Hiatushernie: Muss ein Zwerchfellbruch immer operiert werden?

Stand: 05.06.2023 13:10 Uhr | vom Norddeutscher Rundfunk-Logo

Mit zunehmendem Alter und schwachem Bindegewebe kann die Lücke im Zwerchfell, durch die die Speiseröhre führt, so groß werden, dass ein Teil des Magens nach oben rutscht - das Zwerchfell "bricht".

Das Zwerchfell sitzt in der Mitte des Körpers und bildet eine muskuläre Trennwand zwischen den Organen des Brustkorbs und den Verdauungsorganen. Durch eine natürliche Lücke im Zwerchfell, den Hiatus (Speiseröhrenschlitz), führt die Speiseröhre nach unten zum Magen. Mit zunehmendem Alter und schwachem Bindegewebe kann die Lücke immer größer werden - das Zwerchfell "bricht".

Betroffen sind vor allem Menschen über 50. Übergewicht (vor allem bei Frauen) und Rauchen steigern das Risiko, aber auch eine Verletzung kann zum Zwerchfellbruch führen. Vereinzelt ist die Hiatushernie bereits angeboren. Gefährdet sind außerdem schwangere Frauen. Hat die Lücke eine gewisse Größe erreicht, kann der Magen nach oben rutschen und zumindest teilweise in den Brustraum zwischen Lunge und Herz drängen.

Symptome eines Zwerchfellbruchs

Die meisten Hiatushernien sind recht klein und verursachen keine oder nur geringe Beschwerden. Diese hängen meist mit einem gastroösophagealen Reflux zusammen, denn ein Zwerchfellbruch begünstigt den Rückfluss von saurem Mageninhalt in die Speiseröhre. Dies äußert sich mit Verdauungsstörungen, etwa beim Ruhen nach dem Essen, sowie mit Sodbrennen, Räusperzwang und Heiserkeit. Auch Luftnot, Übelkeit und Brust- oder Rückenschmerzen können Folgen sein. Vornüberlehnen, das Heben schwerer Lasten und ähnliche körperliche Anstrengungen können die Symptome verstärken.

Diagnostik einer Hiatushernie

Entdeckt wird ein Zwerchfellbruch meist bei einer Magenspiegelung, größere Hiatushernien können auch auf einer Röntgenaufnahme des Brustkorbs zu erkennen sein. Wie gut der Schließmuskel zwischen Speiseröhre und Magen funktioniert, prüfen Gastroenterologinnen und Gastroenterologen mithilfe von Druck- und Säuremessungen.

Behandlung eines Zwerchfellbruchs: Wann Medikamente?

Hiatushernien, die keine Symptome hervorrufen, müssen nicht behandelt werden. Beim Auftreten von Reflux-Symptomen wie Sodbrennen werden Medikamente verabreicht, die die Magensäureproduktion reduzieren, sogenannte Protonenpumpenhemmer. Sie werden in niedriger Dosierung täglich am Morgen eingenommen, bei akuten Beschwerden vorübergehend auch in höherer Dosierung. Abends nach dem Essen kann zusätzlich noch ein sogenanntes Alginat eingesetzt werden. Der Extrakt der Braunalge bildet beim Kontakt mit Säure eine gelartige Schicht, die sich wie ein Deckel über den sauren Mageninhalt legt.

Zwerchfellbruch natürlich behandeln

Daneben gibt es eine Reihe von nicht-medikamentösen Methoden, die die Symptome lindern können. Dazu gehören das Schlafen mit erhöhtem Kopfteil, nicht zu große Mahlzeiten, Abbau von Übergewicht, Rauchverzicht, das Tragen weiter Kleidung sowie weder Hinlegen noch körperliche Anstrengung nach dem Essen. Außerdem können Betroffene den Reflux-Beschwerden durch eine bewusste Ernährungsweise entgegenwirken. So sollten zum Beispiel säurehaltige Getränke, Alkohol, Koffein, Zwiebeln, saure, scharfe und fette Nahrung möglichst gemieden werden, da sie die Magensäureproduktion anregen.

Geschwülsten der Speiseröhre vorbeugen

Da die chronische Schleimhautreizung durch eine Reflux-Erkrankung langfristig zu bösartigen Veränderungen der Speiseröhre (Barrett-Ösophagus) führen kann, sollte der Zustand der Schleimhaut regelmäßig durch eine Magenspiegelung kontrolliert werden, um verdächtige Veränderungen rechtzeitig zu erkennen und zu entfernen.

Zwerchfellbruch: Wann operieren?

Wird die Lücke im Zwerchfell im Laufe der Zeit so groß, dass sich die Beschwerden auch mit höheren Dosen von Medikamenten und mit anderen Maßnahmen nicht mehr ausreichend lindern lassen, profitieren die Betroffenen in der Regel von einer Operation. Allerdings sollte der Eingriff gut überlegt sein, denn er kann auch wirkungslos bleiben oder gar zu weiteren Beschwerden wie Schluckstörungen führen.

Chirurgischer Verschluss der Bruchpforte

Bei der chirurgischen Therapie einer Hiatushernie wird die Lücke im Zwerchfell im Rahmen einer Bauchspiegelung (Laparoskopie) durch Nähte verschlossen und eine Barriere gegen das Zurückfließen von Speisebrei in die Speiseröhre geschaffen. Ist die Lücke im Zwerchfell sehr groß oder ist sie nach einem früheren Eingriff erneut aufgetreten, kann ein leichtes Kunststoffnetz zur Verstärkung des Zwerchfells mit Fibrinkleber daran befestigt werden.

  • Im Rahmen der OP wird rund um den Übergang von Magen und Speiseröhre eine Manschette geformt, die den schlecht funktionierenden inneren Schließmuskel von außen unterstützt. Diese sogenannte Fundoplicatio hält den Magen sicher an seinem Platz. Dafür wird der obere Magenanteil, der Fundus, als neues Ventil entweder zu 360 Grad (Nissen-Operation) oder nur zu 270 Grad (Toupet-Operation) um die Speiseröhre herumgeführt und vor der Speiseröhre vernäht.
  • In leichteren Fällen kann auf das Herumführen des oberen Magenanteils um die Speiseröhre verzichtet und der Magenfundus nur an die Unterfläche des Zwerchfells angenäht werden (Fundophrenicopexie). Alle diese Operationen werden unter Vollnarkose durchgeführt.

Expertinnen und Experten zum Thema

Dr. Matthias Kahl, Fachinternistische Schwerpunktpraxis, Hamburg

Facharzt für innere Medizin und Gastroenterologie
Schlossstraße 44
22041 Hamburg
www.praxis-wandsbek.de

Dieses Thema im Programm:

NDR Fernsehen | Visite | 06.06.2023 20:15

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