Licht und Schatten - Olympische Segelwettbewerbe in Kiel-Schilksee
Zahlreiche Athleten fieberten den Wettbewerben in Kiel entgegen - die dann aber von dem Anschlag in München überschattet wurden.
Auch 50 Jahre nach dem Rennen ist Ulli Libor der Ärger noch anzumerken. Bei den Olympischen Segelwettbewerben in Kiel hat er es zwar auf die Siegertreppe geschafft, aber er und sein Vorschoter hatten sich weit aus mehr als den Dritten Platz und damit die Bronzemedaille ausgerechnet. Libor hatte vier Jahre zuvor in Mexiko Silber gewonnen und das wollte er eigentlich verbessern und diesmal den 1968 siegreichen Rodney Pattisson schlagen. Aber auch vor Kiel wurde der Brite Olympiasieger im Flying-Dutchman und erst durch eine Energieleistung konnte sich Libor eine Medaille erkämpfen.
Nicht einmarschiert, sondern eingetanzt
Angefangen hat das Abenteuer Olympische Spiele für Libor bereits ein paar Wochen vorher. Bereits Anfang August war er zusammen mit Vorschoter Peter Neumann der erste bundesdeutsche Segler, der im Olympischen Dorf in Kiel-Schilksee eincheckte. Richtig los ging es dann mit dem 28. August 1972. Bei der Eröffnungszeremonie der Olympischen Segelwettbewerbe schien die Sonne, Kieler und Besucher strömten zum neugebauten Segelhafen und der Moderator Carlheinz Hollmann begrüßte die Tausenden von Menschen mit launiger Musik und flotten Sprüchen. Die Segler der verschiedenen Nationen versammelten sich hinter ihren Namensschildern und marschierten dann zu Musik auf den Vorplatz der Hafenanlage.
Ulli Libor erinnert sich bis heute an die fröhliche, ausgelassene Stimmung unter den Seglern. Die bundesdeutschen Sportler sind nicht einmarschiert, erzählt Ulli Libor, sie sind eingetanzt. So schön allerdings das Wetter für die Eröffnung war, so sehr hat es ihm an den folgenden Segeltagen genervt. Ein Hoch mit Sonnenschein und wenig Wind hatte sich über Kiel einquartiert, und wenig Wind lag dem Boot von Libor nicht. Die Wetterverhältnisse waren schwierig, meint er noch heute und als er bei einem Rennen führte, wurde ausgerechnet dieses wegen einer Gewitterfront abgebrochen. Aber damit muss man als Segler rechnen, meint er heute milde.
Ein Schatten fällt auf die Wettbewerbe
Insgesamt war er aber begeistert von der Stimmung des Wettbewerbs und vor allem von der Kieler Organisation. Für Ulli Libor war sie nicht typisch deutsch, weil sie eben so fröhlich, offen und locker war. Ganz anders, als man es von den „Sauerkrauts“ gewohnt war.
Die gute Stimmung änderte sich schlagartig, als die Meldung über einen Anschlag aus München auch Kiel erreichte. Eine palästinensische Terrorgruppe hat israelische Sportler überfallen. Beim Befreiungsversuch durch die deutsche Polizei sterben elf israelische Sportler, ein deutscher Beamter und fünf Geiselnehmer. Die Sportwelt ist geschockt. Ministerpräsident Gerhard Stoltenberg spricht bei einer Trauerfeier am 6. September den isralischen Angehörigen der Opfer sein Mitgefühl aus. Die Olympischen Segelwettbewerbe aber gehen weiter, “The games must go on“, aber, sagt Libor, die Stimmung war weg.
Auch 50 Jahre nach den Segelwettbewerben, sind die Olympischen Tage in Kiel-Schilksee mehr als eine schöne Erinnerung, sie sind auch ein Zeichen an die Seglerwelt, dass in Kiel selbst bei großen Widrigkeiten erstklassiger Sport möglich ist und Kiel zu den besten Segelorten der Welt gehört.