Punkmuseum in Island © NDR.de Foto: Mathias Heller
Punkmuseum in Island © NDR.de Foto: Mathias Heller
Punkmuseum in Island © NDR.de Foto: Mathias Heller
AUDIO: Islands Punkmuseum (4 Min)

Islands wilde Musikvergangenheit

Stand: 09.02.2020 17:40 Uhr

Am 9. Februar beginnt in der Elbphilharmonie das Into-Iceland Festival. NDR Kultur präsentiert dann Literatur und viel Musik aus dem Land mit der vielfältigen Landschaft und Musikszene. Eine Reportage aus dem Herzen Reykjaviks.

von Mathias Heller

Es ist ein kalter und regnerischer Januartag in Islands Hauptstadt. Halb elf Uhr mittags. Die Sonne geht gerade auf. Langsam schiebt sie sich über Reykjavíks Musikhalle Harpa. Erste Touristen Grüppchen laufen durch die Straßen, die Kamera knipsbereit um den Hals. In Sichtweite der Harpa kurz vor Beginn der Einkaufsstraße sind Schilder für eine unterirdische öffentliche Toilette. Doch die sind durchgestrichen, aus gutem Grund. Hier befindet sich Islands erstes Punkmuseum. Kaum zu übersehen sind auch die am schwarzen Zaun angebrachten, überdimensionierten Pins der Sex Pistols und Sugar Cubes.

Alle kennen Musikmanager "Dr. Gunni"

"Es war etwa zehn Jahre leer. Der Besitzer wollte dann ein Punkmuseum drin haben. Dann fragte er mich und ein paar andere Leute ob wir ein Punkmuseum machen. Und da ist es", erzählt Gunnar Lárus Hjálmarsson, Musikmanager. In Island kennt man ihn eher unter "Dr. Gunni". Der 51-Jährige war früher selbst ein Punk. Später hat er Bücher über die Musikszene der Insel geschrieben. Er kennt alle. Alle kennen ihn. Hjálmarsson freut sich über das besondere Interesse für isländische Musik überall auf der Welt und versucht sich die Besonderheit so zu erklären: "Ich denke, dass das mit dem Naturell der Isländer zusammenhängt. Sie legen einfach los und machen was sie wollen und haben keine Angst Fehler zu machen oder mit anderen zu arbeiten. Es ist eine große Szene - also hauptsächlich das Chaos" (lacht).

Wie die Jahrtausende alten mit Moos bewachsenden Lavafelder, chaotisch und klar zugleich: Diese Landschaft spiegelt sich zum Beispiel in der Musik von Johánn Johánnson, Emiliana Torini oder Olafur Arnalds wieder. Die neue Generation isländischer Musiker steht schon parat. RuGl heißt eine der Bands. Sie besteht aus zwei 15-jährigen Schülerinnen Ragnheiður María Benediktsdóttir und Guðlaug Fríða Helgadóttir. Ihre Musik: leicht wie ein Bachlauf im Hochland und schwebend wie die tanzenden Nordlichter an Islands Nachthimmel.

Bewunderung fürs Punkmuseum

Seit knapp einem Jahr spielen Sie nun zusammen. Haben es aber schon auf das Line-Up des berühmten Iceland Airwaves Festival geschafft: "Wir waren voll geschockt dort spielen zu können, obwohl wir erst 15 Jahre alt sind. Es war unglaublich." Eine erste Platte soll im Sommer folgen. Der alte Musikinsider Hjálmarsson wünscht ihnen alles Gute und lüftet vermutlich gleichzeitig ein bisschen das isländische Erfolgsgeheimnis: "Sie solle raus und immer das tun, wonach sie sich fühlen und schauen was passiert. Einfach das Beste geben - in der Musik." Mittlerweile kommt Leben in das Punkmuseum. Zwei Schwestern aus London haben sich in die kleinen engen Räume verirrt. Holly und Sabi. Mit offenem Mund betrachten sie die beklebten Wände und sind begeistert. "Es ist unglaublich. Man kann es eigentlich gar nicht beschreiben. Sehr individuell. Es ist nichts, was wir in London gefunden haben. Sehr interessant. Viel Stuff."

Sagen's und stülpen sich ein paar Kopfhörer die von der Decke hängen über die Ohren und betrachten die großflächig beklebten Wände - Zeitungsauschnitte, Fotos, Bildschirme mit Musikvideos - vor allem mit Björk. Sie fing auch in einer Punkband an und ist die Ikone der isländischen Popmusik. Nach gut einer Stunde geht es wieder an die Oberfläche. Es ist hell geworden. Der Regen lässt langsam nach. Was bleibt sind Impressionen aus dem breiten Musikleben Islands.

 

Weitere Informationen
Graffiti an Häuserwand in Reykjavik © Mathias Heller/NDR.de Foto: Mathias Heller

Streetart in Island: Große Kunst auf kleinem Raum

Island hat nicht nur eine lebendige Musikszene, auch künstlerisch ist einiges geboten. Besonders an den Hauswänden und in den Straßen Reykjaviks gibt es jede Menge Kunst zu entdecken. mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | 04.02.2017 | 16:20 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Rock und Pop

NDR Logo
Dieser Artikel wurde ausgedruckt unter der Adresse: https://www.ndr.de/kultur/musik/Islands-wilde-Musikvergangenheit,island780.html
This Band is Tocotronic, Cover
Podcast von ARD Kultur, rbb, NDR Kultur © ARD

"This Band is Tocotronic" in der ARD Audiothek

Der Podcast von rbb und NDR erzählt die Geschichte der Band. extern

Porträt von Philipp Schmid © NDR Foto: Sinje Hasheider

Philipps Playlist

Philipp Schmid kennt für jede Lebenslage die richtige Musik. Egal ob Pop, Klassik oder Jazz. Träumt Euch zusammen mit ihm aus dem Alltag! mehr

Peter Urban © NDR Foto: Benjamin Hüllenkremer

Urban Pop - Musiktalk mit Peter Urban

Spannende Stories, legendäre Konzerte, bewegende Begegnungen: Peter Urban hat viel erlebt und noch mehr zu erzählen. mehr

Der Arm einer Frau bedient einen Laptop, der auf einem Tisch in einem Garten steht, während die andere Hand einen Becher hält. © picture alliance / Westend61 | Svetlana Karner

Abonnieren Sie den NDR Kultur Newsletter

NDR Kultur informiert alle Kulturinteressierten mit einem E-Mail-Newsletter über herausragende Sendungen, Veranstaltungen und die Angebote der Kulturpartner. Melden Sie sich hier an! mehr

NDR Kultur App Bewerbung

Die NDR Kultur App - kostenlos im Store!

NDR Kultur können Sie jetzt immer bei sich haben - Livestream, exklusive Gewinnspiele und der direkte Draht ins Studio mit dem Messenger. mehr

Mehr Kultur

Ein Mann steht im Watt, dahinter sitzt eine Frau auf einer Holzbarriere. © ARD Degeto/Nordfilm GmbH Foto: Christine Schroeder

"Tod am Deich"-Premiere in Husum: Brandaktuell und bildgewaltig

Sturmfluten und menschliche Tragödien: "Tod am Deich" begeistert das Husumer Publikum. Heute ab 20.15 Uhr in der ARD Mediathek. mehr