Schematische Darstellung der Leber im Brustkorb © colourbox Foto: -

Hepatitis C: Neue Therapien gegen Leberentzündung

Stand: 06.10.2020 10:59 Uhr

Für die Entdeckung des Hepatitis-C-Virus wurden die Wissenschaftler Harvey J. Alter und Charles M. Rice aus den USA sowie Michael Houghton aus Großbritannien mit dem Medizin-Nobelpreis ausgezeichnet.

Gegen Hepatitis-C-Viren (HCV) gab es lange kaum ein wirksames Mittel. Bei einer Infektion mit dem Erreger gehen im Laufe der Zeit immer mehr Leberzellen zugrunde, die das Organ durch Bindegewebe ersetzt. Die Leber schrumpft und wird knotig. Dieses Stadium nennen Ärzte Leberzirrhose. Eine häufige Spätfolge ist Leberkrebs, auch kann die Leberfunktion irgendwann so sehr eingeschränkt sein, dass eine Transplantation nötig wird.

Neue Medikamente ersetzen Interferon und Ribavirin

Bis 2014 wurden zur Bekämpfung von Hepatitis-C-Viren die Mittel Interferon und Ribavirin eingesetzt. Die Behandlung war für Betroffene belastend und nicht selten kehrten die Viren nach anfänglichen Erfolgen innerhalb weniger Wochen zurück. Eine Heilung gelang nur in 50 bis 80 Prozent der Fälle.

Seit 2014 werden Hepatitis-C-Erkrankte mit hochwirksamen antiviralen Substanzen behandelt. Die neuen Medikamente können Hepatitis-C-Viren in mehr als 90 Prozent dauerhaft beseitigen - und das bei deutlich geringeren Nebenwirkungen und einfacherer Anwendung.

Anders als Interferon werden sie nicht gespritzt, sondern als Tablette eingenommen. Sie wirken gezielt auf die Viren, indem sie verschiedene Enzyme (Protease, Polymerase) hemmen, die für deren Vermehrung benötigt werden. Interferon ist nicht mehr erforderlich, Ribavirin wird nur noch in Ausnahmefällen eingesetzt.

HCV-Wirkstoffe hemmen Protease und Polymerase

Es gibt mehrere Klassen von Medikamenten, die in festen Kombinationen eingesetzt werden. Sie hemmen die Proteasen NS3 oder NS5B, oder den Eiweißstoff NS5A:

  • Zu den NS3-Protease-Hemmern gehören die Wirkstoffe Glecaprevir (GPR), Grazoprevir (GZR) und Voxilaprevir (VOX).

  • NS5A-Hemmer sind Elbasvir (EBR), Ledipasvir (LDV), Pibrentasvir (PBR) und Velpatasvir (VEL),
  • Zu den NS5B-Hemmern gehören Sofosbuvir (SOF) und das schon früher eingesetzte Ribavirin (RBV).

Welche Wirkstoffe im Einzelfall zum Einsatz kommen, hängt von der Erbsubstanz des Hepatitis-C-Virus ab. Es gibt insgesamt sechs verschiedene Genotypen, die sich durch unterschiedliche Medikamenten-Kombinationen behandeln lassen.

Experten zum Thema

Prof. Dr. Ansgar W. Lohse
Internist, Gastroenterologe
I. Medizinische Klinik und Poliklinik
Zentrum für Innere Medizin
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
Martinistraße 52
20249 Hamburg

Prof. Dr. med Jürgen Pohl
Chefarzt Gastroenterologie
Asklepios Klinik Altona
Paul-Ehrlich-Str.1
22763 Hamburg

Dieses Thema im Programm:

Visite | 06.10.2020 | 20:15 Uhr

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