Oran Etkin

Klarinettist Oran Etkin im Porträt © Rebecca Meek
Im November 2015 war Klarinettist Oran Etkin gemeinsam mit seinem Quartett und seinem Programm "Re-Imagining Benny Goodman" zu Gast in Hamburg.
Oran Etkin im Interview

Er lebt in Brooklyn und liebt die Bandbreite des Jazz. Sein eigener Horizont ist weit: aufgewachsen mit der Musik von Louis Armstrong und als Klezmer-Klarinettist studierte er westafrikanische Musik in Mali. Aber auch in Indonesien, Japan und China fand Oran Etkin die Grundlagen für seine Musik.

Oran, Ihr Lehrer Yusef Lateef sagte: "Alles kommt aus dem Blues". Hatte er Recht?

Oran Etkin: Was er spielte, stand immer in irgendeiner Verbindung mit dem Blues. Das hat mich geprägt: die Art, wie ich Musik höre und die Dinge sehe. Meine erste Platte habe ich mit westafrikanischen Musikern aufgenommen, in deren Heimat liegen einige Wurzeln der afro-amerikanischen Musik. Dann gingen wir auf Tournee, und auch in Japan und China fand ich so etwas wie "Blues": ein Wiegenlied, das von Heimweh erzählt. Beide Länder kannten es. Es ist ein verbindendes Gefühl: Trauer, in der Trost liegt.

Neben dem Blues steckt aber auch viel Tanzenergie in Ihrer Musik

Etkin: Man kann Musik und Tanz nicht von einander trennen. Ob die Leute jetzt wirklich aufspringen oder nur in ihren Schuhen tanzen und man es nicht sieht: Musik braucht immer ein Element von Tanz und Bewegung.

Wo liegen denn Ihre eigenen Wurzeln?

Etkin: Ohne Louis Armstrong wäre ich nie ein Musiker geworden. Als ich 9 Jahre alt war, kaufen meine Eltern einen CD-Player und zwei CDs: Mozart und Armstrong. Für Mozart war ich zu jung. Bis ich 14 wurde, habe ich nur Louis und seine Kollegen aus New Orleans gehört und Count Basie. Also eher frühen Jazz.

Hat Sie das inspiriert, selbst Klarinette zu spielen?

Etkin: Nein, damals hab ich noch Saxofon gespielt. Und ich liebte Louis Trompete: die Energie und die langen lyrischen Linien! Die fand ich später bei Benny Goodman wieder, in seinen frühen Sachen mit Teddy Wilson und Lionel Hampton. Er übernahm mit der Klarinette die Melodielinien und überließ dem Vibrafon die alte Rolle der Klarinette aus dem New Orleans-Jazz: die Melodie quasi tänzerisch zu umspielen.

Das Interview führte Tobias Richtsteig

Orchester und Vokalensemble