Stand: 09.10.2010 12:30 Uhr

Havariekommando koordiniert nach Seeunfällen

Vom "Flaschenhalseffekt" war im Untersuchungsbericht zum "Pallas"-Unglück zu lesen: Am 26. Oktober 1998, einen Tag nachdem auf dem Holzfrachter vor der dänischen Nordseeküste Feuer ausgebrochen war, nahmen Chancen und Zeit für Aktionen, die ein Stranden der "Pallas" hätten verhindern können, immer weiter ab. Stattdessen trieb der italienische Frachter führerlos ins schleswig-holsteinische Wattenmeer - unbeobachtet, weil ein dänischer Seenotkreuzer das havarierte Schiff nach dem Retten der Besatzung wieder verließ. Vor Amrum lief die "Pallas" schließlich auf Grund. Auslaufendes Öl sorgte für eine Umweltkatastrophe. Schleswig-Holsteins damalige Regierungsparteien SPD und Grüne bestritten eine Schuld der Landesregierung an Havarie und Ölaustritt, CDU und FDP warfen vor allem Umweltminister Rainder Steenblock (Grüne) Versagen vor. In einem Punkt herrschte aber Einigkeit: Das Wirrwarr verschiedener Koordinierungs- und Einsatzstellen musste ein Ende haben.

Weitere Informationen
Ein Feuerlöschboot versucht den Brand auf der Pallas zu löschen. © picture-alliance / dpa Foto: Wulf Pfeiffer

1998: Havarie des Frachters "Pallas" löst Ölpest aus

Auf dem Frachter brach Ende Oktober 1998 ein Feuer aus, Öl strömte ins Wattenmeer. Erst am 22. November wurde der Brand endgültig gelöscht. mehr

Lagezentrum rund um die Uhr besetzt

Gut vier Jahre nach dem Frachterunglück war es dann endlich soweit: Am 1. Januar 2003 nahm das Havariekommando in Cuxhaven seine Arbeit auf. Dessen Herzstück ist das Maritime Lagezentrum (MLZ), das rund um die Uhr besetzt ist und in dem alle Informationen zusammenlaufen. Im Falle eines Unglücks wird ein Havariestab einberufen, der die Unfallbekämpfung auf See, die Einsätze an der Küste, die Versorgung der Verletzten und die Brandbekämpfung koordiniert. Bei kleineren Unfällen sind nur die lokalen Behörden zuständig, falls das Havariekommando nicht übernimmt. Die gemeinsame Einrichtung des Bundes und der fünf Küstenländer kann auf die Ressourcen der beteiligten Behörden zurückgreifen. Die Marine und die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger arbeiten mit dem Kommando zusammen.

Die Silhouette des brennenden Frachters "Pallas" vor Amrum. © dpa - Fotoreport
AUDIO: Eröffnung der Zentralen Stelle für Schiffsunglücke (4 Min)

Maritimes Sicherheitszentrum als Netzwerk 

Das Havariekommando ist ein Mitglied des Maritimen Sicherheitszentrums (MSZ), das am 1. Januar 2007 als Netzwerk für den Küstenschutz seine Arbeit aufnahm. Das Gemeinsame Lagezentrum See (GLZ-See) ist die operative Einheit des MSZ. Darin sind die Einheiten des Bundes und der Küstenländer für maritime Sicherheit gemeinsam untergebracht - das Maritime Lagezentrum des Havariekommandos, die Einsatzleitstellen der Bundespolizei, des Zolls und der Fischereiaufsicht sowie die Leitstelle der Wasserschutzpolizeien der Küstenländer und die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung. Die einzelnen Organisationen behalten ihre Zuständigkeiten, durch die räumliche Zusammenlegung sollen die maritimen Sicherheitsaufgaben jedoch effektiver erledigt werden.

"Sicherheitskonzept Deutsche Küste"

Das Havariekommando probt immer wieder den Ernstfall. Das "Sicherheitskonzept Deutsche Küste" des Bundes umfasst etwa Radar- und Luftüberwachung, Lotseneinsatz sowie Notschlepper für manövrierunfähige Schiffe. Für den Fall einer Ölpest stehen Spezialschiffe bereit.

Dieses Thema im Programm:

Die Nordreportage | 17.12.2010 | 03:30 Uhr

Mehr Geschichte

Polizisten verschanzen sich hinter einem Polizeiauto. Männer stehen vor einem Im-und Exportgeschäft. © Staatsarchiv Hamburg Plankammer (720-1_388_00_79877_18)

Vor 50 Jahren fiel in Hamburg der erste finale Rettungsschuss

Ein Bankräuber nimmt am 18. April 1974 in Hamburg mehrere Geiseln. Als er nach draußen kommt, erschießen Polizisten den Mann gezielt. mehr

Norddeutsche Geschichte