Stand: 24.11.2014 09:00 Uhr

Spätromantische Schicksalsmelodien

Ensemblefoto: Das fabergé-quintett © fabergé-quintett Foto: Matthias Brommann
Das fabergé-quintett samt Pianistin: Gerhard Sibbing, Sven Forsberg, Peter Schmidt, Yoko Kikuchi, Rodrigo Reichel und Anna Theegarten (v. l.).

Wer als Kontrabassist Kammermusik spielen möchte, hat vermeintlich wenig Auswahl. Die großen Namen der Streicher-Literatur ignorierten das tiefste Instrument weitgehend; eine Ausnahme ist Antonín Dvořáks Quintett op. 77.

Abseits der großen Namen gibt es jedoch eine Vielzahl von Komponisten, die für Besetzungen mit Kontrabass geschrieben haben, wie zum Beispiel der Franzose George Onslow oder aber Adolphe Blanc, den das fabergé-quintett 2013 mit der Ersteinspielung seiner Streichquintette Nr. 3, 4 & 7 gewürdigt hat. Diese CD wurde 2014 mit dem ECHO Klassik in der Kategorie Kammermusikeinspielung des Jahres (Musik 19. Jh.)/Streicher ausgezeichnet.

"Forellenquintett" als Besetzungsvorbild

Auf der vorliegenden Einspielung wendet sich das fabergé-quintett nun den Klavierquintetten in c-Moll von Ralph Vaughan Williams und Hermann Goetz zu. Klavierpartnerin ist die japanische Pianistin Yoko Kikuchi. Auch in der Kammermusik mit Klavier ist der Kontrabass eine Rarität, wenngleich es mit Franz Schuberts "Forellenquintett" D 667 für Klavier, Violine, Viola, Violoncello und Kontrabass wiederum ein berühmtes Vorbild gibt. Mit dieser Besetzung kam Schubert einem Wunsch seines Auftraggebers Silvester Paumgartner entgegen, der Amateurcellist war und zweifellos einen Hintergedanken hegte: Wenn der Kontrabass im Ensemble die grundierende Funktion übernimmt, kann das Cello sich verstärkt melodischen Aufgaben widmen.

Dunkle Schicksalstöne

Mit der Idee, die zweite Geige des üblichen Klavierquintett-Ensembles durch einen Kontrabass zu ersetzen, könnte sich aber noch eine weitere Erwartung verbunden haben: Die Verschiebung des Klangs in die Tiefe legt ein Ausloten der dunkleren Ausdrucksregionen nahe. Dieses Potenzial der Besetzung schöpften allerdings erst zwei Komponisten der spätromantischen Epoche aus - Hermann Goetz (1840-1876) und Ralph Vaughan Williams (1872-1958), die beide die düstere "Schicksalstonart" c-Moll für ihre Werke wählten. In Schuberts A-Dur-Quintett dagegen bestimmt die gelassene Heiterkeit des "Forellen"-Liedthemas nicht allein den Variationensatz; sie scheint vielmehr von dort auf das ganze Stück auszustrahlen. Der früh an Tuberkulose verstorbene Goetz schrieb sein Quintett 1874, der junge Vaughan Williams 1903.

Vaughan Williams & Goetz Piano Quintets C Minor

Zusatzinfo:
Ralph Vaughan Williams: Klavierquintett c-Moll, Hermann Goetz: Klavierquintett c-Moll op. 16
Label:
Es-Dur (Edel)
Veröffentlichungsdatum:
21. November 2014
Länge:
55:38
Mehrere CD-Cover © NDR

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