Stand: 27.04.2017 10:58 Uhr

Visselhövede: Verdächtiger gesteht Beteiligung

Bei Durchsuchungen im Zusammenhang mit den tödlichen Schüssen in Visselhövede (Landkreis Rotenburg) hat die Polizei am Dienstag in Seelze (Region Hannover) einen 22 Jahre alten Tatverdächtigen festgenommen. Das hat die federführende Staatsanwaltschaft Verden bekannt gegeben. Der Mann habe gestanden, an dem Mordanschlag in Visselhövede am 9. Januar beteiligt gewesen zu sein. Hintergrund der Tat sei sogenannte Blutrache, sagte Lutz Gaebel, Sprecher der Staatsanwaltschaft. Gegen den Mann wurde Haftbefehl wegen gemeinschaftlich begangenen Mordes erlassen. Er sitzt nun in Untersuchungshaft.

Razzia in Albanien, Deutschland und den Niederlanden

Gut 200 Polizeibeamte hatten am Dienstag zeitgleich 24 Wohnungen in Langenhagen, Seelze, Laatzen (alle Region Hannover), Leipzig, Dortmund, Amsterdam, Haarlem sowie in Nordalbanien und in Tirana durchsucht. Allein auf deutscher Seite waren 105 Beamte beteiligt, darunter auch Spezialeinsatzkräfte. Sie fanden Drogen und einen größeren Bargeldbetrag, der vermutlich aus Drogengeschäften stammt.

Tatwaffe gefunden? Staatsanwalt schweigt

Einzelheiten zur Beteiligung des Tatverdächtigen an dem Mord und dem Umfang seiner Aussage wollte die Staatsanwaltschaft mit Verweis auf ermittlungstaktische Gründe nicht nennen. Ob die Tatwaffe gefunden wurde, wollte der Sprecher ebenfalls nicht sagen. In der niederländischen Hauptstadt Amsterdam wurden gestern zwei Männer festgenommen. Zunächst hatte es geheißen, dass es dort eine Festnahme gab. Staatsanwalt Lutz Gaebel bestätigte das am Donnerstagvormittag: "Ein 24-jährige Albaner wurde im Zuge der Ermittlungen festgenommen und noch am gleichen Tag dem Haftrichter vorgeführt." Nähere Angaben seien noch nicht möglich. Ein weiterer Albaner, der am Dienstag in Amsterdam festgenommen wurde, musste wieder entlassen werden. Ein dringender Tatverdacht konnte in seinem Fall nicht begründet werden.

Mordanschlag vor Grundschule

Bei dem Anschlag war ein 46-jähriger albanischer Flüchtling in Visselhövede vor einer Grundschule von einem fahrenden Motorrad aus erschossen worden. Patronen waren danach auch in Wänden und Fenstern der Grundschule gefunden worden. Wie die Fahnder herausfanden, hatte der 46-Jährige in seiner Heimat wegen eines Tötungsdelikts im Gefängnis gesessen. Angehörige des damaligen Opfers hatten Blutrache geschworen, die laut Staatsanwaltschaft in Albanien zwar verboten ist, aber auch heute noch zur Sühnung von Tötungen und Ehrverletzungen praktiziert wird.

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Aktuell | 26.04.2017 | 15:00 Uhr

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