Rachmaninows 2. Klavierkonzert mit Yeol Eum Son
Am 3. November 2022 spielte Pianistin Yeol Eum Son Rachmaninows 2. Klavierkonzert und die NDR Radiophilharmonie außerdem Sergej Prokofjews Sinfonie Nr. 5. Am Pult stand Chefdirigent Andrew Manze.
Sergej Rachmaninow und Sergej Prokofjew: Beide waren Russen, beide verließen aus politischen Gründen früh ihre Heimat. Aber während Rachmaninow, Schöpfer des berühmten c-Moll-Klavierkonzerts, für immer im Westen blieb, kehrte Prokofjew in den 30er-Jahren in die Sowjetunion zurück. Dort schrieb er während des Weltkriegs seine Sinfonie Nr. 5. Ein faszinierendes Werkpaar, dem sich die NDR Radiophilharmonie unter Leitung von Andrew Manze zum Auftakt der Konzertreihe C widmete.
Berauschend schön: Rachmaninows Klavierkonzert Nr. 2
Musik kann Therapie kann sein. Das gilt nicht nur für die Zuhörenden, sondern manchmal auch für Komponisten. Mit einem neuen Werk, dem Klavierkonzert Nr. 2, befreite sich Rachmaninow endgültig aus der Krise, in die ihn der Misserfolg seiner Sinfonie Nr. 1 gestürzt hatte. Vorausgegangen waren lange Sitzungen mit dem Arzt Nikolaj Dahl, der dem zutiefst verunsicherten Künstler sein Selbstbewusstsein zurückgab. Und tatsächlich spiegelt wohl kaum ein anderes Stück die Facetten von Rachmaninows Persönlichkeit so wider wie dieses c-Moll-Konzert: klangschön und schwelgerisch bis zur Selbstberauschung. Dann wieder zweifelnd, fast verzagt - eine Perle der Spätromantik.
In Korea und Europa gefeiert: die Pianistin Yoel Eum Son
Den Solopart im Sinfoniekonzert C übernahm die koreanische Pianistin Yeol Eum Son, die in ihrer Heimat längst ein Star ist. Um auch in Europa und den USA auf sich aufmerksam zu machen, ging sie zum Studium nach Hannover. Parallel nahm sie schon früh an Wettbewerben weltweit teil und war sowohl bei der Van Cliburn Competition als auch beim Tschaikowsky-Wettbewerb in Moskau erfolgreich. Mittlerweile ist Yeol Eum Son künstlerische Leiterin des größten Klassikfestivals in Korea und wurde jüngst zur Residenzkünstlerin in Den Haag ernannt. Bei der Radiophilharmonie erinnert man sich gern an gemeinsame Auftritte im Rahmen der China-Tournee 2013/14.
Prokofjews beliebteste Sinfonie: die Fünfte
2014 trat Andrew Manze sein Amt als Chefdirigent in Hannover an. Für seine Abschiedssaison hat er zentrale Werke der russischen Sinfonik ausgewählt, darunter auch Sergej Prokofjews populärste Sinfonie, die Fünfte. Entstanden mitten im Zweiten Weltkrieg, ist sie dennoch keine Kriegssinfonie im engeren Sinn. Prokofjew wollte sie allgemeiner verstanden wissen, als Beitrag zur "Größe des menschlichen Geistes". Dazu trägt ihre plastische Bildsprache ebenso bei wie ihr melodischer Reichtum und die stilistische Bandbreite zwischen Pathos und Groteske.