Stand: 07.03.2018 19:50 Uhr

Airbus - Europas Traum vom Fliegen

Mit einem Sparprogramm namens "Power8" steuert das Management ab 2007 gegen Turbulenzen an. Es umfasst unter anderem massive Stellenstreichungen und Änderungen an der Konzernstruktur. Beschlossen wird der Verkauf mehrerer Werke, darunter auch die Standorte Varel und Nordenham in Niedersachsen. Da sich zunächst kein geeigneter Käufer findet, werden die beiden Werke ausgegliedert.

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A320-Produktion im Hamburger Airbus-Werk © dpa

Airbus-Werke in Norddeutschland

In Norddeutschland gibt es vier Airbus-Werke. Das größte mit rund 16.000 Beschäftigten ist in Hamburg-Finkenwerder. Weitere Standorte sind Bremen, Stade und Buxtehude. mehr

Sie bilden seit dem 1. Januar 2009 gemeinsam mit dem früheren EADS-Werk in Augsburg den Flugzeugteile-Hersteller Premium Aerotec, eine 100-prozentige Tochter von EADS. Aerotec beschäftigt mehr als 10.000 Mitarbeiter in Deutschland und Rumänien, darunter etwa 4.500 in Varel und Nordenham. Das Airbus-Werk in Laupheim (Baden-Württemberg) wird im Oktober 2008 an die Rüstungskonzerne Diehl und Thales verkauft.

Airbus reagiert mit A350 auf Boeing-Dreamliner

Mit Verspätung reagiert Airbus auf die Boeing-Ankündigung, ein besonders effizientes, mittelgroßes Flugzeug für sehr lange Strecken zu bauen. Dem von Problemen mit der aufwendigen Elektronik geplagten Dreamliner Boeing 787 setzt Airbus das Modell A350 entgegen. Nachdem ein erster Entwurf als Weiterentwicklung des A330 bei den Kunden floppte, bietet Airbus nun eine Maschine aus leichten Verbundstoffen mit extrabreitem Rumpf an. Der Erstflug des Hightech-Jets gelingt im Juni 2013. Der erste Spross der A350-Familie wird im Dezember 2014 an Qatar Airways geliefert.

Probleme mit Militär-Aufträgen

Der neue Airbus-Militärtransporter A400M ist vor seiner Premieren-Landung an seinem geplanten deutschen Heimat-Standort Wunstorf zu sehen. © dpa Foto: Holger Hollemann
Der "Militärbus" A400M ist als Ersatz für die veralteten Transall-Transporter der Bundeswehr vorgesehen.

Unter keinem besonders guten Stern stehen einige Militär-Projekte von Airbus. So verursacht beim "Militärbus" A400M die Finanzierung Streit unter den beteiligten Partnerländern. Das erste Exemplar wird erst im August 2013 an das französische Militär ausgeliefert - fünf Jahre später als vorgesehen. Im Dezember 2014 erhält auch die Bundeswehr ihren ersten A400M, mit vier Jahren Verspätung. Im Mai 2015 stürzt eine Militärmaschine bei einem Testflug in Spanien ab, vier Airbus-Mitarbeiter kommen ums Leben. Der Konzern räumt technische Probleme mit der Software ein.

Die Leitung des A400M-Projektes liegt im spanischen Airbus-Werk in Sevilla. Dennoch werden nach Unternehmensangaben auch in Deutschland Jobs gesichert. Die Airbus-Werke in Bremen und Hamburg sind für Basis-Entwicklungen in der Aerodynamik des Militärfliegers verantwortlich. Der Standort Stade liefert für alle A400M das Seitenleitwerk und die Flügelschalen. Premium Aerotec in Nordenham und Varel baut die Kohlefaserverbundwerkstoffe für die Rumpf- und Flügelstruktur.

Das schwächelnde Rüstungsgeschäft veranlasst die Konzernmutter EADS Ende 2013, europaweit 5.800 Stellen zu streichen - davon rund 2.600 in Deutschland. In erster Linie sind die Standorte in Süddeutschland betroffen.

Airbus A320neo © © Airbus S.A.S. 2014 Foto: © Airbus S.A.S. 2014
Bei dem A320neo steht das neo für "new engine option" - also effizienteren Kraftstoffverbrauch.
Airbus baut A320-Produktion in Hamburg aus

Anfang 2014 benennt sich EADS in Airbus Group um. Ein Verkaufsrenner werden die Mittelstreckenjets der A320-Familie. Zu Beginn des Jahres 2016 übernimmt Lufthansa in Hamburg die erste A320neo - etwa einen Monat nach der geplanten Auslieferung. Der ursprüngliche Erstabnehmer Qatar Airways hatte die Übernahme wegen Triebwerksproblemen verweigert. Und die zum Teil verbauten Triebwerke des Herstellers Pratt & Whitney bleiben problembehaftet.

Der A320neo soll deutlich weniger Kraftstoff verbrauchen und leiser sein als vergleichbare Modelle. Trotz der Probleme bleiben die A320-Modelle ein Verkaufshit - Airbus baut seine Produktion immer weiter aus. In Hamburg geht im Sommer 2018 bereits die vierte Montagelinie in Betrieb.

Adieu A380 - bonjour A321LR

Komplizierter Name aber einfaches Ziel: Der neue A321LR wird Ende 2018 erstmals ausgeliefert. Das Flugzeug soll den großen, oft halbleer fliegenden Maschinen wie dem Boeing Dreamliner auf der Langstrecke Konkurrenz machen und lästiges Umsteigen und Zwischenlanden vermeiden.

Während das eine kommt, geht das andere: Anfang 2019 endet die turbulente Riesenjet-Geschichte des A380 schon wieder: Airbus verkündet, die Produktion des A380 bis 2021 einzustellen - ein herber Schlag für die norddeutschen Standorte. Zuletzt waren die Bestellungen zurückgegangen. Viele Mitarbeiter sollen in anderen Bereichen eingesetzt werden. Die Verhandlungen mit dem Betriebsrat laufen.

800 Auslieferungen im Jahr 2018

Zahlreiche Höhen und Tiefen begleiten die deutsch-französische Gemeinschaftsunternehmung seit ihrer Gründung. Doch sie hat sich als Konkurrenz zur amerikanischen Boeing etabliert; beide liefern sich seit Jahren ein Rennen um die besten Zahlen. In 2018 erwirtschaftet Airbus mit gut drei Milliarden Euro Gewinn sein bestes Ergebnis. Im 17. Jahr in Folge liefert der Konzern mehr Maschinen aus und bleibt mit 800 Fliegern nur knapp hinter Konkurrent Boeing (806). Etwa 134.000 Menschen arbeiten derzeit bei dem Flugzeugbauer.

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Der erste im Hamburger Airbus-Werk lackierte A380. © dpa

Airbus: Der europäische Flugzeugbauer im Norden

Der Flugzeugkonzern Airbus betreibt in Norddeutschland vier Werke. Hamburg ist das größte. Für den Großraumjet A380 wurde dort extra die Landebahn verlängert. mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR//Aktuell | 07.03.2018 | 14:00 Uhr

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