Stand: 10.03.2016 21:05 Uhr

VW streicht jede zehnte Verwaltungsstelle

VW-Mitarbeiter betreten durch das Tor 17 das Gelände vom Volkswagen-Werk in Wolfsburg. © dpa - Bildfunk Foto: Julian Stratenschulte
Wie sicher sind die Jobs bei VW? Offenbar sollen bis zu 3.000 Stellen wegfallen.

Immer wieder hatte Volkswagen bislang beteuert, dass sich die Stammbelegschaft trotz Abgas-Skandals nicht um ihre Jobs sorgen muss. Nun heißt es aus Konzernkreisen aber, dass bis Ende 2017 jede zehnte Verwaltungsstelle wegfallen soll. Rund 3.000 Stellen stehen demnach auf dem Prüfstand. Nach Informationen der Nachrichtenagentur dpa muss wegen der laufenden Beschäftigungssicherung allerdings niemand fürchten, arbeitslos zu werden. Offenbar kann der Jobabbau über Personalschwankungen, Altersteilzeit oder die Zuweisung neuer Aufgaben für die betroffenen Kollegen erledigt werden. Wirtschaftminister Olaf Lies (SPD) war über den geplanten Jobabbau bei VW offenbar zunächst nicht informiert. Er hatte im Niedersächsischen Landtag in Hannover eine Kenntnis von entsprechenden Berichten verneint.

Weitere Informationen
Dunkle Wolken ziehen über ein VW-Logo am Tor vom VW Werk in Wolfsburg. © dpa Foto: Julian Stratenschulte

VW-Abgasskandal: Der zweite Betrug?

Der Abgas-Betrug bei VW war offenbar umfangreicher als bisher bekannt. Die Software wurde laut NDR, WDR und SZ erweitert, nachdem eine US-Behörde kritisch gefragt hatte. Mehr bei tagesschau.de. extern

"Ich beteilige mich nicht an Spekulationen"

Die Opposition attackierte Lies daraufhin scharf: Dass dem SPD-Politiker der geplante Abbau Tausender Stellen bei Volkswagen nicht bekannt sei, "lässt mich daran zweifeln, ob Ihr Haus ordentlich organisiert ist", kritisierte CDU-Fraktionsvize Dirk Toepffer. Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) und Lies müssten sich fragen lassen, warum sie im Aufsichtsrat von VW sitzen. Kurz vor dem Ende der Plenarsitzung sagte Lies dann, er beteilige sich nicht an Spekulationen, die in der gegenwärtigen Situation schädlich seien. "Damit habe ich keine Grundlage, Ihnen über die Meldung hinaus aufklärende Informationen zu geben", sagte der Minister. Das Interesse der Landesregierung liege in der Sicherstellung eines starken Unternehmens.

Stellen werden nicht neu besetzt

Bereits am Dienstag hatte Betriebsratschef Bernd Osterloh bei einer nicht-öffentlichen Betriebsversammlung im Wolfsburger Stammwerk von möglichen "dramatischen sozialen Folgen" gewarnt, sollte "die Zukunftsfähigkeit von Volkswagen durch eine Strafzahlung in bislang einmaliger Höhe nachhaltig gefährdet werden". Ein Volkswagen-Sprecher bestätigte zwar keine Zahlen zu einem möglichen Jobabbau. Er sagte aber, das sogenannte Effizienz-Programm der Marke Volkswagen treffe alle Bereiche - und damit auch die Personalkosten. Es gebe zudem gute Erfahrungen mit Altersteilzeit. Mögliche Wege seien aber etwa Zeitarbeitsverträge zu reduzieren oder bei Neueinstellungen zurückhaltend zu sein. Das Management hatte im Skandal um manipulierte Abgaswerte von weltweit mehr als 11 Millionen Dieselautos bereits Rückstellungen von 6,7 Milliarden Euro gebildet. Doch das scheint nicht zu reichen, der Konzern muss weiter sparen: Neben den Kosten des Rückrufs der betroffenen Fahrzeuge dürften zahlreiche Prozesse und Strafen teuer für Europas größten Autobauer werden. Die Klagen und Schadenersatz-Forderungen dürften VW wohl ebenfalls Milliarden kosten.

Weitere Informationen
Glänzende VW-Logos © dpa Foto: Jochen Lübke

Hat sich VW selbst ans Messer geliefert?

VW hat die Abgas-Software offenbar noch weiterentwickelt, als bereits klar war, dass die US-Behörden den Autobauer im Visier haben. Ann-Katrin Johannsmann kommentiert. mehr

Differenzen zwischen Betriebsrat und VW-Kernmarke

Wie genau das Sparprogramm aussehen soll, darüber gibt es zwischen dem Betriebsrat und dem Vorstand der VW-Kernmarke große Differenzen. Osterloh hatte VW-Markenchef Herbert Diess ein "Handeln nach Gutsherrenart" vorgeworfen. Bei der Betriebsratsversammlung am Dienstag eskalierte der Konflikt. "Machen Sie die 215.000 Beschäftigten der Marke Volkswagen nicht zu Versuchskaninchen für wirtschaftswissenschaftliche Experimente", sagte Osterloh nach Informationen der dpa. Seit Jahren ist die Marke VW mit Modellen wie Golf und Passat im Vergleich zu Branchenkonkurrenten ertragsschwach. Diess will diese mit neuen Baureihengruppen umstrukturieren. Außerdem soll die Effizienz in der Produktion erhöht werden. Vor dem Beginn des Genfer Autosalons hatte Diess sich noch zuversichtlich gezeigt, dafür auch die Zustimmung des Betriebsrats zu bekommen: "Ich glaube schon, dass wir da große Einigkeit haben."

Weitere Informationen
Das VW-Logo spiegelt sich in einer Pfütze. © dpa - Bildfunk Foto: Julian Stratenschulte

US-Chef Horn verlässt Volkswagen

VW bekommt neue Probleme in den USA: Das US-Justizministerium ermittelt wegen des Verdachts des Bankbetrugs. Kalt erwischt wurde der Konzern offenbar vom Abgang seines US-Chefs Horn. (10.03.2016) mehr

Matthias Müller, Vorstandsvorsitzender der Volkswagen AG hält seine Hand vor sein Gesicht. © dpa - Bildfunk Foto: Julian Stratenschulte

Bei VW-Belegschaft geht Angst vor Jobverlust um

Bei der Volkswagen-Betriebsversammlung in Wolfsburg ist die Angst vor dem Jobverlust das beherrschende Thema. Unterdessen geraten weitere Mitarbeiter ins Visier der Justiz. (08.03.2016) mehr

Der Auspuff eines VW-Passats ist am 25.09.2015 vor dem Volkswagenwerk in Wolfsburg zu sehen. © dpa - Bildfunk

Die VW-Abgas-Affäre: Eine Chronologie

Der Abgas-Skandal hat VW in die schwerste Krise der Firmengeschichte gestürzt. Was ist bislang geschehen? mehr

Dieses Thema im Programm:

Aktuell | 10.03.2016 | 14:00 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

VW

Mehr Nachrichten aus der Region

Einsatzkräfte der Feuerwehr stehen nach einer Explosion vor einem Wohnhaus in Dassel. © Kreisfeuerwehr Landkreis Northeim

Einfamilienhaus explodiert: 83-Jähriger stirbt in den Flammen

Am Donnerstagmorgen zerbarsten plötzlich die Fenster des Hauses in Dassel. Die Ursache ist noch unklar. mehr

Mehr Nachrichten aus Niedersachsen