Sendedatum: 06.10.2013 19:30 Uhr

Zeitreise: Windenergieanlage "GROWIAN"

Blick auf den Schriftzug sowie die Windernergie-Anlage Growian im Kaiser-Wilhelm-Koog im Kreis Dithmarschen. © picture-alliance / dpa Foto: Werner Baum
Nach nur vier Jahren in Betrieb wurde die Anlage wieder abgebaut - die Technik war noch nicht ausgereift genug.

Im Kaiser-Wilhelm-Koog in Dithmarschen ragte der zweiblättrige Rotor etwa 150 Meter aus dem Marschboden, fast so hoch wie der Kölner Dom. Während andere Anlagen damals vergleichsweise geringe Strommengen produzierten, war die Forschungsanlage "GROWIAN" mit drei Megawatt Leistung zumindest auf dem Papier ein echtes Kraftpaket.

4000 Haushalte hätte das Windrad theoretisch mit Strom versorgen können. In der Realität hat die Anlage aber nur selten so funktioniert, wie die Ingenieure es geplant hatten. Nach Rissen in den Rotorblättern wurde "GROWIAN" deshalb nach knapp vier Jahren in Betrieb wieder abgebaut.

Zum Scheitern verurteilt?

Hätten Weltraumforscher direkt nach dem ersten erfolgreichen Test einer Rakete Menschen auf den Mond geschossen - die Weltöffentlichkeit hätte sie vermutlich für verrückt erklärt. Viele Zwischenstufen waren nötig, bis Neil Armstrong seinen Fuß auf den Mond setzen konnte. Bei "GROWIAN" haben die Entwickler auf viele Zwischenstufen verzichtet.

Die Anlage sollte die rund hundertfache Menge an Strom produzieren, die wirklich funktionierende Windräder damals erzeugen konnten. Deshalb fehlten den Ingenieuren Erfahrungswerte für die Konstruktion. Sie wussten nicht, welche Kräfte auf den Rotor mit hundert Metern Durchmesser wirken oder wie die Technik im Maschinenhaus des Riesen tatsächlich funktionieren würde.

Die falschen Geldgeber?

Den größten Teil der rund 90 Millionen D-Mark Entwicklungs- und Baukosten für "GROWIAN" übernahm damals das Bundesforschungsministerium. Allerdings waren mit einem kleineren Beitrag auch die Energieunternehmen HEW, RWE und Schleswag an dem Projekt beteiligt. Sie gründeten auch die Bau- und Betriebsgesellschaft für die Anlage. Da diese Unternehmen hauptsächlich mit Strom aus Kernkraft- oder Kohlekraftwerken ihr Geld verdienten, gab es schon damals Kritiker, die "GROWIAN" als Politikum gesehen haben. Wer macht sich schon freiwillig das eigene Geschäft kaputt?

Die Zeitreise im Schleswig-Holstein Magazin

In der Zeitreise im Schleswig-Holstein Magazin sehen Sie, wie und warum das Projekt "GROWIAN" in den 1980er Jahren gescheitert ist. Zeitzeugen berichten von der Entwicklung der Windkraftanlage, von Aufbau und Betrieb im Kaiser-Wilhelm-Koog und von den Interessen der Energieversorgungsunternehmen im Hintergrund.

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Schleswig-Holstein Magazin | 06.10.2013 | 19:30 Uhr