Die "St. Georg": Deutschlands ältestes fahrtüchtiges Dampfschiff

Stand: 04.03.2024 08:30 Uhr

Mehrfach wechselt der 1876 gebaute Dampfer seinen Namen. Kurz vor der Verschrottung wird er gerettet und restauriert. Seit Sommer 1994 schippert die "St. Georg" wieder regelmäßig über ihr Heimatrevier: die Hamburger Alster.

Die "St. Georg" ist der einzige klassische Alsterdampfer, der diesen Namen wegen seines noch rein mit Dampf betriebenen Motors auch tatsächlich verdient. Die Hamburger Reiherstiegwerft baute das Dampfschiff im Jahr 1876 für die Alsterreederei H.E. Justus. Heute schippert die "St. Georg" wieder regelmäßig über ihr Heimatgewässer Alster und ist das älteste fahrtüchtige Dampfschiff Deutschlands.

Umbau zum Glattdecker

Unter dem Namen "Falke" nahm der Dampfer seinen Dienst auf der Alster auf - damals noch mit einem hoch liegenden Mittelteil und tiefer liegenden Salons vorn und hinten. 1911 ließ die Reederei den Dampfer zum sogenannten Glattdecker mit einem vom Bug bis zum Heck durchlaufenden Deck umbauen. Das Schiff bekam zugleich den neuen Namen "Galatea", nach der griechischen Meeresnymphe. 1919 übernahm die Hochbahn AG die Alsterschifffahrt und gab dem Dampfer 1936 den Namen "St. Georg" nach dem gleichnamigen Hamburger Stadtteil. Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde die Alsterschifffahrt eingestellt und auch die "St. Georg" wurde nach 63 Jahren als Liniendampfer zunächst außer Betrieb gestellt.

Technische Daten der St. Georg

Nach dem Krieg wurde das Schiff verkauft und gelangte nach Berlin. Dort wurde es zum Motorschiff umgebaut und fuhr fortan unter dem Namen "Deutschland" auf Havel und Wannsee. Später wurde es erneut umbenannt und tat als Versorgungsschiff "Planet" seinen Dienst. 

Zurück auf die Alster

1989 rettete der Verein Alsterdampfschiffahrt e.V. das Schiff vor dem Abwracken. In der Dresdner Schiffswerft Laubegast ließ er es restaurieren und wieder in den Bauzustand der 1930er-Jahre zurückversetzen. Eine Zwei-Zylinder-Dampfmaschine aus dem Jahr 1922 treibt seither das Schiff an. Ein letztes Mal wurde der Dampfer umbenannt und trägt jetzt wieder den Namen "St. Georg".

Seit 1994 fährt das historische Schiff wieder auf ihrem Heimatgewässer Alster. Besucher können von März bis Ende Oktober mehrmals täglich mit der Veteranin der Alsterflotte über Alster und Kanäle schippern.

Verein restauriert auch andere Schiffe

Der Verein Alsterdampfschiffahrt sorgt nicht nur dafür, dass die "St. Georg" in Schuss bleibt, sondern restauriert auch weitere historische Schiffe. Außerdem bemüht er sich um die Erforschung und Dokumentation der Geschichte der Alsterschifffahrt. Der Verein finanziert sich über Spenden, helfende Hände sind gern gesehen.

Weitere Informationen
Der Schaufelraddampfer Kaiser Wilhelm © Tourist-Information Lauenburg Foto: Nadja Biebow

Veteran der Raddampfer: Der "Kaiser Wilhelm"

70 Jahre lang fuhr der "Kaiser Wilhelm" auf der Weser. Heute fährt das kohlebefeuerte Dampfschiff von 1899 auf der Elbe. mehr

Der Dampf-Eisbrecher Stettin im Hamburger Museumshafen Oevelgönne © Heidi Wiesner Foto: Heidi Wiesner

Dampfeisbrecher "Stettin": Mit Kohlekraft voraus

Einst Eisbrecher, später Flüchtlingsschiff, heute Kulturdenkmal: Die "Stettin" blickt auf eine wechselvolle Vergangenheit zurück. mehr

Die Viermastbark Sedov © Stema Service Foto: Vallery Vasilivsky

Die schönsten Schiffe des Nordens

Traditionsschiffe sind die optischen Höhepunkte bei Hafenfesten und Großseglertreffen. Eine Auswahl geschichtsträchtiger Großsegler und Dampfschiffe im Porträt. mehr

Dieses Thema im Programm:

Hamburg Journal | 02.03.2024 | 19:30 Uhr

Mehr Geschichte

Kaufhaus-Chef Franz Weipert 1974 bei der ersten offiziellen Fahrt der Gondelbahn über den Bootshafen in Kiel. © Gesellschaft für Kieler Stadtgeschichte Foto: Friedrich Magnussen

Als man in Kiel zum Einkaufen mit der Gondelbahn fahren konnte

Am 28. März 1974 wurde in Kiel eine ganz besondere Attraktion eingeweiht: die Weipert-Bahn, die über den Bootshafen führte. mehr

Norddeutsche Geschichte