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In Duderstadt lebt das Mittelalter

Stand: 13.09.2022 15:17 Uhr

Hunderte Fachwerkhäuser, kleine Gassen und eine gut erhaltene Wallanlage: Ein Besuch im südniedersächsischen Duderstadt ist auch ein spannender Ausflug in die Vergangenheit.

Mehr als 600 Fachwerkhäuser aus verschiedenen Jahrhunderten prägen das historische Zentrum der Kleinstadt im Südosten Niedersachsens. Da viele als Bauten unter Denkmalschutz stehen, werden sie sorgfältig gepflegt. Nur wenige Städte verfügen noch über ein derart geschlossenes mittelalterliches Stadtbild. Gassen und Straßen verlaufen in Duderstadt bis heute nahezu unverändert durch die Häuserzeilen.

Rathaus und "Eichsfelder Dom"

Blick auf die Kirche St. Cyriakus und die Markstraße. © picture alliance / Bildagentur-online/Exss
Die Türme der Kirche St. Cyriakus überragen die Fachwerkhäuser an der Fußgängerzone.

Mittelpunkt der Altstadt ist der Obermarkt mit dem von drei Türmchen gekrönten Rathaus. Wie viele heutige Baudenkmäler wurde das Gebäude immer wieder ergänzt und verändert: Um 1300 begann der Bau, 1432 wurde er nach Süden erweitert, 1532 kam die Fachwerk-Konstruktion mit den drei Türmen hinzu und erst um 1674 vollendete eine barocke Freitreppe den Rathausbau. Ebenfalls am Obermarkt steht die St.-Cyriakus-Kirche, im Volksmund auch "Eichsfelder Dom" genannt. Das katholische Gotteshaus mit reichhaltigem Inventar und zwei imposanten Türmen wurde von 1240 bis 1490 erbaut. Damit zählt es zu den ältesten Gebäuden in Duderstadt.

Mauer und Wall schützten die Stadt

Altstadt von Duderstadt mit Westerturm. © Stadt Duderstadt
Der Westerturm mit dem gedrehten Helm gehört zu den Wahrzeichen der Stadt.

Eine damals 1,7 Kilometer lange Stadtmauer aus dem 13. Jahrhundert schützte in Kombination mit einem Wall, Wallanlagen und Warten die Siedlung vor feindlichen Angriffen. Von 1988 bis 1995 umfassend saniert, bestehen große Teile des Bollwerks bis in die Gegenwart. Dazu gehört auch der Westerturm, ein ehemaliges Stadttor und eines der Wahrzeichen Duderstadts. Seine schraubenartig verdrehte Spitze soll auf einen Fehler der mittelalterlichen Bauherren zurückzuführen sein. Einer Eichsfelder Sage nach hat allerdings der Teufel die Turmspitze verdreht.

Der "Anreis"

Vom Westturm des Duderstädter Rathauses ertönt täglich von 9.00 bis 19.00 Uhr alle zwei Stunden ein Glockenspiel. Dazu öffnet sich eine Turmluke und der "Anreis" - auch "Anreischke" genannt - begrüßt die Zuschauer.

Grüner Gürtel um das Zentrum

Direkt vor der Stadtmauer liegt der Stadtpark. Gemeinsam mit den Wallanlagen, in denen bis zu 300 Jahre alte Linden und Kastanien wachsen, und den Bürgergärten ergibt sich ein grüner Ring um die Altstadt. Dazu gehört auch der idyllische Obertorteich, einst ebenfalls Teil der ausgeklügelten Verteidigungsanlagen. Ein Fußweg auf dem Wall bietet immer wieder schöne Ausblicke auf die Häuser der Altstadt.

Von Kriegen verschont

Mit seinen jahrhundertealten Häusern gehört Duderstadt zu den Orten an der Deutschen Fachwerkstraße. Dass die Stadt von Kriegen weitgehend verschont blieb, verdankt sie auch ihrer Lage abseits wichtiger Verkehrsadern im landschaftlich reizvollen Eichsfeld zwischen Harz, Weserbergland und Ohmgebirge. Ihre Blütezeit hatte die Stadt im 13. und 14. Jahrhundert, als Kaufleute schwunghaften Handel trieben. Mit dem Niedergang der Hanse im 15. Jahrhundert ging es auch mit Duderstadt bergab und 1424 vernichtete eine Feuersbrunst mehr als 300 Häuser.

Ausflugstipps für die Region

Bis 1990 war Duderstadt mit seinen rund 22.000 Einwohnern Grenzort zur DDR. Wenige Kilometer südlich erinnert im thüringischen Teistungen das Grenzlandmuseum Eichsfeld an die innerdeutsche Teilung und ihre Auswirkungen auf die Region Eichsfeld beiderseits des Zauns. Einen Besuch lohnt auch das knapp drei Kilometer nordöstlich Duderstadts gelegene Natur-Erlebniszentrum Gut Herbigshagen der Heinz Sielmann Stiftung.

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Dieses Thema im Programm:

NDR Info | 03.09.2022 | 18:00 Uhr

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