Stand: 13.12.2011 13:22 Uhr

Analytisch und kritisch: Der "Medienreport"

von Florian Bayer, Hans-Ulrich Wagner

Medienkritik durch die Medien – keine leichte Aufgabe. Bedeutet es doch, sich (selbst)kritisch mit dem eigenen Programm, aber auch mit den Aktivitäten der anderen Medien-Macher auseinanderzusetzen. Dennoch versuchten ab Ende der 60er-Jahre einige Rundfunkanstalten ihren Hörern und Zuschauern mit Magazinsendungen einen kritischen Überblick über Strukturen, Geschehen und Arbeit in den Medien zu vermitteln.

Der NDR startete 1973 die Hörfunkreihe "Von Bildschirm und Leinwand", ein Magazin, das sich einmal wöchentlich mit der aktuellen Medienentwicklung beschäftigte. Diese später in "Medienreport" umbenannte Sendung blieb mit gut 900 Beiträgen 17 Jahre lang ein fester Baustein im Programm des NDR.

Leitmedium Fernsehen

Die Ursache für eine veränderte Sicht auf die Medien und ihre Funktionsweisen waren die umfassenden gesellschaftlichen Wandlungsprozesse, die die Bundesrepublik in den 60er-Jahren erlebte. Mit dem Generationswechsel und dem Aufkommen einer neuen, sozialkritischen Sichtweise veränderte sich auch die deutsche Medienstruktur. Neben Kino und Radio etablierte sich das Fernsehen in der Freizeitkultur der Deutschen und wurde rasch zum Leitmedium. So stieg die Zahl der Fernsehteilnehmer in der Bundesrepublik zwischen 1965 und 1970 um ein gutes Drittel auf über 15 Millionen.

Neue Herausforderungen für Medienmacher und Publikum

Gerade für die Bevölkerung in den ländlichen Gebieten, wo ein Kinobesuch oft mit viel Aufwand verbunden war, übernahm das Fernsehen immer stärker die Funktion der abendlichen Unterhaltung. Als das zweite Fernsehprogramm sowie die Dritten eingeführt und die Radioprogramme durch zusätzliche Hörfunkkanäle erweitert wurden, erlebten die Mediennutzer eine bis dahin nicht gekannte Vielfalt. Dieses neue und breitere Medienangebot erforderte nicht nur eine Neuorientierung des Publikums, sondern auch eine Neupositionierung der Medienmacher.

Frühe Anfänge

Die Auseinandersetzung mit dem eigenen Medium und den Angeboten anderer Medienveranstalter hatte in den Programmen deutscher Rundfunksender durchaus Tradition. So berichtete man bereits in der Weimarer Republik über die eigenen Sendungen, verwies aber auch auf Kino- und Theaterevents. Anfang der 70er-Jahre jedoch verschob sich der Fokus – man musste auf die enormen Veränderungen reagieren, die der Fernsehboom und die gesellschaftlichen Veränderungen in der deutschen Medienlandschaft bewirkt hatten.

Aufklärer und Wegweiser - die Medienmagazine

Um die komplizierten Strukturen und Zusammenhänge im Mediengeschehen erkennbar zu machen, bedurfte es eines neuen und umfassenderen Sendeformats – eines Medienmagazins. Es sollte die Medien kritisch bewerten, sich nicht in unterhaltenden Berichten über oder in Werbung für das eigene Programm erschöpfen. Ein solches neues Ziel war jedoch nur vor dem Hintergrund eines ausgereiften und kompetenten Medienjournalismus‘ möglich.

Wie schwierig die Erfüllung derartiger Ansprüche war, zeigte sich recht bald. Eine tatsächliche Medienkritik erfolgte nur in wenigen Fällen wie beispielsweise in der skandalträchtigen WDR-Sendereihe "Glashaus" oder der Sendung "betrifft: fernsehen" beim ZDF.

Frauen demonstrieren gegen den § 218 © dpa - Bildarchiv Foto: KNA

Die Jahre 1970 bis 1979

Eine Reihe von Krisen erschüttern den NDR, es wird heftig um die politische Einflussnahme gestritten. Im Programm gehen zwei Sendungen an den Start, die zu "Klassikern" werden: der "Tatort" und die "Sesamstraße". mehr