterlichen Pfarrkirchen und versetzt den Besucher schon beim Betreten ins Staunen - ein riesiges, kunstvoll geschnitztes Portal führt in die dreischiffige Basilika. Das Innere ist farbenprächtig bemalt und reich ausgestattet. Da Nikolai der Schutzpatron aller Seefahrer ist, zeugen viele Kunstwerke von Menschen, die vom Meer leben. Außerdem beherbergt St. Nikolai verschiedene Altäre, eine monumentale astronomische Uhr sowie eine Kanzel aus dem Jahr 1611.

Die Marienkirche am Neuen Markt fällt besonders wegen ihrer Dimensionen ins Auge - sie ist nach der Danziger Marienkirche die größte im Hanseraum. Von ihrem 104 Meter hohen Turm haben Besucher einen tollen Blick über die Stadt und die Ostsee bis zur Insel Rügen.

Zu den sehenswerten sakralen Bauten in Stralsund gehört auch die Jakobikirche, die durch reiche Ornamente und glasierte Formsteine besticht. Sie wurde im Zweiten Weltkrieg stark zerstört, ist aber inzwischen weitgehend restauriert und verfügt über einen schönen Barockaltar. Als Kulturkirche präsentiert sie wechselnde Ausstellungen und Veranstaltungen.

Der Hafen: Verbindung in alle Welt

Der Hafen am Strelasund - einem Seitenarm der Ostsee - spielte schon immer eine zentrale Rolle in der Geschichte der Stadt. Von hier aus stachen einst die dickbauchigen Hansekoggen in See - Richtung Flandern, England, Spanien oder Norwegen. Durch den internationalen Handel wurde Stralsund eine der mächtigsten Hansestädte. Besonders bedeutend war der Handel mit Heringen.

Das Ozeaneum und alte Backsteingebäude am Stadthafen in Stralsund. © colourbox Foto: -
Das Lotsenhaus, das Ozeaneum und alte Speicher - so präsentiert sich die Hafeninsel.

Heute gliedert sich der Hafen in mehrere Abschnitte. Während der Nord-, Süd- und Frankenhafen eher wirtschaftlich genutzt werden, ist der Stadthafen neben dem Alten Markt das touristische Zentrum der Stadt. Er liegt, durch zwei Kanäle von der Altstadt getrennt, auf der Hafeninsel und ist über Brücken zu erreichen. Geprägt wird die Insel von imposanten Speichern, dem modernen Bau des Museums Ozeaneum und dem Großsegler "Gorch Fock I", der dort an der Fährbrücke liegt. Das ehemalige Segelschulschiff kann täglich besichtigt werden. Urig und eine echte Stralsunder Institution sind die Imbissboote auf dem Fährkanal, auf denen Fischbrötchen und warme Fischgerichte angeboten werden.

Ozeaneum Stralsund: Auf den Spuren der Nordmeerbewohner

Ein großer moderner Bau mit weißer Stahlblechfassade und Glaselementen: Das Ozeaneum ist nicht zu übersehen, oft bilden sich davor lange Schlangen, denn die Ausstellung ist bei Stralsundbesuchern sehr beliebt. Schwerpunkt sind die nördlichen Meere und ihre Bewohner. Tausende Tiere aus Nord- und Ostsee, dem Atlantik und dem nordatlantischen Polarmeer sind in zahlreichen Becken zu sehen. Das größte Aquarium befindet sich im Bereich "Offener Atlantik". Dort gibt eine riesige Panoramascheibe den Blick auf Makrelenschwärme, Rochen, Zackenbarsche und einen Sandtigerhai frei.

Deutsches Meeresmuseum: Einblicke in das Leben unter Wasser

Hängendes Walskelett im Deutschen Meeresmuseum in Stralsund. © NDR Foto: Kathrin Weber
Imposant: Im ehemaligen Kirchenchor hängt das Skelett eines Finnwals. Es bleibt auch nach der Modernisierung erhalten.

Das Deutsche Meeresmuseum ist im Westen der Altstadt in einem ehemaligen Kloster untergebracht. Die mittelalterliche Architektur macht die Ausstellung besonders reizvoll. So hängt im einstigen Kirchenchor ein 15 Meter langes Finnwal-Skelett und unter hohen Gewölben laden Aquarien mit Tropenfischen und Schildkröten zu einem Streifzug durch die Meere ein. Derzeit ist das Museum allerdings wegen umfangreicher Modernisierungsarbeiten geschlossen. Die Wiedereröffnung ist für 2024 geplant.

Meeresmuseum und Ozeaneum gehören zur Stiftung Deutsches Meeresmuseum. Für beide Einrichtungen gibt es neben Einzel- auch Kombitickets.

Über Rügendamm und Rügenbrücke auf die Insel

Blick auf die Rügenbrücke zwischen Stralsund und der Ostseeinsel Rügen. © Colourbox Foto: hoch2wo photo & design
Eine moderne Brücke führt über den Strelasund und verbindet Stralsund mit der Insel Rügen.

Stralsund ist auch das Tor zur Insel Rügen. Bereits seit dem 13. Jahrhundert bestand eine Fährverbindung zu der Ostseeinsel. Statt per Schiff geht es heute per Bahn oder mit dem Auto über die Rügenbrücke und den Rügendamm auf die Insel. So lässt sich ein Urlaub auf Rügen bestens mit einem Besuch der Welterbe-Stadt Stralsund verbinden.

Karte: Sehenswertes in Stralsund

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