Stand: 03.06.2019 15:00 Uhr

So funktioniert eine Herztransplantation

Ein Herz mit Adern leuchtet in einem Oberkörper. © fotolia.com Foto: nerthuz
Bei einer schweren Herzschwäche ist ein Spenderherz oft die letzte Rettung.

Eine schwere Herzmuskelschwäche führt unbehandelt zum Tod. Die einzige Chance für schwer Erkrankte ist ein Spenderherz. Seit 50 Jahren werden in Deutschland Herzen transplantiert, etwa 300 pro Jahr. Rund 700 Herzkranke warten dringend auf ein Spenderherz. Doch die Zahl der Organspenden reicht bei Weitem nicht aus. Insgesamt sterben in Deutschland jedes Jahr rund 1.000 Menschen, weil es kein passendes Organ gibt.

Moderne Richtlinien für Organspende gefordert

Experten sind sich einig, dass die Richtlinien zur Organspende in Deutschland modernisiert werden müssen. Seit April 2019 gibt es bereits neue gesetzliche Regelungen, um die strukturellen und finanziellen Bedingungen für die Organspende zu verbessern.

Denn noch längst nicht jede Klinik verfügt über die organisatorischen und personellen Voraussetzungen, um die intensiven Gespräche mit Angehörigen, spezielle Untersuchungen, die Dokumentation durch mehrere Fachärzte und die detaillierte Meldung an die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) sicherzustellen.

Organspende: Einverständnis oder Widerspruch?

Derzeit gilt in Deutschland die erweiterte Zustimmungsregelung. Nur wenn eine Person zu Lebzeiten eindeutig sein Einverständnis gegeben hat, zum Beispiel im Organspendeausweis, dürfen nach dem Hirntod Organe entnommen werden. Liegt keine entsprechende Zustimmung vor, muss die Familie entscheiden, ob eine Organspende in Frage kommt und ggf. ausdrücklich zustimmen.

Obwohl rund 84 Prozent der Deutschen in Umfragen ihre grundsätzliche Spendenbereitschaft äußern, hat nur etwa jeder Dritte einen Organspenderausweis.

In vielen anderen Ländern gilt eine sogenannte Widerspruchslösung. Das bedeutet, dass jeder als Organspender gilt, der einer Organentnahme nicht ausdrücklich widersprochen hat. In diesen Ländern gibt es in der Regel keinen dramatischen Mangel an Spenderorganen wie in Deutschland.

Daher gibt es jetzt auch in Deutschland einen Gesetzentwurf zur Einführung einer Widerspruchslösung.

Befragung und Online-Register als Alternative?

Ein alternativer Gesetzentwurf sieht vor, die Menschen immer wieder an das Thema Organspende heranzuführen und sie zu einer bewussten, freiwilligen Entscheidung aufzufordern, etwa bei Terminen in der Filiale der Krankenkasse oder beim Abholen von Ausweisdokumenten im Einwohnermeldeamt. Die Entscheidung soll in ein bundesweites Online-Register eingetragen werden.

Eine parlamentarische Abstimmung über die Gesetzesvorschläge wird es wohl im Herbst 2019 geben.

Voraussetzungen für eine Organspende

Der Tod des Organspenders gilt als zweifelsfrei, wenn zwei unabhängige Ärzteteams

  • den unwiderruflichen Hirntod des Spenders
  • das Ausbleiben der Spontanatmung und
  • den Verlust der Hirnstammtätigkeit

bescheinigen.

Vor der Transplantation wird das Spenderherz untersucht. Mit immunologischen Tests beurteilen Ärzte das Risiko einer Abstoßungsreaktion beim Empfänger. Wichtig ist, dass Spender und Empfänger ungefähr gleich groß und schwer sind, damit die Pumpleistung auf den neuen Körper abgestimmt ist.

Wie lange hält das Herz?

Sind andere Organe wie Leber, Niere, Lunge und Gehirn gesund, haben Erkrankte gute Aussichten, die Operation gut zu überstehen. Da jedoch viele Herzkranke an weiteren Krankheiten leiden, sterben etwa zehn Prozent beim oder kurz nach dem Eingriff. Etwa 80 Prozent überleben die ersten zwölf Monate, 70 Prozent leben nach fünf Jahren und 50 Prozent nach zehn Jahren. Nicht selten leben Organempfänger sogar Jahrzehnte mit dem neuen Herzen.

Abstoßung des Spenderherzens verhindern

Um eine Abstoßung des Spenderherzens zu verhindern, müssen Betroffene Medikamente einnehmen, die das eigene Immunsystem unterdrücken. Dadurch erhöht sich das Risiko einer Infektion mit Bakterien oder Pilzen. Da die Symptome einer Abstoßung nicht immer sofort auffallen, kommen die Patienten regelmäßig zur Kontrolle in die Klinik. Betroffene erhalten außerdem eine körperliche und psychologische Betreuung, die sie in ihrem Leben mit dem neuen Herzen begleitet.

Kunstherzen und Unterstützungssysteme

Um Menschen mit fortgeschrittener Herzschwäche trotz des Mangels an Organspenden helfen zu können, stehen sogenannte Kunstherzen zur Verfügung. Meist handelt es sich dabei genau genommen um Herzunterstützungssysteme. Das sind implantierbare Pumpen, die das kranke Herz unterstützen und über Kabel mit einer Batterie- und Steuereinheit außerhalb des Körpers verbunden sind.

Etwa 1.000 solcher Systeme werden jedes Jahr in Deutschland implantiert. Sie können die Zeit bis zur Transplantation überbrücken oder auch als Dauertherapie eingesetzt werden.

Allerdings besteht bei Herzpumpen durch die Kabelverbindung nach außen immer die Gefahr einer Infektion mit lebensbedrohlicher Blutvergiftung. Darüber hinaus sind Komplikationen durch die Blutverdünnung oder technische Probleme häufig. Nur äußerst selten wird ein komplettes Kunstherz als vollständiger Herzersatz implantiert, da die Komplikationsrate bei diesen Modellen besonders hoch ist.

Weitere Informationen
Eine Frau hält einen Organspendeausweis in die Höhe. © Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung

Organspende: Die wichtigsten Fragen und Antworten

Beim Thema Organspende bestehen oft Unsicherheiten. Hier finden Sie wichtige Fragen und Antworten zum Thema. mehr

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Visite | 04.06.2019 | 20:15 Uhr

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