Sendedatum: 15.06.2011 23:20 Uhr

Kampf um Quellen - Nachrichten aus Syrien

Fast täglich berichten deutsche Medien über den Aufstand in Syrien. Dabei ist meist nicht sicher, woher die Informationen, die Bilder und Videos stammen. Denn schon seit Langem gibt es keinen unabhängigen Journalismus mehr im Land, ebenso wenig wie ausländische Korrespondenten. Der syrische Präsident Baschar al Assad duldet sie nicht. Keiner soll mitbekommen, wie er sein Volk unterdrückt. Stattdessen zeigt das Staatsfernsehen, wie Einwohner einer aufständischen Stadt beim Einmarsch der Armee die Soldaten mit Früchten empfangen.

VIDEO: (7 Min)

Für Oppositionelle in Syrien gibt es nur wenige Wege, Informationen über die Vorfälle im Land zu verbreiten. Sie nutzen vor allem das Internet, da sie auch aus Angst vor Überwachung den direkten, persönlichen Kontakt zu ausländischen Journalisten scheuen. So kommen täglich neue Videos, neue Bilder ins Netz. Ob diese jedoch wirklich das zeigen, was sie angeblich zeigen sollen, können Journalisten kaum überprüfen.

Täuschungen und falsche Angaben

Nicht immer lässt sich eindeutig nachweisen, dass ein Video authentisch ist. So zeigte etwa das ZDF-Morgenmagazin Folterbilder, die angeblich aus Syrien stammten. Wie der Korrespondent an das Video kam, wurde zwar offengelegt. Doch erst später stellte sich heraus, dass das Video Bilder aus dem Irak zeigte.

Mit weniger Skepsis wurden dagegen die Berichte einer jungen Bloggerin aus Damaskus ("Gay Girl in Damascus") übernommen. Statt die Inhalte zu hinterfragen, wurde die angebliche Bloggerin von den Medien zitiert und gar zur "Internetheldin der syrischen Revolution" (Financial Times Deutschland) gekürt. Doch hinter dem Pseudonym der jungen Frau verbarg sich ein 40-jähriger US-Bürger, der in Schottland studiert.

Trotz der schwierigen Nachrichtenlage und der teils unzuverlässigen Quellen ist eine Berichterstattung wichtig. Sonst würden Machthaber wie Assad siegen.

Dieses Thema im Programm:

ZAPP | 15.06.2011 | 23:20 Uhr

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