Stand: 09.05.2017 21:15 Uhr

Schlachthof-Untersuchungen für mehr Tierschutz

Matthias Link. © Matthias Link
Matthias Link sagt, viele Tiere kämen mit krankhaften Veränderungen zu den Schlachthöfen.

Matthias Link arbeitet als praktischer Tierarzt in Varrel im Landkreis Diepholz. Er leitet in der Bundestierärztekammer die Arbeitsgruppe zur Betreuung von Nutztierbeständen. Link fordert, dass die Untersuchungen in Schlachthöfen zentral erfasst und verglichen werden. Denn so könne man erkennen, wo es Tieren besser und wo schlechter geht.

Wie geht es den Schweinen in deutschen Ställen?

Matthias Link: Leider müssen wir den Umstand zur Kenntnis nehmen, dass im Schlachthof ein Drittel und mehr der Tiere krankhafte Veränderungen zeigen. Dazu gehören in erster Linie Lungenentzündungen und Gelenkveränderungen. Es gibt also Verbesserungspotenzial. Insgesamt sind die deutschen Schweinehalter meiner Erfahrung nach aber bemüht, die Tiergesundheitssituation und damit den Tierschutz in den Ställen zu verbessern.

Onlinespiel
Titelbild des Spiels "Schlauer Bauer". © NDR

Schlauer Bauer

Landwirte müssen entscheiden, wie viel Geld sie für eine bessere Tierhaltung investieren können und wollen. In diesem Spiel können Sie selbst probieren, als Bauer ihr Geld zu verdienen. mehr

Was sind die Hauptursachen für Probleme?

Link: Eine schlechte Haltung kann Schweine krank machen. Um ein paar Beispiele zu nennen: Schlechte Luft im Stall, Betonboden oder auch zu viele Tiere auf zu wenig Platz können zu Erkrankungen führen. Ein großer Teil gehört zu den sogenannten Faktorenerkrankungen, die kommen erst zum Ausbruch, wenn mehrere Probleme in der Haltung zusammenkommen.

Welche Rolle spielt das Einkommen der Landwirte für eine gute Tierhaltung?

Link: Landwirte sind selbstständige Unternehmer, die von ihrer Tierhaltung leben wollen. Das Engagement für gute Tiergesundheit und tierschutzgerechte Unterbringung ist immer mit einem Mehraufwand verbunden. Bis zu einem gewissen Grad zahlt er sich aus, weil gesunde Tiere auch mehr Leistung bringen. Aber ab einem bestimmten Punkt ist es teurer, mehr für die Tiergesundheit zu tun. Diesen Mehraufwand kann sich nicht jeder Landwirt leisten - zumindest solange es andere gibt, die den Aufwand nicht betreiben und die Schweine zu niedrigeren Preisen anbieten können. Deshalb brauchen wir Tierschutzregelungen, die dazu führen, dass es den Tieren nachweislich gut geht und Erkrankungen die Ausnahme darstellen.

Wie sollte ein Stall aussehen, in dem Schweine sich wohl fühlen und gesund bleiben?

Link: Erst einmal sind ja die Mindestanforderungen für den Stall in der entsprechenden Verordnung für Schweinehaltung festgelegt, das ist natürlich wichtig und richtig. Mehr Platz, als dort verlangt wird, und sauberes Stroh als Beschäftigungsmaterial haben sich darüber hinaus bewährt. Allerdings sind Tiergesundheit und Tierschutz aus meiner Sicht jedoch viel mehr vom Engagement des einzelnen Landwirtes abhängig als von den Gegebenheiten des Stalles. Deshalb würde ich mir wünschen, dass die Untersuchungen der Tiere in den Schlachthöfen intensiver analysiert und verglichen werden, um systematisch zu erfahren, wie es den Tieren tatsächlich geht.

Weitere Informationen
Gabriele Mörixmann zwischen Schweinen in ihrem Stall. © NDR

Gedanken einer Schweinemästerin

Eine Landwirtin aus Niedersachsen hat viel investiert. Ihren Schweinen soll es besser gehen als in vielen anderen Ställen. Jetzt bangt sie, ob die Kunden dafür auch zahlen. mehr

Dieses Thema im Programm:

Panorama 3 | 09.05.2017 | 21:15 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Massentierhaltung

Landwirtschaft

JETZT IM NDR FERNSEHEN

NDR Talk Show 22:00 bis 00:00 Uhr