Stand: 21.02.2013 17:16 Uhr

An alle Allianz-Opfer: Empört Euch

von Christoph Lütgert
Allianz-Fahnen im Wind.
Die Allianz vermeldete kürzlich einen satte Gewinnverdopplung.

Wie soll man reagieren? Mit Zorn, mit Wut, mit Empörung ? Vielleicht mit allem. Die Allianz darf stolz verkünden, sie habe im vergangenen Jahr ihren Gewinn verdoppelt - auf satte 5,2 Milliarden Euro - also auf 5.200 Millionen Euro. Monatelang hat die Redaktion von Panorama - die Reporter recherchiert, hat aufgezeigt, wie schamlos sich Europas größte Versicherung verweigert, wenn sie Ansprüche von Kunden und/oder Opfern befriedigen soll.

Unumstrittene Experten kamen zu Wort, die unverblümt erläuterten, dass diese Verweigerung System hat - aus einem einzigen Grund: Den Profit zu erhöhen; jetzt können alle nachlesen, auf welch unvorstellbare Höhe. Denn wer kann sich schon 5,2 Milliarden Euro vorstellen? Es ist ja nicht nur die Allianz, auch andere Versicherungen treiben es genauso schlimm. Eine angesehene Anwältin erleichterte vor unserer Kamera ihr Gewissen. Denn sie hatte vor Jahren als Versicherungs-Angestellte mit juristischen Kniffen und Tricks selbst Sterbenden die Auszahlung von Versicherungsgeldern verweigert.

Opfer berichten über jahrelange Verzögerungen

Zwei Opfer konnten wir finden, die nach jahrelangem Leid und demütigenden Kämpfen wenigstens einen Vergleich mit der Allianz erzielen konnten und einen Teil dessen erhielten, was ihnen zustand. Besonders erschütternd jener behinderte Mann im Rollstuhl, der bei einem Verkehrsunfall fast alle Lebensqualität verlor - schuldlos, und dem die Allianz in der 30 Jahre andauernden Auseinandersetzung verhöhnte, er simuliere doch nur.

Claudia Bernert mit ihrem Sohn Daniel als Erwachsener.
Claudia Bernert und ihr Sohn Daniel sind mit ihrer Kraft am Ende.

Eine Mutter kämpft noch heute: Vor 28 Jahren hatten ein Krankenhausarzt und eine Hebamme so schrecklich dilettiert, dass ihr Sohn damals als schwerst behinderter Spastiker auf die Welt kam. Die Schuldfrage wurde in mehreren Gerichts-Instanzen eindeutig geklärt: Die Allianz als die Versicherung des Mediziners und seiner Helferin hätte zahlen müssen. Doch nach jedem Prozess-Sieg ging die Versicherung in Berufung. Sie will billig davon kommen, auch wenn Mutter und ihr behinderter Sohn ins Elend gestoßen werden.

Noch ist der Ausgang ungewiss. Die Mutter aber sagte erst vor wenigen Wochen bei einer weiteren Gerichtsverhandlung, irgendwann könne sie nicht mehr, sei mit ihren Kräften am Ende. Die 5,2 Milliarden Allianz-Gewinn - ein Fanal an die vielen tausend bekannten und unbekannten Versicherungsopfer: Empört Euch. Aber nicht nur Ihr, wir alle müssen uns empören über die Versicherungswirtschaft und die Politik, die die Profiteure gewähren lässt.

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Allianz-Sprecher Hermann-Josef Knipper, im Gespräch mit Christoph Lütgert. © NDR

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Dieses Thema im Programm:

Panorama - die Reporter | 05.06.2012 | 21:15 Uhr