Schöningen: Museum zeigt die ältesten Speere der Menschheit

Stand: 20.02.2024 16:52 Uhr

300.000 Jahre alt sind die Speere und Knochen von Wildpferden, die das Forschungsmuseum Schöningen im Südosten Niedersachsens zeigt. Die Ausstellung gibt Einblicke in die Welt unserer frühen Vorfahren.

Es war eine archäologische Sensation: 1994 stießen Forscher bei Grabungen am Rande eines Braunkohletagebaus im kleinen Ort Schöningen nahe Helmstedt auf mehrere vollständig erhaltene Jagdwaffen aus Holz. Das Besondere: Die Speere sind etwa 300.000 Jahre alt und dank der geologischen Verhältnisse am Fundort bestens erhalten. Sie gelten als die ältesten erhaltenen Jagdwaffen der Menschheit.

Im Frühjahr 2020 berichteten Experten von einem weiteren spektakulären Fund. Sie waren auf das nahezu vollständige Skelett eines eurasischen Waldelefanten gestoßen, das ähnlich alt ist. In der Gegend lebten damals auch Löwen, Bären, Nashörner und andere große Säugetiere.

Die Welt des Homo heidelbergensis

Nachbildung eines Homo heidelbergensis im Forschungsmuseum Schöningen. © Volker Minkus, Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege
Der Homo heidelbergensis war ein Vorfahr des Neandertalers und jagte mit Wurfhölzern und Speeren.

Die Ausstellung zeigt alle Details um die Funde und das Leben der Menschen vor 300.000 Jahren. Neben den Speeren präsentiert sie zahlreiche Tierknochen sowie Steinwerkzeuge und stellt Jagdszenen der damaligen Zeit in Bildern und Installationen nach. Besucher lernen auch die lebensgroße Nachbildung eines Homo heidelbergensis, eines Vorfahren der heutigen Menschen, kennen.

Eine Panoramwand mit Landschaft und Tieren im Forschungsmuseum Schöningen. © Volker Minkus, Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege
Auf Panoramawänden werden die Lebenswelt des Homo heidelbergensis und die Klimaentwicklung lebendig.

Für Wissenschaftler ist der Fund der bis zu 2,50 Meter langen Speere so bedeutend, weil er zeigt, wie der Homo heidelbergensis in der Altsteinzeit lebte und jagte. Die Speere lagen inmitten eines Lagerplatzes mit weiteren Jagdwaffen sowie Tausenden Knochen von Wildpferden. Zahlreiche Thesen über die Entwicklung der Menschheit mussten aufgrund der Funde verworfen werden.

Außerdem bietet das Museum anhand von Erdschichten vom Fundort einen Einblick in die Klimageschichte der Region und die Klimaentwicklung. Umweltveränderungen und die Anpassung des Menschen daran sind ein weiteres Thema der Dauerausstellung.

Moderne Architektur für Funde aus der Altsteinzeit

Blick auf das moderne Gebäude des Forschungsmuseums Schöningen und eine Wiese, die davor liegt. © picture alliance/dpa Foto: Peter Steffen
Die moderne Fassade des Gebäudes reflektiert den Himmel und die Landschaft.

Das futuristisch anmutende Gebäude des Museums wirkt von außen wie ein Spiegel, der die umliegende Wald- und Wiesenlandschaft reflektiert. Aus dem Inneren bieten sich Ausblicke auf die Fundorte am Rand eines Braunkohletagebau-Gebiets, das 2016 stillgelegt wurde. Zu der Anlage gehört auch ein großer Park mit Spielplatz und Erlebnisparcours. Neben der Dauerausstellung mit den Speeren zeigt das Haus auch wechselnde Sonderschauen.

Vom Paläon zum Forschungsmuseum

Forschungsmuseum Schöningen

Paläon 1 (an der L 652)
38364 Schöningen
Tel. (05352) 90 91 10

Öffnungszeiten, Eintrittspreise und weitere Informationen auf der Website der Ausstellung

Das Forschungsmuseum Schöningen hieß bis Juni 2019 Paläon und stand wegen Verlusten in Millionenhöhe und sinkender Besucherzahlen in der Kritik. Dann wurde es vom Land Niedersachsen übernommen, das nun einen Großteil der laufenden Kosten trägt. Das Museum ist auch ein weltweit bedeutender Standort für die Erforschung der Altsteinzeit.

Karte: Forschungsmuseum Schöningen

Weitere Informationen
Die Schöninger Speere - die ältesten vollständig erhaltenen Holzwaffen der Menschheit - in einer Austellung. © dpa-Bildfunk Foto: Julian Stratenschulte

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Dieses Thema im Programm:

Niedersachsen 18.00 | 05.12.2023 | 18:00 Uhr

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