Die Brunft der Rothirsche im Norden erleben

Stand: 29.09.2023 11:14 Uhr

Rothirsche gehören zu den größten heimischen Wildtieren. Meist meiden sie Menschen, aber zur Brunftzeit im Herbst lassen sich die eindrucksvollen Tiere vielerorts in Norddeutschland gut beobachten.

Außer im hohen Norden ist Rotwild, so ein anderer Name für Rothirsche, in ganz Europa verbreitet. In Deutschland kommt es vor allem in den Mittelgebirgen, in den Alpen sowie im Alpenvorland vor. Mehr als 200.000 Tiere sollen es Schätzungen zufolge bundesweit sein. Nennenswerte Bestände im Norden gibt es unter anderem im Harz, im Duvenstedter Brook in Hamburg, in der Göhrde, in der Lüneburger Heide, im Müritz-Nationalpark, im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft sowie im Naturpark Mecklenburgische Schweiz. Mit etwas Glück und Geduld lassen sich die scheuen Tiere während der Brunftzeit im September und Oktober beobachten.

Rothirschbrunft in Norddeutschland

Die Brunftzeit der Rothirsche beginnt in Norddeutschland Anfang September und dauert etwa fünf Wochen. Einen Überblick über die Brunftplätze gibt eine Karte der Deutschen Wildtier Stiftung.
Im Müritz-Nationalpark können Naturliebhaber an geführten Touren ab der Nationalpark-Station Schwarzenhof teilnehmen. Zu beobachten sind die Tiere zudem im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft. Im Naturpark Südheide gibt es Abendführungen ab Hermannsburg. Im Harz lädt die Nationalpark-Verwaltung zu Wanderungen ab Sonnenberg ein. Führungen zu den Brunftplätzen im Duvenstedter Brook in Hamburg bietet der NABU an.

Rehe sind keine Rothirsche

Nicht wenige Menschen denken, dass Rehe weibliche Rothirsche sind. Zwar gehören sowohl Reh als auch Rothirsch zur Familie der Hirsche, doch damit endet die Verwandtschaft. Als Vertreter der zoologischen Unterfamilie der Trughirsche ist das Reh näher mit Ren, Elch und dem Weißwedelhirsch verwandt. Neben Reh und Rothirsch sind in Norddeutschland zwei weitere Hirscharten heimisch: Damhirsch und Sikahirsch.

Vom Kalb zum Zwölfender

Ein Rothirsch-Kalb auf einer Wiese. © Colourbox /Wild Media
Das Hirschkalb kann schon wenige Stunden nach seiner Geburt stehen und seiner Mutter langsam folgen.

Der Name Rotwild geht auf das rötlich-braune Sommerfell zurück, das sich in den Wintermonaten grau-braun verfärbt. Der Anblick der bis zu 1,50 Meter großen männlichen Tiere mit dem verzweigten Geweih ist imposant. Nur die Männchen tragen ein Geweih, das sie jedes Jahr im Frühjahr abwerfen. Mit jedem Jahr wird das Geweih größer und verzweigter. Hat eine Geweihseite drei Enden, spricht man von einem Sechsender, bei sechs Enden entsprechend von einem Zwölfender. Die Weibchen, auch Hirschkühe oder Kahlwild genannt, bringen im Frühjahr ein, selten zwei Kälber zur Welt.

Männchen und Weibchen außerhalb der Brunftzeit getrennt

Ein kapitaler Rothirsch inmitten seines weiblichen Rudels. © Colourbox /Wild Media
Während der Brunftzeit gesellen sich die männlichen Hirsche zu den Rudeln der Hirschkühe.

Im Gegensatz zum kleineren Reh leben Rothirsche nach Geschlechtern getrennt in Rudeln. Sogenannte Kahlwildrudel bestehen aus Hirschkühen mit ihren Kälbern. Männliche Hirsche bilden eigene Rudel. Ältere Hirsche sind bevorzugt als Alleingänger oder mit einem jüngeren Beihirsch unterwegs. Anders in der Brunftzeit: Ab Anfang September gesellen sich die Hirsche zu den Rudeln der Hirschkühe. Spektakulär sind die Kämpfe der Hirsche, die nicht selten mit Verletzungen oder gar mit dem Tod eines Tieres enden. Der Platzhirsch paart sich mit den Kühen "seines" Rudels.

Lebensraum des Rotwilds stark verkleinert

Ursprünglich lebten Rothirsche in offenen Landschaften, in denen sie weite Wanderungen zwischen Sommer- und Wintergebieten unternahmen. Heute zerschneiden und blockieren Straßen, dichte Besiedlung und andere Eingriffe der Menschen die Aufenthaltsorte und Wanderrouten der Hirsche. Deshalb ziehen sie sich vor allem in große Waldgebiete zurück. Dort müssen sich die Hirsche in einem relativ kleinen Gebiet aufhalten und Nahrung finden. So verursachen sie größere Schäden an Bäumen und damit auch für Forstwirtschaftsbetriebe, die die Wälder für die Holzproduktion nutzen.

Wolf und Luchs: Natürliche Feinde der Hirsche

Bis vor einigen Jahren hatten Hirsche in Deutschland keine natürlichen Feinde. Das hat sich mit der Rückkehr von Wolf und Luchs geändert. Allerdings gibt es noch keine Daten, wie dies den Bestand beeinflusst. Verdichtung, intensive Landwirtschaft sowie der Straßenverkehr stellen nach wie vor die größte Bedrohung für Reh, Rothirsch, Damwild und Sikahirsch dar.

Naturschauspiel Hirschbrunft
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Dieses Thema im Programm:

NDR Info | 29.09.2023 | 14:00 Uhr

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