Stand: 02.09.2015 15:26 Uhr

Junge Hochschule mit historischen Wurzeln

Jung an Jahren, dynamisch, mit Tradition und Wurzeln bis ins Mittelalter, das ist die Hochschule für Musik und Theater in Rostock. Gegründet wurde sie 1994 nach einer klaren Entscheidung der Landespolitik für den Standort. Sebastian Schröder, heute Staatssekretär im Kultusministerium, wurde damals als erster Kanzler berufen und dirigierte so in der Startphase die wirtschaftlichen Geschicke: "Die Hochschule konnte anknüpfen an Außenstellen von Berliner Hochschulen. Sowohl die Musikhochschule Hanns Eisler als auch die Schauspielschule Ernst Busch hatten Außenstellen in Rostock oder in Schwerin." Das sei das Gründungskapital gewesen, erinnert Sebastian Schröder sich heute.

Katharinen-Kloster wird zum "Glücksfall"

Baustelle der Hochschule für Musik- und Theater in Rostock. © HMT Rostock
Nach einigen Jahren in provisorischen Räumen, fiel 1998 der Beschluss, das Katharinen-Kloster zu sanieren.

Gründungsrektor war Professor Wilfried Jochims, der damals von der Hochschule für Musik Köln kam. Unter seiner Leitung reifte die HMT zu einer eigenständigen künstlerischen Einrichtung für Musik- und Schauspiel-Ausbildung. Zunächst arbeitete die Hochschule noch in räumlichen Provisorien - bis zum Beschluss über die Sanierung des Katharinen-Klosters in Rostocks östlicher Altstadt im Jahr 1998. Für mehr als 60 Millionen D-Mark gelang es innerhalb von drei Jahren, den Verfall der historischen Substanz zu stoppen und durch Anbauten eine neue Nutzung zu ermöglichen. Zwischendecken wurden so verstärkt, dass sie zum Beispiel die Orgel im Kapitelsaal oder die Konzertflügel tragen. "Das war natürlich ein absoluter Glücksfall. Wir haben damit auch wunderbare Möglichkeiten für Aufführungen bekommen", sagt Angelika Thönes, die als Hochschulsprecherin das Werden und Wachsen begleitet hat.

Atmosphäre wie "in Hogwarts"

Hochschule für Musik- und Theater in Rostock © HMT Rostock
Seit 2001 lernen die Studenten im ehemaligen Franziskaner-Kloster in der östlichen Altsatdt.

Derzeit studieren mehr als 500 junge Menschen aus 40 Ländern in Rostock Musik, Musikpädagogik oder Schauspiel. "Ich genieße diese internationale Atmosphäre", sagt eine Studentin. Eine andere findet: "Wir haben das mit Hogwarts verglichen. Das fühlt sich auch ein bisschen magisch an." Wer in Rostock an den Grundlagen seiner Karriere arbeitet, hat Talent. Trotzdem fehlen oftmals die Mittel dieses auszubilden. In solchen Fällen kann ein Stipendium der Horst-Rahe-Stiftung helfen. Wirtschaftliche Probleme dürften für die künstlerische Entwicklung keine Rolle spielen, ist der ehemalige Reeder und Unternehmer Horst Rahe überzeugt. Bis heute erinnert er sich gern an seine allererste Stipendiatin: Albena Danailova, die erste Frau, die bei den Londoner Symphonikern und Wiener Philharmonikern zur gleichen Zeit erste Geige spielte. Viele ehemalige Studierende seien heute sehr bekannt in ihren Ländern - besonders in China: "Die sind alle - soweit ich das beurteilen kann - was geworden", erzählt Rahe.

HMT braucht Theater und Orchester im Land

Der gute Ruf, die Nähe zur Ostsee und die Kompetenz der Dozenten an den drei Instituten sorgen für ständigen Zustrom junger Begabter. Hier sieht Rektorin Dr. Susanne Winnacker die Herausforderung für die Zukunft - angesichts von Theater-Standort- und Finanzierungsdiskussionen in der Stadt Rostock und im Land: "Wenn wir Studenten  ausbilden, dann brauchen sie natürlich auch Möglichkeiten, hier zu arbeiten. Wenn sich dann die Leute, die das machen müssten, nicht einigen können und dadurch alles mögliche weg fällt, dann ist das für unsere Studierenden schwierig", so die Rektorin. Die HMT brauche die Theater und Orchester im Land, schließlich müssten die Studenten ihre Ausbildungen dort komplettieren.

Möglichkeiten für Studenten in Ensembles mitzuwirken gibt es auch an der HMT selbst: Neben Hochschulorchester und Hochschulchor gibt es noch den Kammerchor, ein Jazzorchester, die Mecklenburgische Bläserakademie , das Nonett und die Percussion Community. Sie alle knüpfen an Traditionen an und sind dabei jung und dynamisch.

Dieses Thema im Programm:

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