Stand: 28.11.2017 06:00 Uhr

NDR Recherche: Immer weniger Frauen in der norddeutschen Politik

Frauen bleiben in der norddeutschen Politik stark unterrepräsentiert. Ihr Anteil ist in allen fünf norddeutschen Landtagen nach den jüngsten Wahlen zurückgegangen. Nach Recherchen des Politikmagazins „Panorama 3“ im NDR Fernsehen sind im Schnitt in Norddeutschland nur 31,8 Prozent der Landtagsabgeordneten weiblich. Am niedrigsten ist der Frauenanteil auf Landesebene in Mecklenburg-Vorpommern (25,4 Prozent), am höchsten in der Hamburger Bürgerschaft (38,0 Prozent). „Panorama 3“ hat für ganz Norddeutschland den Anteil der Frauen in Landtagen, Kreistagen und Städtevertretungen sowie Bürgermeisterämtern ausgewertet.

Die Recherchen zeigen zudem, dass auf Kreisebene in Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein im Schnitt nur 27,1 Prozent Frauen vertreten sind. Bei den Bürgermeistern der Städte und Gemeinden ist der Frauenanteil noch geringer: In Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein und Niedersachsen liegt der Anteil der weiblichen Bürgermeister nach „Panorama 3“-Recherche bei lediglich 16,8 Prozent.

„In der Gleichstellungspolitik ging es immer langsamer voran“, sagt die neue niedersächsische Ministerin für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung Carola Reimann (SPD), „aber jetzt haben wir zum ersten Mal die Situation, dass es rückwärts geht. Das ist schon alarmierend.“ Reimann ist eine von vier Frauen im neuen Kabinett von Ministerpräsident Stephan Weil. „Dinge, die maßgeblich von Frauen vorangetrieben worden sind, finden dann nicht so stark Beachtung, wenn zu viele Männer im Parlament sind“, sagt Reimann. Themen wie die Lohngerechtigkeit zwischen den Geschlechtern oder die Vereinbarkeit von Beruf und Familie könnten auf der Agenda nach unten rutschen.

Parität wird in keinem der untersuchten Landesparlamente, Kreistage oder Stadtvertretungen erreicht. Besonders niedrig ist der Frauenanteil in den niedersächsischen Kreistagen Wesermarsch (14,0 Prozent), Vechta (14,6 Prozent) und Uelzen (16,3 Prozent). Besonders viele Frauen sitzen im Rat der Stadt Osnabrück. Dort sind 43,1 Prozent der Räte weiblich, norddeutschlandweit der höchste Wert. Die Ratsvorsitzende Eva Maria Westermann (CDU) erklärt im Interview mit „Panorama 3“, dass das Engagement der Frau noch immer entscheidend sei. Als Westermann selbst zwischen Familie, Politik und Beruf wählen musste, hat sie ihren Beruf aufgegeben. „Ich hatte Angst, dass ich neben Beruf und diesem großen Ehrenamt meine Familie, auch meine Kinder, vernachlässigt hätte“, sagt Westermann. 

Reporter von „Panorama 3“ haben für die Erhebung alle norddeutschen Landtage angefragt. Für die Landkreise und kreisfreien Städte wurden die Angaben ihrer Internetseiten ausgewertet. Die Analyse der Bürgermeister (hauptamtlich und ehrenamtlich) basiert auf Angaben der Landkreise. Bei kreisfreien Städten wurden die Oberbürgermeister/Ersten Bürgermeister ausgewertet. 

Mehr zum Thema in der Sendung „Panorama 3“, Dienstag, 28. November, um 21.15 Uhr im NDR Fernsehen und bei www.panorama3.de.

28. November 2017/IB

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