Stand: 13.04.2015 14:30 Uhr

Verschwenderisch: Steuergeld für kaum genutzte Häfen

von Nils Naber

Bremerhaven soll einen neuen Hafenterminal bekommen, speziell für die Offshore-Wind-Industrie. Von dem Terminal sollen künftig sogenannte Errichterschiffe ablegen und Bauteile für Windparks aufs Meer bringen. 2018/2019 soll alles fertig sein. Die Kosten des Projekts: 180 Millionen Euro, bezahlt vom Land Bremen. Das Vorhaben soll Tausende neue Arbeitsplätze in der Offshore-Wind-Industrie schaffen.

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Offshore-Wind-Industrie könnte es besser gehen

Soweit die ehrgeizigen Ziele. Das Problem ist nur - der Offshore-Wind-Industrie in Bremerhaven könnte es besser gehen: Beispielsweise hat WeserWind, ein Hersteller von riesigen Stahlfundamenten für Offshore-Windräder, erst vor Kurzem Insolvenz angemeldet. Vor einigen Jahren waren hier noch rund 1.000 Menschen beschäftigt.

Der Offshore-Turbinen-Hersteller Adwen (früher Areva Wind) begrüßt zwar den Bau des Terminals. Sollte der neue Hafen allerdings nicht kommen, würde Adwen bei derzeitiger Auftragslage aber "keine logistischen Schwierigkeiten" erwarten. Und das Unternehmen Senvion gleich nebenan produziert in Bremerhaven derzeit deutlich mehr Offshore-Turbinen für Windräder an Land als für Windräder auf See. Investitionszusagen von weiteren Herstellern aus der Offshore-Industrie liegen bisher noch nicht vor.

Kein Mangel an spezialisierten Häfen

Verschwenderisch: Steuergeld für kaum genutzte Häfen
Cuxhaven hat bereits ein Spezialterminal für die Offshore-Wind-Industrie, das längst nicht ausgelastet ist.

An spezialisierte Häfen, von denen aus Offshore-Windparks in der Nordsee aufgebaut werden können, habe es in den vergangenen Jahren außerdem nie gemangelt, meint Andreas Schmidt, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft niedersächsischer Seehäfen. Nach seiner Rechnung werden - auf Basis der politischen Vorgaben - in den kommenden Jahren ein bis zwei Windparks pro Jahr auf See installiert. "Wir haben aber heute schon bei den großen Basishäfen an der Nordsee die doppelte Kapazität zur Verfügung." Was das bedeutet, lässt sich in Cuxhaven beobachten. Hier wurde in den vergangenen Jahren ein eigener Hafen für die Offshore-Windkraft gebaut, mit 180 Millionen Euro Steuergeld. Von hier können zwei Windparks gleichzeitig aufs Meer gebracht werden. Doch 2015 wird hier kein Windpark mehr abgefertigt werden. Erst im kommenden Jahr wird das Terminal in Cuxhaven wieder von der Offshore-Wind-Industrie genutzt.

Steuergeld vernichtet?

Andreas Schmidt, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft niedersächsischer Seehäfen
Andreas Schmidt, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft niedersächsischer Seehäfen, sieht durch den Wettbewerb Steuergelder vernichtet.

Wenn jetzt auch noch der Offshore-Terminal Bremerhaven (OTB) gebaut wird, machen sich zwei Spezialhäfen Konkurrenz, die mit Steuergeld erstellt wurden und für die eine gesicherte Auslastung in der Zukunft fraglich erscheint. Andreas Schmidt meint dazu: "Wenn wir einen Wettbewerb zwischen öffentlich geförderten Häfen kreieren, dann vernichten wir Steuergelder." Auch Dirk Briese, Markforscher im Bereich der Offshore-Wind-Industrie, beklagt diesen Wettbewerb."Aus unserer Sicht ist es nicht sinnvoll, dass jedes Bundesland sein eigenes Süppchen kocht und seinen eigenen Hafen plant, anstatt dass man sich mal zusammensetzt und gemeinsam etwas macht."

Dieses Thema im Programm:

Panorama 3 | 14.04.2015 | 21:15 Uhr

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