Probenstecher und andere Arbeitsgeraete der Quartiersleute im Speicherstadtmuseum. © SHMH Foto: Sinje Hasheider

Speicherstadtmuseum: Wo Kaffee, Tee und Nüsse lagerten

Stand: 04.08.2021 11:06 Uhr

Die Hamburger Speicherstadt gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe. Das Speicherstadtmuseum zeigt, wie der Lagerhauskomplex entstand und genutzt wurde.

von Kathrin Weber und Irene Altenmüller, NDR.de

Ein etwa anderthalb Kilometer langes Backsteinensemble, von Fleeten getrennt und mit Brücken verbunden: Die Hamburger Speicherstadt ist einzigartig und zählt gemeinsam mit dem Kontorhausviertel zum Weltkulturerbe der UNESCO. Bei Hamburgern und Touristen ist der Rundgang durch die Speicherstadt mit ihren prächtigen Backsteinornamenten, Giebeln und Türmen deshalb beliebt.

Tausende Holzpfähle im Untergrund

Die Speicherstadt in Hamburg. © Colourbox Foto: Olena Buyskykh
Backsteinarchitektur, verziert mit Giebeln, Erkern und Türmchen prägt die Speicherstadt.

Was so mancher Spaziergänger nicht weiß: Fast 20.000 Menschen mussten für den Bau der Lagerhäuser einst weichen, Tausende Holzpfähle wurden für sie in den Untergrund gerammt und der Gebäudekomplex war als erster in Hamburg komplett elektrisch beleuchtet. Über diese und viele weitere interessante Fakten informiert das Speicherstadtmuseum, eine privat betriebene Außenstelle des Museums für Arbeit.

Das Museum residiert - wie könnte es anders sein - in einem der historischen Lagerhäuser von 1888 in der Straße Am Sandtorkai. Die Ausstellung konzentriert sich auf zwei große Themenfelder: Wie und warum ist die Speicherstadt entstanden? Was wurde dort wie gelagert?

Vom Wohnquartier zur Speicherstadt

Ob in einfachen Fachwerkbauten für Arbeiter oder in repräsentativen barocken Bürgerhäusern: Mitte des 18. Jahrhunderts lebten auf den Brookinseln südlich der Hamburger Altstadt etwa 20.000 Menschen. Sie alle mussten für den Bau der Speicherstadt weichen. Die Entscheidung fiel 1883: Der Hafen benötigte wegen des geplanten Zollanschlusses Hamburgs an das Deutsche Reich Lagerflächen im Freihafengebiet. Die alten Wohnhäuser wurden abgerissen, die Besitzer erhielten eine Entschädigung, die Mieter mussten sich selbst eine neue Bleibe suchen.

Auf dem Areal wuchs in den Jahren 1885 bis 1927 in drei Bauabschnitten die Speicherstadt. Der erste Abschnitt wurde bereits 1888 fertiggestellt. Anhand von Zeichnungen, Texten und Bildern zeigt die Ausstellung, wie die Gebäude entstanden. In einem Kesselhaus wurde Dampf erzeugt, um die hydraulischen Winden und Hebebühnen anzutreiben und so die Ware vom Schiff in die Speicherböden zu hieven.

Quartiersfirmen lagerten und veredelten die Waren

Genutzt wurde die Speicherstadt von sogenannten Quartiersfirmen. Diese mieteten die Speicher und lagerten, bemusterten und veredelten dort Waren aus aller Welt wie etwa Kaffee, Kakao, Tee oder Paranüsse. Mit Schuten - kleinen, flachen Booten - wurde die Stückware in Säcken oder Körben von den Schiffen zu den Speichern gebracht. Anhand verschiedener typischer Geräte wie einer Waage oder einer Kaffee-Sortiermaschine können Museumsbesucher nachvollziehen, wie diese Arbeiten abliefen.

Führungen und Verkostungen

Die Ausstellung ist interessant und kurzweilig - ein Rundgang dauert etwa eine Stunde. Die Texte sind knapp gehalten und verständlich geschrieben - so kommt keine Langeweile oder Müdigkeit auf. Wer mehr erfahren möchte, kann sich für eine öffentliche oder private Führung anmelden. Für Kinder bietet das Haus spezielle Entdeckertouren an. Am Ende gibt es eine Urkunde. Kaffeeverkostungen sowie Veranstaltungen wie Krimilesungen runden das Angebot des Museums ab.

Speicherstadtmuseum

Am Sandtorkai 36
20457 Hamburg
Tel. (040) 32 11 91

täglich geöffnet außer Heiligabend, aktuelle Öffnungszeiten und Preise auf der Website des Museums

Karte: Hier liegt das Speicherstadtmuseum

Weitere Informationen
Blick auf die Hamburger Katharinenkirche und die Speicherstadt sowie ein Fleet. © imago images Foto: Jürgen Ritter

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