"Gesundheitskiosk" in Hamburg-Billstedt. © dpa-Bildfunk Foto: Daniel Reinhardt

Billstedter Gesundheitskiosk: Modellprojekt für Deutschland?

Stand: 08.04.2021 06:29 Uhr

In ärmeren Gegenden Hamburgs sieht es mit der Gesundheitsversorgung schlechter aus als in wohlhabenden, das hat das Hamburg Journal im NDR Fernsehen recherchiert. Langfristig könnte sich das ändern - das ist jedenfalls das Ziel eines Gesundheitsprojekts in Billstedt und Horn.

Was tun, wenn in einem Stadtteil viele arme und kranke Menschen leben und dort gleichzeitig nur wenige Ärzte und Ärztinnen eine Praxen betreiben? Die Antwort für Billstedt und Horn ist der sogenannte Gesundheitskiosk. Dort besprechen Fachleute mit den Betroffenen - ganz in Ruhe und in ihrer Muttersprache - was ihr Arzt oder ihre Ärztin genau diagnostiziert hat und was sie selbst dafür tun müssen, um schnell wieder gesund zu werden. Und um nicht gleich zum nächsten Mediziner, der Medizinerin oder sogar ins Krankenhaus zu gehen. Zum Beispiel, wenn der oder die Betroffene Diabetes hat oder zu dick ist.

Der Gesundheitskiosk sagt den Betroffenen auch, wo sie Hilfe in sozialen Fragen bekommen. Seit mehreren Jahren gibt es das Modellprojekt schon, das mit vielen anderen Projekten und Initiativen in den beiden Stadtteilen zusammenarbeitet.

Studie lobt die gute Arbeit

Eine neue Studie der Uni Hamburg bescheinigt dem Gesundheitskiosk jetzt: Dort werde so gute Arbeit geleistet, dass es ihn überall in Deutschland geben sollte, damit Menschen auch in ärmeren Gegenden gesund bleiben können. Allerdings zeigen die Corona-Zahlen in Billstedt und in Horn auch, dass das nur langfristig gelingt: Die Zahlen sind dort trotz des Gesundheitskiosks hoch.

Mitarbeiter sprechen viele Sprachen

In der Region Billstedt, Horn und Mümmelmannsberg leben 108.000 Menschen. Die Arbeitslosigkeit liegt über dem Hamburger Durchschnitt. Rund 50 Prozent der Billstedter haben einen Migrationshintergrund und stoßen daher immer wieder auf Probleme im Gesundheitswesen, das nicht auf Vielsprachigkeit eingestellt ist. Die Beschäftigten des Gesundheitskiosks sind medizinisch ausgebildet und sprechen unter anderem Türkisch, Farsi (Persisch), Polnisch, Russisch und Spanisch.

Dieses Thema im Programm:

NDR 90,3 | NDR 90,3 Aktuell | 08.04.2021 | 06:00 Uhr

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