Stand: 05.11.2010 16:15 Uhr

Ein Studio im Herzen Flensburgs

von Werner Junge
Ü-Wagen vor Ort in Travemünde
Ein Ü-Wagen im Einsatz, hier in Travemünde.

Studio Flensburg war in den 1950er-Jahren für ganz Schleswig-Holstein zuständig. Reporter Waldemar Kuckuck knatterte mit seinem Motorrad durch das Land, Max Rehbein und Rolf-Heinrich Wecken lieferten Reportagen. Oft waren sie Tage unterwegs. Flensburg lag am nördlichen Rand des Bundeslandes mit den damals schlechtesten Straßenverhältnissen. Außerdem: Radio war Anfang der 1950er-Jahre noch ein Ereignis. Rollte der Ü-Wagen des NWDR an, wurde er auch schon mal mit Feuerwehrkapelle und Schnittchen begrüßt.

Attraktion in Eckernförde: Ein Reporter berichtet von seinem Flug direkt aus einem Hubschrauber
Attraktion in Eckernförde: Ein Reporter berichtet direkt aus einem Hubschrauber über seinen Flug.

Auch im Studio Flensburg versuchten die Programmmacher in bester Radiotradition mit außergewöhnlichen Reportageorten auf sich aufmerksam zu machen. Höhepunkte waren etwa Berichte aus einem Helikopter in Eckernförde oder ein Live-Gespräch mit Tauchern im Haddebyer Noor 1955. Plattdeutsch wurde gepflegt, mit "Bi uns in’t Dörp" ging es aufs flache Land und natürlich wurde über Dänemark berichtet - auch für Dänemark. Im Studio Flensburg entstanden deutsche Sendungen für den dänischen Schulfunk, später "Der große Grenzverkehr", eine halbe Stunde Radio für die Grenzregion.

Auch aus dem Landtag meldete sich Flensburg. Immer lauter wurde jedoch die Frage gestellt, ob das Studio nicht zu weit entfernt läge von Kiel und Lübeck, den neuen Zentren des jungen Bundeslandes. Doch die Krise des NWDR stoppte vorerst alles Weitere. 1956 entstanden aus dem NWDR der NDR und der WDR. Flensburg blieb der Standort des NDR in Schleswig-Holstein, auch als 1959 ein Fernsehstudio in Schleswig-Holstein eingerichtet wurde. Es gehörte zum Studio Flensburg, war allerdings bei Kiel in Eiderkrug untergebracht.

Studio Flensburg wird Außenstelle

Studioleiter Thomas Viktor Adolph und dessen Nachfolger Rolf-Heinrich Wecken Anfang der 60er-Jahre
Studioleiter Thomas Viktor Adolph (l.) und sein Nachfolger Rolf-Heinrich Wecken Anfang der 60er-Jahre.

1965 war es soweit. Der NDR wollte das Land nicht länger aus Flensburg versorgen. Erneut zog Thomas Viktor Adolph um. Nach Flensburg bekam er 15 Jahre später den Auftrag, das zweite Studio im Land aufzubauen. Mit ihm zog die Zentrale des NDR in Schleswig-Holstein nach Kiel um. Von dort wurde nun über Holstein berichtet und - natürlich - die "große Landespolitik" kommentiert. Dem Studio Flensburg blieb der Landesteil Schleswig und der Blick über die Grenze nach Dänemark. Rolf-Heinrich Wecken wurde neuer Studioleiter. Die Flensburger Erfindung "Von Binnenland und Waterkant" und die neue "Umschau" kamen jetzt aus Kiel. In jeder Sendung wurde nun für meist zwei Beiträge in "unser Flensburger Studio" geschaltet und von dort moderiert. Das runde Studio war nur noch Außenstelle, erst recht, als Kiel 1970 zu einem Funkhaus mit kompletter Fernsehredaktion ausgebaut wurde. Es war die Phase, als die Zahl der Reporter in Flensburg vorübergehend auf zwei sank.

Das NDR-Studio in Flensburg von außen. © NDR/ Foto: Christian Spielmann

Studio Flensburg

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