Sendedatum: 11.06.2013 21:15 Uhr

Super-Kühe: Milchproduktion im Akkord

von Daniel Krull und Alexandra Ringling

50 Tüten Milch. So kann die Tagesleistung einer einzigen Kuh heute abgepackt aussehen. Längst spricht man von "Hochleistungskühen", von "Super-Kühen". Im Jahr geben sie im Durchschnitt 8.000 Liter Milch. Noch vor 50 Jahren war es bestenfalls die Hälfte. Doch dann wurde Milch zu einem Massenprodukt.

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Mit der Nachfrage stieg auch der Leistungsanspruch an die Tiere. Besonders gute Tiere schaffen sogar bis zu 15.000 Liter jährlich. Milchproduktion inmitten von HighTech. Immer mehr Landwirte arbeiten mit Melkrobotern - und das höchst effektiv. Statt zweimal kann man so drei- bis viermal täglich Milch absaugen.

Günstige Milch - um welchen Preis?

Alles ist straff durchorganisiert, die Tiere durchnummeriert. Namen tragen sie schon lange nicht mehr. Zum Grasen auf eine Weide kommen sie so gut wie nie. Das Resultat der Hochleistungsproduktion: Milch ist günstig. Das freut die Verbraucher und den Milchbauern sichert die große Nachfrage die Existenz.

Doch welche Rolle spielt in diesem Geschäft der Tierschutz? Für die Milchwirtschaft gibt es zwar eine Empfehlung, wie Kühe zu halten sind, doch anders als bei Legehennen, Masthühnern, Kälbern und Schweinen sind Milchkühe die einzigen Nutztiere, für die es keine eigene EU-Tierschutzrichtlinie gibt. In Brüssel wird eine solche Regelung zwar zurzeit diskutiert, doch ausgerechnet die deutsche Regierung zeigt wenig Engagement.

Auf Nachfrage von Panorama 3 teilt das Bundeslandwirtschaftsministerium telefonisch mit, dass man eine Abwanderung der Milchbauern ins Ausland befürchte, sollten die Gesetze verschärft werden. Und schriftlich heißt es: Die geltenden Tierschutzgesetze halte man für ausreichend. Die Bundesländer müsste sie nur konsequent umsetzen. Es gebe "keine Erkenntnisse, dass mit den bestehenden Anforderungen der Tierschutz bei der Haltung von Milchkühen grundsätzlich nicht gewährleistet werden könne."

Geringe Lebenserwartung

Stefan Johnigk
Massenhaft Milch: die Kühe zahlen dafür mit ihrer Gesundheit, so der Biologe Stefan Johnigk von ProVieh.

Nicht nur Tierschützer sehen das anders. Der Biologe Stefan Johnigk von ProVieh sagt, dass jede Hochleistungskuh im Stall täglich quasi einen Iron-Man-Triathlon bewältige, also den härtesten Triathlon der Welt. Den Preis dafür zahlt sie mit ihrer Gesundheit. Das Tier ist nach relativ kurzer Zeit körperlich am Ende. Früher wurde eine Kuh mehr als 20 Jahre alt. Die heutige Lebenserwartung liegt bei etwa fünf Jahren. Das Schicksal der Kühe - eine simple Kostennutzenrechnung: Wer nicht genug Milch erzeugt, kommt zum Schlachter.

Dieses Thema im Programm:

Panorama 3 | 11.06.2013 | 21:15 Uhr