Stand: 20.11.2015 07:48 Uhr

VW-Skandal: Trickserei noch länger verheimlicht?

Ein auf die Straße gedrucktes, zersprungenes VW-Logo © Ralph Peters Foto: Ralph Peters
VW soll schon schon Mitte August definitiv von Tricksereien gewusst haben. (Themenbild)

Schon wieder gibt es neue Details zum Thema VW-Abgas-Skandal: Einem Bericht des "Handelsblatts" (Donnerstagausgabe) zufolge soll der Konzern bereits Mitte August gegenüber den US-Behörden Tricksereien eingeräumt haben - mehrere Wochen früher als bisher vermutet. Der Aufsichtsrat und die Öffentlichkeit seien dagegen im Unklaren gelassen worden. Ein Insider bestätigte gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters, dass es bereits am 19. August ein Treffen von VW-Ingenieuren mit Vertretern der kalifornischen Umweltbehörde CARB gegeben habe. Dabei seien Ungereimtheiten bei der Software von Dieselmotoren eingeräumt worden. Erst am 18. September hatte VW öffentlich zugegeben, Abgaswerte mit einer Software manipuliert zu haben.

VW: "Wir haben rechtskonform gehandelt"

Bei dem Treffen im August sei es laut Insider noch nicht klar gewesen, ob es sich um eine illegale Abschaltsoftware handelte. Auch sei das Ausmaß der Manipulation unklar gewesen. Zu den Meldungen über das Treffen der Ingenieure mit der Umweltbehörde CARB erklärte Volkswagen, man habe rechtskonform gehandelt. Als die Sachlage klar gewesen sei, habe man informiert.

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Der Auspuff eines VW-Passats ist am 25.09.2015 vor dem Volkswagenwerk in Wolfsburg zu sehen. © dpa - Bildfunk

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VW muss möglicherweise Diesel in den USA zurückkaufen

Am Freitag muss VW den US-Umweltbehörden Vorschläge für einen Rückruf von knapp 500.000 Diesel-Fahrzeuge mit Schummel-Software vorlegen, und die Behörde meint es mit dem Ultimatum ernst: "Wenn sie keinen Plan vorlegen, der für uns und die EPA akzeptabel ist, dann stehen uns Strafen zur Verfügung - es geht nicht ewig so weiter, es gibt eine Deadline", so CARB-Chefin Mary Nichols. Sollte sich VW bei einem Rückruf nicht an die Vereinbarungen halten, gibt es laut Nichols die Möglichkeit, die betroffenen Autos aus dem Verkehr zu ziehen - und zwar indem der Konzern die Wagen zurückkauft. Erfahrungen aus der Vergangenheit hätten gezeigt, dass Nachrüsten oft nicht so gut funktioniere wie geplant, sagte Nichols dem "Handelsblatt" (Freitagsausgabe).

Reparatur zu Lasten von Leistung und Spritverbrauch

Nichols kritisierte das bisherige Krisenmanagement des Unternehmens scharf: "Am Anfang haben sie abgestritten, dass es überhaupt ein Problem gibt", so Nichols. Dann habe der Konzern zunächst Anwälte angeheuert und Pressemitteilungen verschickt, anstatt an einer Lösung zu arbeiten. Ein großes Problem beim Rückruf könnte laut Nichols sein, dass Fahrer möglicherweise überhaupt kein Interesse am Ausbau der Schummel-Software hätten. Denn die Reparatur ginge zu Lasten von Leistung und Spritverbrauch.

Schluss mit "höher, schneller, weiter"

Am Freitag trifft sich auch der Aufsichtsrat von VW, um über die Investitionen für die nächsten Jahre zu entscheiden. Weil sich der Konzern auf hohe Kosten wegen des Abgas-Skandals einstellen muss, gehen Experten davon aus, dass der Aufsichtsrat die Investitionen um fünf bis zehn Prozent zurückfahren wird. Gleichzeitig hat Volkswagen-Chef Matthias Müller bereits eine Neuausrichtung angekündigt. Nicht mehr das "höher, schneller, weiter" der vergangenen Jahre, sondern nachhaltiges, qualitatives Wachstum solle im Vordergrund stehen.

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Aktuell | 20.11.2015 | 06:00 Uhr

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