Deniz & Ove © NDR Foto: Andreas Hornoff

Deniz & Ove: Auch Kinderlieder können cool sein

Stand: 16.05.2023 05:30 Uhr

Deniz & Ove, das sind Deniz Jaspersen und Ove Thomsen. Für Matsch & Muse, den Instagram-Kanal für Kulturgenuss mit Kindern, hat NDR Kultur mit den beiden Hamburger Musikern über Kinderlieder gesprochen.

von Annika Feldmann

Beide haben lange in Bands gespielt, die Musik für Erwachsene gemacht haben: unter anderem OVE und Herrenmagazin. Am Freitag, 12. Mai 2023, ist ihr Album "LOOPING" bei Oetinger Audio erschienen.

Deniz und Ove, man könnte auch sagen: Ihr wart mal cool. Jetzt macht ihr Kinderlieder für die ganze Familie - was ist passiert?

Deniz Jaspersen: Okay, jetzt sind wir offensichtlich nicht mehr cool. Aber es geht beides! Es ist ein Irrglaube, dass man nur eines machen kann - Musik für Kinder oder für Erwachsene. Ich glaube, die Leute sind da zu streng. Es ist nicht ausgeschlossen, dass wieder eine "Herrenmagazin"-Platte kommt, und auch nicht, dass wieder eine "Ove"-Platte kommt. Für uns ist das Musik machen - und nicht die Frage: Was für Musik machen.

Ove Thomsen: Hauptsache cool!

In euren Liedern geht es oft um Alltagsdinge, die plötzlich eine besondere Bedeutung bekommen, wenn man Kinder hat - "Batterien" zum Beispiel. Wovon habt ihr euch für euer neues Album inspirieren lassen?

Deniz: Wir haben beide Kinder und daher fliegen uns die Themen hier zu. Ich finde erstmal alles spannend und dann habe ich eine Idee oder einen Rhythmus oder eine Punchline …

Ove: … oder ich schicke dir ein Riff …

Deniz: … und dann schreiben wir das Lied gemeinsam fertig.

Wie unterscheidet sich das Songwriting für Kinder von dem für Erwachsene – von den Texten mal abgesehen? Macht ihr euch Gedanken über die Ansprüche und Hörgewohnheiten von Kindern?

Ove: Wenn ich eine gute Idee habe, ist es erstmal egal, ob das ein Lied für Kinder oder für Erwachsene wird. Ich folge dem Gefühl, der Emotion, die ich in dem Moment empfinde. Jetzt gerade sind wir in diesem Kindermusik-Kosmos unterwegs und ja, da wählt man ein anderes Vokabular. Aber im Grunde ist unser Anspruch, dass die Musik für alle erreichbar sein soll.

Deniz: Wir machen einfach die Musik, die wir gern hören wollen - und "LOOPING" ist die Kindermusik, die wir gern hören wollen.

Kindermund tut Wahrheit kund - und zwar ziemlich unverblümt. Testet ihr eure Songideen an euren Kindern oder Kindern aus dem Bekanntenkreis? Und wie sieht da das Feedback aus?

Deniz: Ich teste die Musik nicht so richtig vor meinen Kindern, weil die das nicht so spannend finden im ersten Demo-Zustand.

Ove: "Testen" geht vielleicht ein bisschen zu weit. Aber im Familienalltag bekommen die Kinder ja mit, dass ein Lied entsteht, und vielleicht wird hier und da mal eine Zeile aufgegriffen.

Deniz: Es gibt auf jeden Fall richtig viele Demos auf meinem Handy, wo im Hintergrund mein Sohn zu hören ist, wie er dazwischenruft, wenn ich doch gerade nur meine Idee festhalten will.

Ove, du hast mit "Lisa" einen wunderbaren Song über die - leider unerwiderte - erste große Liebe im Kindergarten geschrieben. Gab es Lisa wirklich? Erinnert ihr euch noch an eure Sandkastenliebe?

Ove: Ja, Lisa gibt es wirklich. Ich habe sie sehr lange nicht mehr gesehen, aber sie war irgendwann schon einmal auf einem Konzert und das war ganz toll, sie nach all den Jahren wiederzusehen.

Ihr spielt eure Musik ja auch live. Wie ist es, wenn euch statt Gleichaltriger jetzt Kinder zujubeln? Klatscht man sich noch ab so nach dem Motto "Geiler Gig"?

Ove: Ja, klar klatschen wir ab. Es ist nämlich eine große Herausforderung, eine Kinderbande glücklich zu machen! Und es ist schön, wenn es funktioniert und die Kinder schon beim ersten Lied aufstehen und anfangen zu tanzen. Das ist auch deshalb besonders schön, weil Kinder so ehrlich und offen sind - wenn die keinen Bock haben, gehen sie nämlich einfach weg, während Erwachsene einfach aus Anstand ein bisschen klatschen.

Deniz: Außerdem ist es nicht unbedingt einfacher, Kinder zu unterhalten. Die sind nicht weniger anspruchsvoll. Sie reagieren nur anders.

Ove: Was ich auch gut finde, ist, dass man nicht die Animations-Clownerie-Fahne schwenken muss, um die Aufmerksamkeit von Kindern zu bekommen, sondern wir können die Musik einfach machen, wie wir sind. Und das ist sehr angenehm.

Eltern berichten häufig: Bei Kind Nummer 1 haben wir uns ganz genau überlegt, welches Lied wir ihm als allererstes vorspielen - immerhin ist es das erste Mal, dass das kleine Wesen Musik hören würde. Bei Kind Nummer 2 lief halt irgendwas, das Kind Nummer 1 hören wollte. Für welche Musik würdet ihr eure Kinder gern begeistern? Und wie stellt ihr das an?

Deniz: Mein Sohn interessiert sich nicht so sehr für Musik oder dafür, wenn ich Gitarre spiele. Er hört lieber Hörspiele. Aber meine Tochter, die noch viel kleiner ist, findet Musik ganz toll und mit ihr kann ich auch zusammen Musik hören. Manchmal setzen wir uns zusammen aufs Sofa und hören zusammen Musik, auch Erwachsenen-Musik wie neulich "Post Malone".

Ove: Bei uns läuft morgens das Radio und, wenn ein guter Song kommt, drehe ich den auch mal auf. Da merke ich schon, dass die Kinder mitwippen. Aber bei meinen Kindern ist es noch viel zu früh, um mit musikalischer Erziehung anzufangen. Da geht es noch nicht drum zu sagen, hört mal dies oder das, damit ihr cool werdet. Der Geschmack entwickelt sich von ganz alleine - auch durch das, was sie in der Kita oder mit Freunden hören.

Die Fragen stellte Annika Feldmann für NDR Kultur.

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Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | 16.05.2023 | 09:00 Uhr

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