Stand: 03.01.2014 13:02 Uhr

"Der Film-Club" im NDR Fernsehen

Das Fernsehen boomt, neue Kooperationen in der Film- und Fernsehwirtschaft bahnen sich an, junge Leute entdecken ihr Interesse an der Filmkunst: Alles dies begünstigt 1961 den Start der Sendereihe "Der Film-Club". Der schnell sehr bekannte Programmplatz verfolgt zwei Ziele: Er stellt cineastische Highlights der Filmgeschichte vor und macht mit den Produktionen junger Filmemacher vertraut.

Studio Hamburg Luftaufnahme von 1964. © NDR/Studio Hamburg
Das Gelände von Studio Hamburg. Die Firma wurde 1960 gegründet.

Eine Zeit lang hatten sich Film und Fernsehen tatsächlich als Konkurrenten betrachtet. "Keinen Meter Film für das Fernsehen", lautete die Devise, die die "Spitzenorganisation der Filmwirtschaft" (SPIO) in den 1950er-Jahren ausgab. Walter Koppel, Mitinhaber der Hamburger Real-Film GmbH, bezeichnete das Fernsehen gar als "Belästigung der deutschen Filmwirtschaft". Doch einige der Fernseh- und Filmschaffenden gingen schrittweise aufeinander zu. Vor allem als sich die Produktionslandschaft Ende der 1950er-Jahre in einem Umbruch befand, lotete man Möglichkeiten der Zusammenarbeit aus.

Kooperation statt Konfrontation

In Hamburg wurden ab Juli 1958 eine Reihe von Verträgen zwischen der Real-Film GmbH und dem NDR geschlossen. Der Filmproduzent Gyula Trebitsch setzte - im Gegensatz zu seinem Partner Walter Koppel - auf die Verbindung mit dem Fernsehen. Angesichts der herrschenden Kinokrise und des Siegeszuges des neuen Mediums entwickelte er Kooperationsmodelle für den Produktionsbetrieb.

So wurde im Oktober 1960 Studio Hamburg gegründet, das sich bald zu einem der großen Film-und Fernsehdienstleister entwickelte. Die zu diesem Zeitpunkt bereits ausgebauten und modernisierten Studioanlagen befanden sich im Hamburger Stadtteil Tonndorf.

Cineastisches Interesse

Szene aus dem Film "Jules und Jim" von Francois Truffaut: Jeanne Moreau, Henri Serre und Oskar Werner. © picture-alliance /
Szene aus dem Film "Jules und Jim" von Francois Truffaut: Jeanne Moreau, Henri Serre und Oskar Werner.

Noch eine andere Entwicklung war um 1960 herum zu beobachten. Viele jüngere Leute interessierten sich für die Filmkunst, für die internationalen Leistungen der Kinematografie, deren geschichtliche Entwicklung und vielfältigen Traditionen. Sie verfolgten, was Zeitschriften wie die in Frankreich erscheinenden "Cahiers du cinéma" berichteten, die mit engagierten Beiträgen der späteren Nouvelle Vague-Filmemacher François Truffaut, Claude Chabrol, Erich Rohmer und Jean-Luc Godard von sich reden machten.

An einigen Universitäten wurden studentische Initiativen und Filmclubs gegründet, die Filmvorführungen und Diskussionen organisierten. In Hamburg war seit dem Sommer 1954 der „Studentische Arbeitskreis Film“ besonders rege. Im Wintersemester 1962/63 etablierte sich der "Arbeitskreis Film und Fernsehen" (AKFF).

Eine Gesprächsrunde. v.l.: Walter Menningen, Horst Seifert, Ingrid Lorenzen, Rüdiger Proske und Helga Norden. (1960) © NDR

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