Sendedatum: 02.11.2016 19:00 Uhr

Pronomen und Verb im Präteritum

Im dritten Gedicht "Toog en jongen dring faan hir" lernen Sie weitere Pronomen kennen sowie das Verb im Präteritum.

Toog en jongen dring faan hirZog ein junger Junge von hier
Toog en jongen dring faan hir,
Widj, widj aawer´t weeder,
Mend, uun´t grat Ameerika,
Diar wiar ales beeder.
"Hir üüb Feer", saad hi, "so´n letj komerlk lun,
För´t leewent mi tu binjen?
Naan, bluat uun a frääm, diar as
Lok an iar tu finjen."

An at ging ham uu so gud!
Bal hed hi´n fermögen,
Gul an salwer, lun an hüs,
Wel üs en sloot so nögen.
Wat hi ham hed wansket, rünjhaid an uk iar,
Hed hi rikelk füngen,
An doch trakt sin hart so swaar
En almäächtig lingen.

Huar hi ging an huar hi sten,
Sweewet ham för uugen
So´n bekään, so´n leew, leew bilj:
En eilun uun a wuugen,
Widj diar ap uun´t nuarden; rinig an uk rä
Weit faan´t hääf a briis diar.
An doch wiar det bilj so smok,
Üs wan´t at paradiis wiar.

At klangd ham üs en leew musiik
A waastwinjs wilj weien.
Hi siig a maask so widj an green,
An´t taarep siig hi leien.
An diar bi da maaskwai, uun en graten guard,
At olerlefst hüs siig hi,
An so maning leew ual stem
Wul an wul ej swiige.

Üs hi´t ej muar harde küd,
Kraank faan al det lingen,
Rääw hi ham faan ales luas,
As üüb raisen gingen,
Man sin sial fünj raw iarst, lok fünj iarst sin hart,
Üs hi diar liig, diar ´am
Doch am baasten bürgen as:
Uun sin mamen iarem.
Zog ein junger Junge von hier,
Weit, weit über´s Wasser,
Meinte, im großen Amerika,
Da wäre alles besser.
"Hier auf Föhr", sagte er, "so´n kleines kümmerliches Land,
Für´s Leben mich zu binden?
Nein, bloß in der Fremde, da ist
Glück und Ehre zu finden."

Und es ging ihm oh so gut!
Bald hatte er´n Vermögen,
Gold und Silber, Land und Haus,
Wohl wie ein Schloß so hübsch.
Was er sich auch wünschte, Wohlstand und auch Ehre,
Hatte er reichlich bekommen,
Und doch drückte sein Herz so schwer
eine allmächtige Sehnsucht.

Wo er ging und wo er stand,
Schwebte ihm vor Augen
So´n bekanntes, so´n liebes, liebes Bild:
Ein Eiland in den Wogen,
Weit da oben im Norden; regnerisch und rauh
Weht vom Watt eine Brise da.
Und doch war das Bild so schön,
Als wenn´s das Paradies wäre.

Es klang ihm wie eine liebe Musik
Des Westwinds wildes Wehen.
Er sah die Marsch so weit und grün,
Und das Dorf sah er liegen.
Und da bei dem Marschweg, in einem großen Garten,
Das allerliebste Haus sah er,
Und so viele vertraute alte Stimmen
Wollten und wollten nicht schweigen.

Als er´s nicht mehr aushalten konnte,
Krank von all der Sehnsucht,
Riß er sich von allem los,
Ist auf Reisen gegangen,
Aber seine Seele fand Ruhe erst, Glück fand erst sein Herz,
Als er da lag, wo man
Doch am besten geborgen ist:
In seiner Mutter Armen.

 

Weitere Informationen
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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Moin! Schleswig-Holstein – Von Binnenland und Waterkant | 02.11.2016 | 19:00 Uhr

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